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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 42,2.1929

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Heft 11 (Augustheft 1929)
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https://doi.org/10.11588/diglit.8886#0400

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Der Derlag rmd der Heransgeber, Wer- kommendster Weise die Deröffentlichung
ner Hegemarm, haben uns in entgegen- unserer Äuswahl ermöglicht.

Zu unseren Bilderu uno I^oken

artin Lauterburg. Hafen
oon Rovenska. Wir haben des
Künstlers schon früher (Kwt. -s2/6) in
einem Aufsatz gedacht und nehmen hierauf
Bezug. Das gegentvärtige Bild, für des-
sen Wiedergabe wir besondere Mittel und
Mühe aufgewendet, ist ausgezeichnet ge-
glückt. Es gibt das Original vollständig
getreu wieder und zeigt das Meisterhafte
dieses Malers auch in der Aquarelltech-
nik und deren Eigenart auf das vorteil-
hafteste. Die Wasserfarben haben ver-
möge ihres durchsichtigen und leicht lös-
baren Bindemittels eine starke Durchsich-
tigkeit und Helle, erschweren aber dadurch
den Ausdruck von Körperhaftigkeit und
Kraft. Wie sehr Lauterburg auch diese
herauszuholen versteht, erweist er in den
dunkleren Partien der Bovte und ihrer
Schatten, in ihren schmissigen Umrissen.
Trotz des engen Beisammenseins ersteht
kein Gedränge der Schiffe, behält jedes
seinen Raum und seine schaukelige Bewe-
gungsfreiheit; anfchaulich ist ihre Grup-
pierung so angeordnet, daß sie als Ge-
samtheit wie im Einzelnen mit einem
Blick überschaut werden kann. Die Ma-
sten geben in ihrem Gestänge dem Bild
nach der Vertikalen Leben und Bewe-
gung, wi'rksame Überschneidungen mit der
wagrechten Lagerung der Häuser. Rhyth-
misch zügig wellt sich das Gelände im
Hintergrund und faßt alles zusammen.
Beachtenswert, welche Rolle der Kamin
in der rechten oberen Ecke für den Halt
des Ganzen spielt; man überdecke ihn
durch einen Streifen und das Bild wirkt
nach dieser Seite wie abgeschnitten und
leer. Man ersieht hieraus, auf welch
scheinbare Kleinigkeiten es tn einem wohl
abgewogenen Bild ankommt. Die Leucht-
kraft der farbigen Schiffe ist durch das
Duftig-Schwebige der leichten Fassaden-
Farben zum Mittelpunkt und zur koloristi-
schen Hauptwirkung gebracht. DaS Bild ist
also in den Farben wie in den Formen ein-
heitlich durchkomponiert; dasGanzeein cha-
rakteristisches Hafenbild des Südens.
Heinrich Hartwig. Tessiner Land-
kirchen und ihre Umgebung.
Was der Zeichner der im Text gebrach-
ten Architektursilhouetten beabsichtigte,

hat er selbst gesagt; im folgenden wollen
wir nur Bemerkungen zu einzelnen Bil-
dern bringen.

Albogasio inferiore. Das Em-
porgehobene der Situation entwickelt sich
in der Bauanlage weiter und gipfelt wirk-
sam im Turm, der in seinem Dertikalis-
muS einen bewußten Gegensah zur hori-
zontalen Schichtung des Kirchenkörpers
bildet; damit zugleich ein Kontrast von
gelagertem und bewegtem Aufstieg.
Madonna d'O n g e r a. Di'e Kreuz-
wegstationen schaffen einen raumhaltigen
Rahmen, der zugleich die Verbindung mi'L
der freien Natur gibt. Die sockelmäßige
Verbindung schafft dem Platz Spannung
und verbindet ihn mit der Vorhalle. Die
schlichten Ouermauern wirken torhaft;
das Ganze hat einen stark repräsentativen
Charakter.

Santuario bei Campione. Die
säulenhafte Wirkung der Zypressen, zwi-
schen denen das Zickzack der Terrasse
noch schärfer wirkt, bringen auch den
Mittelbau und Turm noch mehr in ihrer
überragenden, herrfcherhaften Bedeurung
zum Ausdruck; beide gingen ohne dieses
Mittel in der Weite der Landfchaft ver-
loren oder würden wenigstens empfind-
lich geschwächt in ihrer aufrechten Hal-
tung. DaS Gegenspiel von Wagrechten
und Senkrechten mit den Diagonalen
staffelt zugleich die ganze Anlage gemäß
ihrer natürlichen Umgebung.

M orcvte. Ein Beispiel, wie auch eine
an sich nicht mächtige Anlage durch ihre
einheitliche Zusammenfassung einen Zug
ins Große zu gewinnen vermag und als
Bekrönung der Landschaft wirkt. Reiz-
voll, wie sich ein ei'nzelnes Motiv ganz
löst: wie der Turm mit seiner baulichen
Umgebung dem Höhenweg entgegen-
kommt, ihn aufm'mmt und seine Richtung
emporreißt, zugleich ihn wie durch ein
Mal weithin sichtbar macht.

Loreto. Die Vorhalle gibt der Kirche
einen stolzen Vorraum von repräsenta-
tioem Charakter. Sie kennzeichnet das
Bedürfnis des Südländers, in der Offent-
lichkeit sich zu bewegen und zu leben; hier
ist dem gesellschaftlichen Bedürfnis eine
Art Festsaal geschaffen, der dem davor-

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