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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 42,2.1929

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Heft 10 (Juliheft 1929)
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Glück, Franz: Otto Stoessl
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Lose Blätter
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https://doi.org/10.11588/diglit.8886#0264

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dürfke keiner aus den Augen verlieren, der den Beruf hak, der Jugend und
einer neuen Welk alke Größe zu deuken. Der Versuchung jener gefährlichen
„Geifkeswissenfchafk", die ein Privileg weniger und für die vielen nur ein die
Unklarheik verdeckender Mankel ist, nnd dem Hang zur zersehenden Kärrnerei
enkgegen wirkk in diesen Essays wie in der herrlichen Aufsahsannnlung „Le-
bensform und Dichkungsform" ein wahrhafk synkhekifcher Geist. Aus dem dich-
kerifchen Gebilde wird das fchriftstellerifche gefchöpfk, und wie jenes hak dieses
Wuchs, Krafk und glückspendende Machk. Es muß der Wunfch aller im Geiste
Lebenden sein, daß der igi^ erfchienenen Aufsahsammlung Skoessls bald ein
zweiker Band mik seikher veröffenklichken, vielfach nichk minder reichen Essays
folge.

Ich fchließe hier ab. Wenn meine Worke auch gewiß zu wenig ausdrücken
konnken, so lassen sie doch vielleichk die Fülle des Werkes fassen, der in Okko
Skoessls Werk ausgebreikek liegk. Ersähe man sie und griffe zu — es wäre
mein und der Zugreifenden fchönster Lohn.

N o t i z

Von Otto Skoessl sind erfchienen: bei der Deukschen Verlagsanstalk,
Stuttgart: Jn den Mauern, Kinderfrühling (vergriffen), SonjaS letzter Name,
Negerkönigs Tochter, Egon und Danitza, Allerleirauh, Morgenrot, Was nützen
mir die fchönen Schuhe, Unterroelt, Jrrroege, Sonnenmelodie, Lebensform und Dich-
tungsform, Adalbert Sti'fter. Bei Albert Langen, München: Menfchen-
dämrnerung. Jm Verlag Paul Lift, Leipzig: Das Haus Erath. Bei Bran -
duS, Berlin: Gottfried Keller, Cvnrad Ferdinand Meyer. Bei Ernft Ro-
rvohlt, Berlin: Der Hirt als Gott. Bei Reclam,Leipzig: Johannes Freu-
densprung und der Meister, Opfer (zroei Novellenauswahlen).

Lose BläLLer

Geli Tassai

Bruchstück aus einem Allkagsleben
(Aus: „Menfchendämmerung". Novellen. Albert Langen Verlag, München)

Von Okko Skoessl

„Romantik der Banalikät" —

„Das rst mein Unglück, daß ich von Wien nichk forkkann, sonst hätke ich es
guk in der Welk draußen," sagke die junge Näherin, indem sie mik ihren
langen, fchmalen, braunen, gepflegken Fingern cin Skück Skoff unker die
Maschine schob. Dann enkzündeke sie eine Zigarekke, im Rauchen begann sie
zu kreken, und unker dem gleichmäßigen Surren der Räder, zwischen cinem
Zug und Dampf und dem nächsten, oder beim Abhaspeln oder Einfädeln,
oder beim Einklappen des Füßchens erzählke sie weiker, ohne dabei die Arbeik
zu lassen. Wenn sie aufblickke und einen voll ansah, erkannke man, wie
hübsch sie eigentlrch war. Sie hatke den schweren Augenaufschlag der Lang-
bewimperten mik einem gutmükig heiteren, gelassenen dunkeln Blick. Jhr
blerches, bräunliches, wohlgebildekes, ein wenig gepuderkes Gesichk, ein rich-
Liges Skadkgesichk, schien mehr zu wissen, als sie selbst wußke mik ihren
drei- oder vierundzwanzig Iahren. War sie über ihre Näherei gebückk,
 
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