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Kunstgeschichtliche Gesellschaft zu Berlin [Editor]
Kunstchronik und Kunstmarkt: Wochenschrift für Kenner und Sammler — 57.1921/​1922 (März - September)

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Literatur / [Notizen] / Kunstmarkt
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682

Literatur

Welch eine verklärte Welt farbenfprühen»
der Wunderwerke tut lieh vor unferen
Augen auf, wenn der Begriff »Email« in
unlerer Vorftellungswelt lebendig wird!
Von den in prickelnder Farbigkeit auf»
blitzenden ägyptifchen Juwelierarbeiten bis
zu den Paradeftücken fiebenbürgifchen
Filigranemails, von den zierlichen gold»
emaillierten griechifchen Grillen bis zur
fchillernden Kleintierwelt eines Lalique und
den traumhaft fchönen Schöpfungen der
Pforzheimer Kunftgewerbefchule, von den
orientalifch = byzantinifchen Zellenfchmelz»
arbeiten mit dem Triumphwerk diefer
Gattung, der Limburger Staurothek, an
der Spitze, bis zu der »Hofhaltung des
Großmoguls von Delhi«, dem grandiofen
barocken Schauftück des fächfifchen Hof»
goldfehmiedes Dinglinger, von den far»
bengefättigten Schmelzmalereien von Li»
moges bis zu den gleichwertigen Arbeiten
eines K. Lang»Hanau — welch eine be»
rückende Offenbarung liebevollften, erfin»
derifchen, von künlflerifcher Phantafie be»
Äugelten Handwerkergeiftes! Mit knappen,
aber die Hauptetappen fcharf herausheben»
den Strichen entwirft der Verfalfer im erbten
Teil feines Buches den Siegeszug des Email
unter befonderer Berückfichtigung feiner
tedinifchen Entwicklung, Es gibt wohl
kaum ein Gebiet der Kunfttechnik, das fich
in eine folche Fülle von Sondertechniken
veräftelt, die immer wieder neue zauberifche
Wirkungen dem Werkftoff, dem Email,
entlockten. Der Verfafler erhebt nicht den
Anfpruch, eine Gefchichte der Emailtechnik
zu geben. Wer eingehende hiftorifdte Be»
lehrung bucht, der fchlage das große Werk
von Falke»Frauberger über die deutfehen
Schmelzarbeiten des Mittelalters nach,- wer
fich noch mehr in Sondertechniken ver»
tiefen will, nehme die prachtvollen Bände
von M. Rofenberg über den Zellenfchmelz
in die Hand. Der Laie aber, der die un-
gemein feinen, zarten Techniken der Emaifi
kunft und hervorragende Werke einer jeden
Einzeltechnik in einem Überblick kennen
lernen möchte, greife getroft zu dem neuen
Buche von Debo, das im zweiten Teil den
Lefer auch noch bekannt macht mit den
Werkftoffen, Werkzeugen, Schmelzver»
fahren und den heimtückilchen zahlreichen
Fabrikationsfehlern.

Die Gegenwart fcheint der Emailtechnik
eine neue Blütezeit zu verfprechen. Möchten
doch die Künftler, die fich diefer Itrahlen»
den Welt Werkftoff gewordenen Sonnen»
lichtes hingeben, fich nicht verführen lalfen
durch die Fülle des heute zur Verfügung
flehenden vorzüglichen Werkmaterials,
fondern aus dem innerften Geilte eines
jeden Materials heraus, von innen nach
außen, zur bedeutfamen Geftaltung vor»
dringen! Gerade heute gilt es, die er»
drückende Fülle bereits veredelten Roh»
ftoffes zu bändigen,- dann erft werden uns
neue, noch ungeahnte Ausdrucksmöglich»
keiten auf dem Gebiete der Emaillierkunft
beglücken können.
Die Publikation von Debo muß letzten
Endes als eine Reklame für die Email»
abteilung der Firma F. A. Schütt angefehen
werden. Man fafle das keineswegs als
Tadel auf! Im Gegenteil! Die Firma
Schütt hat mit der Herausgabe diefes koft»
baren Budtes in der denkbar vorbildlichften
und taktvollften Weife gezeigt, wie man
marktfchreierifche amerikanifche Protzen»
reklame in Kulturdokumente umzuwandeln
vermag. Möchten uns audi noch andere
in der kunffinduftriellen Bewegung flehende
Firmen mit einer folchen muftergültigen
Kunftliteratur, die auch der Gegenwart zu
dienen vermag, erfreuen! Dr. Zeh
*
Max J, Friedländer, Die Litho»
graphie. Bruno Caffirer. 1922.
Als Einführung in die Lithographie»
ausftellung, die augenblicklich das Ber»
liner Kupferftichkabinett zeigt, hat M. J.
Friedländer ein Bändchen bei Caffirer er»
fcheinen faßen, in dem er auf noch nicht
achtzig Seiten eine hiftorifche Entwicklung
des genannten Kunftzweiges gibt. Es wird
hier der Weg weitergegangen, den der
Autor feinerzeit mit feinem Werkchen
»Die Radierung« befchritt, und den Glafer
mit jenem über den Holzfchnitt fortgefetzt
hat. Ganz allgemein darf gefegt werden,
daß es fich hier um eine mufterhafte Art
der Propaganda für die Schätze einer Staats»
lämmlung handelt. Leidet das Kupferftich»
kabinett durch die Unnahbarkeit feines
Äußeren ganz gegen feinen Willen etwas
unter dem Refpekt des Publikums, das felbft
die wechfelnden Ausheilungen lange nicht
 
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