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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 20,2.1907

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Heft 24 (2. Septemberheft 1907)
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Rundschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.8626#0787

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munter bringen), wenn einiger-
maßen in dem jetzt üblichen Um-
fange über neue Bücher berichtet
werden soll. Die erforderliche Arbeit
könnte von den Redaktionen bil-
ligerweise gar nicht verlangt wer-
den, weil sie gar nicht geleistet
werden könnte. Zudem ist es wün-
schenswert, daß das Publikum auch
die Auffassung von Autor und
Verleger gelegentlich kennen lernen
kann. Wie es aber jetzt nicht nur
die kleine und arme Presse, nein,
auch die reichsten Geldmache-Zeitun-
gen treiben, das bedeutet organi-
sierten Betrug, nichts andres. Auf
dem Iournalistentage sagte man's
selbst: es sei „heute sast allge-
mein üblich geworden, den Wasch-
zettel zur Ankündigung zu benut-
zen". Richtig, und w o steht da-
bei: Ansicht nicht eines Unpartei-
ischen, sondern des Verfassers oder
des Verlags? Zwar sind vom
„modernen" Zeitungsunternehmer-
tum neuerdings verschämte Abtei-
lungen eingerichtet Worden, die sich
möglichst wenig, aber doch eben
für den ganz Eingeweihten ein
ganz kleines wenig von den an-
dern Abteilungen unterscheiden und
Anpreisungen so als Rezensionen
einschmuggeln — wir sprachen im
zweiten Maihefte davon —, aber
da handelte sich's um verschleierte,
direkt bezahlte Inserate, also wie-
der um eine andre Sorte von
Schwindel. Schwindel jedenfalls
ist auch der gegenwärtige Wasch-
zettel-Unfug, und der Deutsche
Iournalistentag tat rührend sanft
daran, hier nur von „wünschens-
wert" statt von „notwendig" zu
sprechen.

Merkwürdige Erfahrungen haben
wir selber mit den Begleitzetteln
gemacht. Mein Freund Callwey
und ich haben uns längst geeinigt,
daß alle Begleitzettel zum Kunst-
wart und den vom Kunstwart her-

ausgegebenen Publikationen die
deutliche Anterschrift des
Verlags tragen sollten, um die
Sache ganz unmißverständlich klar-
zumachen. Im Anfange druckten
auch einige Zeitungen die Anter-
schrift mit, je länger taten's je
weniger, jetzt tut es kaum eine
mehr. Scheut man sich, zu ge-
stehen, daß die Anzeigen nicht
eigene Arbeit der Redaktion sind?
Meiner Meinung nach liegt die
Sache so. Die Redaktion wird
durch den Begleitzettel nicht von
der Verpflichtung entbunden, ihn
daraushin zu prüfen, ob er zutrifft,
sie hat ihn ihrerseits zu behan-
deln, wie jeden andern Beitrag,
der ihr angeboten wird. Sie hat
ihn nur abzudrucken, wenn
sie ihn für zutreffend hält.
Zutreffen kann er ja auch, wenn
er von einem „Interessenten" aus-
geht. Aber daß er von einem Be-
teiligten ausgeht, muß trotzdem
angegeben, es muß ehrlich gesagt
werden: hier spricht Partei.

Deshalb setze man dazu: „Verleger-
Empfehlung" oder kennzeichne die
Sachlage sonst. Die Partei, der
Verleger, würde durch diese Äbung,
seine Firma öffentlich als Ärheber
der Empfehlung zu bezeichnen, auch
wieder vorsichtiger gemacht, würde
von allzu „wildem" Preisen zu-
rückgehalten werden. Änd so wäre
die Folge der Neuerung auch eine
Aufbesserung der „Waschzettel" sel-
ber. A

Wie's gemacht wird

Die „Kritik der Kritik" ist sicher
nicht nach dem Geschmack aller,
die Geschmack haben, es liegt aber
in ihrem Wesen, daß sie oft Lin-
blicke in die Welt der Hinterhäuser
und Höfe öffnet, die man durch
andre Fenster nicht sieht. Als ein
Beispiel bringen wir den folgenden
Artikel Viktor Klemperers über
seine Beziehungen zu der Zeitschrift

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