Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 42,2.1929

DOI Heft:
Heft 11 (Augustheft 1929)
DOI Artikel:
Popp, Joseph: Zum Werdegang der neuen Einrichtung und Wohnung
DOI Artikel:
Lose Blätter
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.8886#0365

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
mag. Um das auch auf einer kleinen Grundfläche zu erreichen, muß man alle
Räume im Sinn ihres besonderen Zweckes auf das knappfle Maß bringen,
eingebauke Schränke verwenden, den Flur oder Vorplatz auf das geringfte Maß
befchneiden. Das Bad ift als Bad und dnrch auflegbare, wie Wand-Bccken
als Wafchgelegenheit für die Familie anszubilden; es hak als unerläßliche For-
derung zu gelten. Die Türen sind möglichft in den toten Winkel zu legen,
damit die Wandflächen unzerftückelt bleiben; deshalb auch Zutritt vom Gang
aus. Die Fenfter sind als Schieb- und Klappfenster auszubilden, mit einem
kleineren Ausfchnitt für die Lüftung; so vermeidet sich das Hereinragen des
Hauptflügels in den Raum. Wünschenswert sind endlich Räume von Verhäl-
hältnismäßig geringer Tiefe, weil dadurch Belichtung und Lüftung wesentlich
erleichtert werden.

Bleibt auch die Erfüllung all dieser Forderungen noch der Zukunft vorbehalken,
so sind wir doch auf dem Weg zur Erfüllung. Pflicht aller öffentlichcn Stellen,
die Baugeld Vergeben, wie aller jener, die solches Geld erhalten, ift es: dies im
denkbar beften Sinn anzuwenden; Pflicht jedes Wohnenden ift es, sich in sol-
cher 2lrt erziehen zu lassen und auf andere erziehlich einzuwirken.

Lose BläLLer

Die Geschichke

von der I^ixe Iocosa und dem schweigsamen Prinzen

Von Julius Zerzer

I^er Prinz ritt auf die Iagd — oder ritt er in die Pferdefchwemme? Wel-
^-^cher Einfall! Prinzen reiten nie in die Pferdefchwemme! Dahin reiten
nur die Knechke, am frühen Morgen oder am späten Abend, und dabei singen
sie und haben nichk einmal Zäume und Sättel und Steigbügel, sondern sitzen
nur so huckepack auf dcn glatten Rücken der Tiere. Auch ziehen sie nicht in
großem Gefolge aus wie der Prinz, den vornehme Herren in blauen und
roten Mänteln umgaben und Damen in weiten goldgeftickten Gewändern und
mit Goldfchnüren in den tnrmhohen Haargebäuden. Die lassen sich fchon gar
nicht dazu herab, die Pferde zu ftriegeln, die kämmcn nicht einmal ihre eigenen
rabenfchwarzen oder korngelben Haare — wozu hätten sie auch ihre Kammer-
frauen? — und fchlichten höchftens mit zierlichen Elfenbeinkämmen das sei-
dige Fell eines verzogen keifenden Lieblingshündchens.

So ritk also der Prinz — und man sah es ihm fchon von weitem an, daß es
ein richtiger Prinz war — inmitten seiner Herren und Damen auf die Jagd.
Es war noch früher Morgen und er gähnte noch dann und wann, wobei er
sich nicht einmal die Hand vor den Mund hielk, denn erftens war es wirklich
noch sehr früh, fo daß es einen fchon nach einem kleinen Schläfchen verlangen
durfte, und dann wollte er auch damit sagen: hier bin ich der Herr und darf
gähnen, wie und so oft ich will.

Übrigens war es, von diesem verzeihlichen, ja geradezu ftandesgemäßen Selbst-
bewußtsein abgesehen, ein guter, sanfter und freundlicher Prinz, und die
Bettler, welche da und dort an der Straße saßen und das Herankommen des
 
Annotationen