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Die Kunstwelt: deutsche Zeitschrift für die bildende Kunst — 3.1913-1914

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Die Zukunft der deutschen Kunst, [2]: Fortsetzung unserer Umfrage
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https://doi.org/10.11588/diglit.22030#0080

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DIE ZU KU NET DER DEUTSCHEN KUNST

richtungen: der Primitiven, der Kubisten, der daß diese Machwerke überhaupt Kritiker, ja
Futuristen, Expressionisten usw.?» nur Beschauer, geschweige Käufer, finden. Ich

Meine Antwort darauf könnte ich kurz dahin kann es mir nur erklären durch den leider
zusammenfassen: Die von Ihnen angeführten in jetziger Zeit auf allen Gebieten des öffent-
Richtungen machen mir gar keinen Eindruck liehen und privaten Lebens auftretenden Mangel
oder höchstens einen abschreckenden. an Rückgrat. Ein paar Leute sind als Kritiker

Infolgedessen beantworte ich Ihre zweite aufgetreten, die eine große Gewandtheit im
Frage dahin, daß in keiner dieser Richtungen Gebrauch der Feder und eines scharfen Witzes
die Zukunft der deutschen Kunst liegt und daß besitzen, möglicherweise zuweilen in versteckter
ich sie im günstigsten Falle nur als eine vorüber- Ironie, und siehe da, «les moutons de Panurge»
gehende Krankheit bezeichnen kann. stürzen ihnen nach und beten nach was sie

Nun soll ich vermutlich
auch meine Ansicht begrün-
den, und ich will es ver-
suchen, das, was ich in der
Unterhaltung wohl auszu-
drücken verstanden habe,
auch in die Schrift zu klei-
den. Mir machen alle diese
Richtungen den Eindruck, als
ob sie weder von Verständ-
nis noch von wirklicher
Liebe zur Kunst eingegeben
seien, sondern von einer
maßlosen Überhebung von
Leuten, die bisher noch
garnichts geleistet haben,
und die nicht das Bestreben
haben, bescheiden und ehr-
fürchtig den Weg zur Meister-
schaft in der hohen und
heiligen Kunst anzutreten,
sondern nur in irgend einer
Weise von sich sprechen zu
machen, Sensation zu erre-
gen. Für ein besonderes
Kunst- nicht -werk sondern
Kunststück gilt es bei vielen,
ein Bild zu malen, das nur
aus einer gewissen Entfer-
nung überhaupt als Wieder-
gabe dessen, was es dar-
stellen soll, angesehen wer-
den kann, sodaß es sich fol-
gerichtig empfehlen würde,
bei einem solchen Bild immer
ein Instrument aufzustellen,
das einem Meilenzeiger ähn-
lich sieht und auf dem etwa
angegeben wäre: < Um den
Sinn des Werkes richtig zu
erfassen, nehme man Ab-
stand, bei normalen Augen
etwa 2 Meter, bei Brillen
von so und soviel Schärfe
etwa 2,50 Meter usw.

Ich habe mich oft ge-

fragt, wie es möglich sei, taenzerin marnix d'haveloose-bruessel

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