Overview
Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 42,2.1929

DOI Heft:
Heft 11 (Augustheft 1929)
DOI Artikel:
Umschau
DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.8886#0399

DWork-Logo
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
neben aus neuen Msichten der poienzlose
Versuch Heilmuth GroppS „George
Dandin" (eine neue Mollere-Verhun-
zung), und aus achtenswerten Einfällen
gespeist, doch nlcht aus den Elgengesetz-
llchkelten der Oper geformt — eine wort-
vertonte Veroperung von Strindbergs
„Traumspiel" durch den musikantifchen
Julius Weismann, endlich Arnold
Schönbergs einft revolutionäres Mu-
sikdrama „Die glückliche Hand", trotz be-
dingter Wertgültigkeit doch heute von
größerem Verftändnis aufgenommen.
Für die Situation des heutigen Tanzthea-
ters wenig charakteriftifch: Heinz Ties-
sens „Salambo"; gerade das Tanzthea-
ter, das in zahlreichen glücklichen Werken
heute neue bedeutungsvolle Wege des
Musikalifchen Theaters zeigt, hätte mit
überzeugenden Opera dominierender her-
vortreten müssen. Walter Berten

Zubiläumsausfiellung des Deutschen
Künstlerbundes in Köln

er Deutfche Künftlerbund, der vor ge-
rade 2Z Jahren gegründet wurde,
bietet im Sinne seines GründungSgedan-
kens diesmal eine Jubiläums-Ausftel-
lung, die nicht zurückblickt, sondern, wie
das Geleitwort sagt, die Gegenwart zu
bejahen und vorwärts zu weisen sucht. Jn
der Tat ift die einzige rückblickende Schau
dem vielseitigen und umfangreichen
Schaffen des im vergangenen Jahre ver-
ftorbenen Grafen Leopold von Kalck -
reuth gewidmet, der seit der Grün-
dung der Präsident des Deutfchen Künft-
lerbundes gewesen ift und in seiner Per-
sönlichkeit gleichsam die llberlieferung dcs
alten Deutfchland verkörpert.

Jm Ganzen zeigt die Ausftellung, wie
fchon die vorjährige in Hannover, daß un-
sere Künftler anfangen, der formaliftischen
Spielereien müde zu werden, und daß sie
zur Sachlichkeit zurückkehren. Damit will
ich natürlich nicht sagen, daß sie nun alle
die früheren Versuche, auf neuen Wegen
dem letzten Endes unfaßbaren „Ding an
sich", der Sichtbarkeit der Natur nachzu-
kommen, aufgegeben haben, sondern, daß
müßiges Spielen mit der naturhaften
Form nicht mehr zeitgemäß erfcheint. Nur
hier und da Lreiben noch Jnfantilismus,
Dadaismus und Kubismus ihre abson-
derlichen Blüten. So pflegen Kan-
dinski und Klee weiter ihre eigen-
brötlerifche und intellektuelle Kunft, die

3^0

vom Gegenftändlichen ganz absieht und
Formen und Farbenklänge zusammen-
ftellt, die eigentlich nur ihnen selbft ver-
ftändlich sind. Von führenden Mitglie-
dern des Bundes fehlen diesmal Dix
und Nolde, und auch sonft sind die
sogenannten „Prominenten" nicht durch-
weg mit großen Leiftungen vertreten.

Es ift jedenfalls eine zum Nachdenkcn
Anlaß gebende Tatsache, daß die benach-
barte Auöftellung „Der Sport und der
Menfch" einen um vieles zahlreicheren
Besuch aufweift, woraus man den Schluß
ziehen müßte, daß die Zahl der Sport-
freunde in der Kunftftadt Köln größer
ift, als die der Kunftliebhaber. Diese Teil-
nahmslosigkeit der Bevölkerung unserer
weftdeutschcn Metropole ift um so be-
dauerlicher, als eine große Zahl nament-
lich jüngerer Kräfte unter Mühsalen,
Kämpfen und Opfern zum Teil recht be-
achtenswerte Leiftungen zuftande gebracht
hat. Wer da weiß, wie fchwer heute dem
jüngeren, noch nicht anerkannten Künft-
ler der Kampf ums Dasein wird, der
sollte, ftatt sich fchrosf ablehnend oder
teilnahmslos zu verhalten, auch einmal
daran denken, daß unseren unter widri-
gen Zeitläuften so mutig ringenden Künft-
lern ein guteö Wort, ein bißchen Der-
ftändnis und ein wenig Aufmunterung
durch Ankauf die Spannkraft zu verlei-
hen imftande ift, die sie brauchen, um
in solcher Zeit nicht zu erliegen. Vielleicht
war es ein Fehler der Organisation, als
Ausftellungsort das amusifche Köln zu
wählen, wie es denn der Künftlerbund
in der Regel vermeidet, die ausgesproche-
nen „Kunftftädte" und Kulminations-
punkte der modernen Kunft heranzuziehen.
Für das nächfte Jahr ift Stuttgart in
Aussicht genommen. Jedenfalls hat die
vorjährige Ausftellung in Hannover eine
ftärkere Resonanz bei der Bevölkerung
gefunden. Walter Bombe

Zu den Aufsätzen des Heftcs

a Hamsuns 70. Geburtstag ver-
Zffentlicht der Berlag A. Langen eine
reich illuftrierte Biographie von W. A.
Bcrendsohn, die Aufschlußreiches
über den Dichter, seinen Lebensgang und
seine Werke enthält und seinen Lesern
hochwillkommen sein darf.

Der Beitrag Hartwigs erfchien in
etwas veränderter Fassung in Was-
muths „Monatsheften für Baukunft".
 
Annotationen