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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 42,2.1929

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Heft 9 [Juniheft 1929)
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Rang, Bernhard: Martin Andersen Nexö: zu seinem 60. Geburtstag
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Lose Blätter
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https://doi.org/10.11588/diglit.8886#0201

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Lasse, wic das „Großchen", Stines treuc Großmutter, wie Lars Peter, der
geduldige, allzeit sröhliche und an das Gute glaubende Mann aus dem Volke,
unvergänglich Pelle selbst, Nexös Llr- und Eigenbild, das Proletarierkind,
wie es unter harten Entbchrungen heranwuchs zum Manne, wie dieser Mann
zum Führer wird und endlich, LroH Tod und Tränen, ungebrochcn als Sieger
das Lcben bezwingt. Gerade in diese Gesialt — das fnhlt der Arbeiter wohl —
hat Nexö den ganzen Glauben und die ganze Sehnsucht der leidenden Mensch-
heit nach Lichk und Befreiung wunderbar wahr und echt niedergelegt. Melleicht
kommt es gar nicht auf ein literarifches llrteil angesichts dieser Dichtungen an.
Worauf es ankommt bci Nexö, das hat besser als ich oder andere ein fchlich-
ter fchwäbifcher Bergmann gesagt, dcssen TLorte ich hierhersetzen will (aus
dem Literaturblatt der Frankfurter Zeitung vom Z. März 192g): „Den Nexö
habe ich vor langcn Jahren in den Gewcrkfchaftsblättern angezeigk gefunden.
JeHk habe ich die beiden Bände fchon klapprig gelesen wie eine alte Bibel.
Warum? Da seHk uns Trokteln einmal einer den Kopf auf. Wir müssen
doch von etwas leben, die fchönen Gedichte klingen unten im Pütt verdammk
fahl. Es muß doch ctwas zum Zugreifen geben, nebcn der Ärbeit, die doch
immer dieselbe ist. Da bin ich mik dem Pelle vorwärtsgegangen. Der Kerl
ift von uns und da ift einer von uns, der das Leben malk, wie wir es sehen.
llnd da fteht doch eine ganze Masse Hoffnung zwifchen den Zeilen."

Lose BlätLer

Tiefsee-Fische!

Von Martin 2ln dersen Nexö

(Nachdruck vcrboten)

'd^ie Nordsee, unterwcgs nach Schotkland, um Kohlen zu ladcn.

''^-^Ein richtig frifches Nordseewekker iff's, die Kimming iff wie cin fefter,
unverrückbarer Strich, wo die Welt einfach aufhört.

Hrnker ihr liegt der Abgrund und speit aus seinem hohlen Bauch: Sturm-
wolken und eine endlosc Reihe Sturzwellen, die alle nur den einen Zweck
haben, auf unserem Steuerbordbug zusammenzubrechen und unser Welldeck
mik Wasser zu füllen.

Das alte Lafftier unter uns iff kein Schiff mehr. Sind in ihm ctwa Ahnun-
gen einer Zeik aufgckauchk, ehe die Menfchen es noch dressierk hatten, Laffen
über die Meeresfläche zu kragen? Mit einem zufriedenen Schnauben überläßt
es sich den Wassern, begräbk sich in ihnen und tauchk zitternd wieder empor —
wie ein spielendes Seeungetüm. Zum Teufel mik Kurs und Navigation,
wenn es doch hunderterlei 2lrk und Weisen gibk, den Sturzwcllen zu begegnen
— für jede einzelne einc neue. Man kann sie in langen Sprüngen nehmen,
daß die Schraube rabiak in der leeren Lufk peikfcht und die Leute drunten im
Mafchinenraum unaufhörlich aus- und einfchalten müssen. Ilnd inan kann
sich auf den Hinteren seHen und mit einem Krachen, das wie Bergdonner dröhnt,
dcn Schiffsboden in die Wassermassen niederhauen. Oder sich im Meerc aus-
ffrecken und sie cinfach über sich von vorn bis achkcr ergehen lassen. Dann flucht
der Koch und ändert allmählich den Speisezettel von GrüHe über Brei in

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