Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 42,2.1929

DOI Heft:
Heft 7 (Aprilheft 1929)
DOI Artikel:
Egidy, Emmy von: Um Bachofen und nach Bachofen, [1]
DOI Artikel:
Halm, August: Evolution - Revolution
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.8886#0034

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
VakerLume führen zu dem Schlusse: in der Hervorhebung der PaLernitäL
liegL die Losmachung des Geisies von den Erscheinungen der Nakur, in ihrer
siegreichen Durchführung eine Erhebung des menschlichen Daseins irber die Ge-
setze des skofslichen Lebens" (V. z. M.).

Hier stehen wir an der Wende. (Schluß solgt)

Evolution — Revolution

Von A. Halm

S^eder, der Musik machk, und sei es der originellste Kopf, knüpfL irgendwo
^)an, hak mindestens ein Vorbild, das ihn in besonderer Weise anregk, an-
treibk, ihm RichLung gibk, oder dessen Nichkung er als mik der eigenen einiger-
maßen in Übereinstimmung empfindek und annimmL. Daß dabei der Jüngere
die eingeschlagene RichLung weiker versolgen, daß der Iünger den Meister
überbieken will: das nehmen wir als selbstverständlich an. Die Geschichte gibk
uns viele Beispiele für ein solches VerhalLen, und wir, der Vorstellung eiues
ForLschrikks wie einem Zwang unkerstehend, deuten vielleichk noch mehr Er-
scheinungen dahin, als nökig und richkig wäre. Diese unscre Vkorstellung wird
noch gefärbk: es handelk sich nicht nur im allgcmeinen um ein WeiLergehen
und ÜberbieLen, sondern im besonderen auch um ein immcr erneukes Wagen.
Von dieser Anschauung sind in der Regel die Komponisten nicht weniger be-
herrschk als die Aussührenden und Ausnehmenden (dann und insosern sind
also auch die eigenarkigen unter ihnen im Grundsählichen nicht originell!);
und es werden somik den Nnchkommcnden zumeist und am stärksten gerade die
ÜngewöhnlichkeiLen, die ExLravaganzen in dem Wcrk scines Aorgängers zur
Nachahmung anreizen. Denn auch das Skeigern und ÜberLrumpsen ist ein
Nachahmen.

Da gab es einmal, vor manchcn Jahren, in der SkukLgarLer Neuen Musik-
zeikung cine Kontroverse, die, wenn ich mich rechk erinnere, Felix Draeseke
mik einem AufsaH „Die Konsusion in der (damals) heukigen Musik" hervor-
gerufen hak. Jhm erwiderke Max Neger mit einem Aufsatz; ich glaube „De-
generaLion und RegeneraLion" war der Tikel. Seine Ausführungen gedank-
lich nichk ekwa ergiebiger als eine Draesekes, haLLen doch dic größere sympkoma-
Lische WichLigkeit. Es war in ihnen öskers die Nede von dem „Lollen ReiLen
nach Links"; ja dies war meines Erinnerns das HaupLLhema. Reger wendet
sich dabei an einige seiner Anhänger, die sich über seine WeiLherzigkciL wun-
dern und es nicht verstehen wollen, daß er, der kühne Neuerer, Komponisten
noch durchaus hochschätzk, die jeue schon als erledigk ansehen wollken. Und er
belehrL sie, seineBewunderer, dahin, daß auch solche AuLoren, z. B. Mendels-
sohn, zu ihrer Zeit stramm nach links geriLLen sind —, mik welchem an sich
nichk sehr geistvollen, aus die Dauer aber ermüdenden und immer schaler wer-
denden Bild er zeichnen will, daß diese und schließlich alle die Größen der Mu-
sikgeschichte Revolutionäre gewesen sind, und daß eben darin ihr musikge-
schichtliches Verdienst liegL. Eigenklich träfe für das, was Rcger meinL, besser
das Bild von einer beständig nach links reitenden Musik zu; diese hak es eilig,
in die unbekannten und lockenden, links gelegenen Gegenden zu gelangen und
bedienL sich dazu der jeweiligen Komponisten, gleichsam als der Relais-Pferde;

26
 
Annotationen