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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 42,2.1929

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Heft 8 (Maiheft 1929)
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Bücherschau
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Zu unseren Bildern und Noten
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https://doi.org/10.11588/diglit.8886#0162

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ders den Skaatsmann in den f^ahren
semes weltgeschichtlichen Wirkens deutlich
werden zu lassen. Ei'ne gute Einlei'tnng,
ausführliche Anmerkungen mit Zeit-
tafel und Register, sowie 6 Bilder und
cine Handschrift-Probe erhöhen den Wert
des Bandes. H. Böbm

»

FriedrichSchnack, Das Leben
der Schmetterlinge. (Verlag
von Jakob Hegner in Hellerau.) Wir
wissen, daß wir bei Schnack stets
dieses schöne Erlebnis finden: an sei-
ner Hand kreten wir in ein Zauberreich
ein mit tiefen Klängen, Farben und
Legendenworten; und wenn wir uns
dann recht in ihm umsehen, so entdecken
wir — zu unserer tieferen Freude —,
daß wir nicht fern im Gefabelten sind,
sondern im Nahen und Zuaänglichen.

So entzückt schon der Gedanke, daß
dieser Dichter und Freund der Blumen,
Tiere, Früchte und Wälder ein Buch
über die Schmetterlinge geschrieben hat,
daS dieses liebliche Thema bewußt auS-
spannt von dem Exakten der Wissen-
schaft bis zu den dichterischen Träume-
reien, in die es selbst hinüberspielt. Und
wirklich flattern hier die Falterschwärme
auf aus Glaskästen und Gärten und
Fabeln, auS chinesiscben Puppensendun-
gen und näcbtlichen Wäldern, aus Ma-
lereien und Forscherbüchern und den Ah-
nungen des Poeten.

s^n der Mitte der Dreigliederung, zwi-
schen dem Buche der Tagfalter und
dem der Nachtfalter, steht das der Fal-
terlegenden. Da ist also das Weltstück,
in dem die Trennungen die gemeinsame
Achse berühren können. Die Legenden er-
zählen: von dem Apollofalter, der dem ur-
alten, verlassenen Homer von den ster-

benden Lippen schwebt; von dem Falfer-
regenbogen, tröstlichstem Fri'edens;eichen,
des heiligen Antonius; von dem Namen-
losen Falter, der einen armen kranken
Jungen aus elender Dachstube in den
wunderbaren Tod gcleitet.

Die beiden anderen Teile führen uns,
wie wir, die wir viel Liebe und wenig
Kenntnisse haben, uns das oft für Tiere,
Steine, Blumen wünfchken, zu den Arten
der Schmetterlinge hin, ein Stückchen
auch in die Geschichte ihrer Ahnen und
Erdsiedlung, lebendig wissend in ihr Le-
ben. Verwandeln und Sterben, zu Win-
terschlaf, Hochzeitsflug, Futterstätten,
Daseinskämpfen und zu den mühsamen
Arbeiten des gelehrten Sammlers.
Schnack weiß mit dem Worte gut zu
malen. (Manchmal verführt ihn gar
die reiche Palette.) Und docb fehlt uns
in dem Buche sehr das Bild. Wie
schade, daß von den Zeichnungen deü
Würzburger Glasermeisters, von denen
sv liebevoll erzählt wird, nicht eini'ge
beigegeben sind! Sie hätten nicht nur die
Beschreibung erspart und manche Stelle
entlastet, sondern hätten vkelleicht auch
die Gesamtgliederung erleichtert, die zu-
weilen, besonders im letzten Teil, etwas
verlorengeht. Da kommen wir uns, ver-
wöhnt wie wir rmn schon sind, ;u eil-
fertig behandelt vor, und die Gefabr
taucht auf, daß dann vertauschterweise
der Traumfalter aufgespießt wird, wäh-
rend der wissenschaftli'ch präparierle
Flügler in den Traum entfliegt.

Das Schönste: das Buch ist so von lan-
ger Liebe zum Leben deS Schmetterlings
erfüllt, daß es von ihr bunt-golden durch-
stäubt ist, so wie das edle Wachs süß
nach Honig duftet.

Walther Georg Hartmann

unseren Bildern und Noten

(S>unst ist eine geistige Welt in sinn-
^liibem Gewand, nicht nur, weil aus
dem Geist geboren und für ihn bestimmt,
auch in ihrer Form; und hierin wiederum
nicht nur deshalb, weil diese irgendwi'e
am Gehalt teilnimmt, sondern auch an
N'ch. f)m „Stil" als Formgesamtheit wird
dieS LeHtere auch vom Gebildeten begrif-
fen, nicht aber hinsichtlich der Form
schlechthin. Es gibt eine primitive, klas-
si'sche und barocke Form von eigenem
Geist, eS gibt eine lineare und malerische

Form. in der sich eine besondere Art der
Welt-Anschauung und Welt-Gestaltung
verkörpert. Sie alle wechseln und dür-
fen nicht im Sinne verschiedenen Wertes,
nur als verschiedene Seinsweisen aufge-
faßt und beurteilt werden. DaS Lineare,
mit dem wir es in unseren gegenwärti-
aen Bildern w tun haben, ist eine nur der
Kunst eigene Weise, die Erscheinungen
formal zu beurteilen; die lebendige Natur
kennt nicht die reine Linie, wie sie etwa
im unlebendigen Kristall auftritt. Die

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