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Kunstgeschichtliche Gesellschaft zu Berlin [Editor]
Kunstchronik und Kunstmarkt: Wochenschrift für Kenner und Sammler — 57.1921/​1922 (März - September)

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Nr. 47
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Térey, Gábor: David Teniers und der Samtbrueghel
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https://doi.org/10.11588/diglit.39787#0366

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782

David Teniers und der Samtbrueghel

22. Juni 1637 in der St. Jakobskirche zu Antwerpen zum Altar führte.
Brueghel belebte feine Bilder, wie z, B. die »Verfuchung des hl. Antonius«
<Dresden, Karlsruhe), »Chriltus befreit die Seelen aus dem Fegefeuer« <Haag>,
»Juno in der Unterwelt« <Dresden>, »Äneas mit der Sibylle in der Unter-
weit« (Budapeft) mit unzähligen Spukgeltalten, die teils auf der Erde, teils
in athmofphärifcher Höhe ihr Wefen treiben, Er entfaltete hierin eine zügel-
lofe Phantafie und fleht feinem eigentlichen Lehrmeifter Hieronymus Bofch
kaum nach. Diefe Sorte von Bildern Brueghels kommt bei der Beurteilung
von Teniers' »Verfuchung des hl. Antonius«, die »Marter des Reichen im
Fegefeuer«, Hexendarltellungen, Teufeleien ufw. in Betracht.
Der deutliche Beweis des Zufammenhanges der Kunft des Teniers mit
der Brueghels läßt fich durch den Vergleich eines bis jetzt in der einfchlägigen
Literatur unbekannten Bildes von Teniers »Juno in der Unterwelt« <Koll,
Dr. Jofef Donath in Budapeft)1) mit einigen Werken Brueghels feftftellen.
In der Dresdener Galerie hängt Jan Brueghels figniertes und datiertes Bild
»Juno in der Unterwelt« <Nr. 877): »Weite von Flammen erleuchtete Felfen-
landfdhaft. Ein Waller rechts im Mittelgründe, das Hochgericht links auf der
Höhe, Kaltelle auf den Bergfpitzen. Spukgeltalten füllen den Vordergrund.
Links ein Höllenfpuk, zu dem Juno, die weiter rechts auf ihrem Pfauenwagen
hält, fich umblickt. Links vorne ein Knäuel von Menfchenleiber«. Zwei ähn-
lieh komponierte Unterweltbilder Brueghels befinden fich im Mufeum zu Buda»
peft <Nr. 640 und 645), aber an Stelle der Juno ilt Äneas mit der Sibylle
zu fehen. Teniers hat nun für die Gruppe der Juno mit den drei Furien
auf dem Donäthfchen Bilde zwei Geltalten von Brueghel direkt übernommen:
Die hehre Geftalt der Juno aus dem Dresdener Bilde <f. unfere Detailab-
bildung) und die linksftehende Furie mit dem emporgehobenen linken Arm
aus dem Budapefter Bilde <Nr. 645)2 *) Ȁneas mit der Sibylle in der Untere
weit«. Diefe Entlehnungen des Teniers zeigen ein intenfives Studium 'der
Werke Brueghels. Ferner fei darauf hingewiefen, daß die auf Brueghelfchen
Bildern8) vorkommenden, durch die Lüfte fchwirrenden phantaftifchen fifch=oder
vogelartigen Wefen, welche von bizarren Geltalten geritten werden, Teniers
entfehieden beeinflußten. So malte er auf dem Donäthfchen Bilde einen auf
einem Fifche reitenden Zwerg, der mit beiden Händen einen langen Befenftiel
hält, an deflen Ende eine brennende Kerze flackert. Teniers hat mit Vorliebe
die »Verfuchung des hl. Antonius« dargeftellt und die obenerwähnten Motive
hier mit Gefchick variiert. Auf feinen Bildern in Dresden <Nr. 1079) und
1) Eichenholz/ Höhe 41 cm, Breite 55,5 cm. Das Bild, welches von wundervoller Er-
haltung ilt, Itammt aus gräflich Berchtholdfchem Belitz in Ungarn.
2) Phot. Hanfltaengl, Nr. 38.
3> Dresden, Nr. 1079,- Budapeft 640.
 
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