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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 42,2.1929

DOI Heft:
Heft 11 (Augustheft 1929)
DOI Artikel:
Popp, Joseph: Zum Werdegang der neuen Einrichtung und Wohnung
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https://doi.org/10.11588/diglit.8886#0364

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lei'ner crgenen Bedürfnisse willen, oder als Glied der Volksgemeinfchaft. Und
diesc Bewegung ifl heute internaLionales Bedürfnis.

Jm folgenden sei nur das Wesenkliche, worauf es ankommk, kurz angedeuLeL,
und wie es zu lösen versuchL wird.

Man bauk heuLe weniger mi'L Ziegeln als mi'L künftlichen BausLosfen, die aller-
dings noch in mancher Beziehung dcr Erprobnng bedürfen. Sehr vorteilhaft
ift der Gerüft- oder SkeleLLbau, bei dem die Wände nicht mehr Lragend, sondern
raumfchließend oder trennend wirken. Dadurch können sie beliebig gefchlossen
oder geösfneL werden; das Zdeal ift überhaupt die rollwandähnliche Bersehnng
— zur Verkleinernng oder Vergrößerung des Raumes je nach Bedarf. Da-
durch werden auch die Fenfter in ihrer Form und Anordnung durchaus von
der Wand unabhängig und der Grundriß ungemein bcweglich. Mit das Befte
derart findet sich in dcn Siedelungen von FrankfurL a. M., das diesen Forl-
fchriLL wesentlich seinem weitfchauenden Oberbürgermeifter Landmann, dem ener-
gifchen StadtbauraL May und einem verLrauensvoll mitgehenden SkadkraL
verdankt. Hier wurde auch eine vielfach musiergülkige Organisation des gan-
zen Banwesens gefchasien, das die nnerläßliche VorausseHung für derartige
Unkernehmungen und Erfolge bildek.

Die Lösung kommt nur auf dem Weg des Typus zusiande, d. h. die ganze
Wohnung und jeder einzelne Raum müssen unker dem GesichLspunkt der beften
und billigsien Herftellung wie des zweckmäßigsien Gebrauches gelöft werden.
Mindeftmaß für eine dreiräumige Wohnung sind qm. Das verlangk vom
NuHnießer ein Sich-Anpassen an das GeboLene. Unser Volk muß in allen
seinen Schichten das vernünfkige Wohnen durch das neue Bauen erft lernen und
mit vielem unnökigen Ballasi aufräumen, der weder nüHlich noch äfthekifch ist.
Wichtiger sind LichL, LufL, ReinlichkeiL und eine gewisse GeräumigkeiL — für
Leib und Seelc. 2luch die kleinfte Wohnsiätke soll wiederum Heimak wcrden,
eine kräftige, gesunde Zelle unseres Volkswesens.

Zunächft ift wichtig die Lage. Wohnungen in Neihenhäusern dürfen nnr von
Nvrden nach Süden gerichkeL sein, damik jeder Raum im Laufe des Tages
einmal von der Sonne beftrichen wird. Die StadLerweiterungspläne sind
darsufhin nachzuprüfen und zu verbessern, Skadtregelungen nur in solchem
Sinn vorzunehmen. Jnnerhalb der Wohnung isi vor allem wichkig, daß die
Wohn- und Schlafräume möglichft nach Süden und Often liegen und unker
sich gekrennt sind; Trennung der Schlafzimmer der Elkern nnd Kinder, und
wenn diese größer, Scheidung nach Gefchlechkern. Dic Küche isi als bloßer Ar-
beiksraum auf ihr notwendigsies Kleinmaß zu bringen und alles so anzuordnen,
daß es bequem und fchnell gehandhabk werden kann, daß alles möglichft in Käften
aufgeräumk wird; dazu lüftbare Speise oder wenigsiens einen solchen Speise-
fchrank, Warmwasserbereitung von einer Zentrale aus für Küche und Wasch-
gelegenheik. Die Küche, für die es fchon verfchiedene Typen gibk, ift wohl
am wei'Leften in solchem Sinn durchgebildet. Für wesenklich ei'nräumige Woh-
nungen genügk die Kochnifche. Man kann mi'L der Küche anch eine kleine Eßnifche
verbinden oder sie zur Wohnküche erweikern, wobei eine Loggia oder ein Balkon
sehr wünfchenswerk ift. Wenigsiens ein Raum soll größer als die übrigen
sein, dcmn'k man für das gemeinsame Beisammensein genügend PlaH hak und
sich der praktifchen wie psychifchen Wirkungen des Raumes zu erfreuen ver-

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