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Die Kunstwelt: deutsche Zeitschrift für die bildende Kunst — 3.1913-1914

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Eisler, Max: Neue Wiener Interieurkunst
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https://doi.org/10.11588/diglit.22030#0807

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NEUE WIENER INTERIEURKUNST

beinahe strenge, ernste, maßvolle Haltung zeigt. städtischen Räumen führt, weist auf den prin-
Alles trägt das Zeichen einer Reife, die sich aus zipiellen Zusammenhang aller, auf die bei aller Ver-
der äußeren Fülle und Zerstreuung zurückgezogen schiedenheit der Erscheinungen doch einheitliche
hat und sich auf das Raumnotwendige beschränkt. Raumüberlegung. Das Speisezimmer Otto Prut-
Aufgeschlossener, freundlicher, von innigem Heim- schers aus mattpoliertem Macassarebenholz gehört
gefühl zeigt sich die Art Karl Witzmanns in seiner in seiner gemessenen Raumgliederung, in seinem
Halle; die Ofenecke, die Fensternische, der Freppen- breiten Auswirken der Flächen, in seiner eleganten
aufgang geben Motive einer lebhaft bewegten Glie- Linienführung zum Erlesensten der Schule. Von
derung, der eingebaute Bücherschrank aus Zebrano- einer fast feierlichen Grazie, einem feinfühligen,
holz, der niedrige Anrichtkasten nahe der wohligen, herb-liebenswürdigen Rhythmus bewegt ist der Salon
breiten Fensterbank, die gefällige bunte Tapeie ver- Dagobert Peches aus mattem geschnitztem Poli-
binden sich zu einem Raumbild, aus dem ein leben- sanderholz, von ungemein warmer, wohnlicher Be-
diger, gemütvoller Sinn für die Familie spricht. Ist haglichkeit das Speisezimmer von Franz Meßner
das nicht der Künstler, der auch weniger bemittelten, (Nußholz mit Rustenmaser). Man wird namentlich
heimfrohen Leuten ihre Stuben bauen könnte? Auch in diesen vier Innenräumen von verschiedener
etwas wie landschaftliches Wohlbehagen atmet in Zweckbestimmung Einiges übersichtlich beieinander
diesem Räume. Nicht von jenem Großstädtertum, das finden, was im Rahmen dieser Aufgabe gegen-
sich draußen im Villenviertel gern mit dem Frug wärtig in Wien verlangt und geleistet wird,
ländlicher Talmistuben
umgibt, sondern von

jenem andern, das sich * ^

in Arbeitspausen auf

dem Lande erfrischt und ^^v^ \ jB^/^

ergriffen fühlt von einem f^^^C^I
echten Hausleben in 4
Räumen, die Gesicht und $
Charakter haben. Dieser j^^^^

echteren Regung braucht ^ü'*^ ^-.^^Ä^Hf

sich die Wiener Inte- ^^^^Hifa

rieurkunst nicht zu ^^^^sr**, ^^ft'' ^jfl

schämen. Robert Oerleys
Wohnzimmer in einem
Landhause steht in
dieser Reihe. Es hat
Raum, ländlichen Raum.
Das Licht aus dem
hochangelegten, langen,
schmalen Fenster be-
stimmt seine Wirkung,
das strenge Rechteck
der Nische in der Rück-
wand verstärkt und be-
lebt sie. Die viereckige
Felder - Einteilung der
Wandbekleidung aus ge-
bürstetem Föhrenholz,
das quadratische Getäfel
der Decke geben in ihren ^^Bj^fcr-

Flächen die Elemente SÄsS HHI 8^ V. m

des Raumganzen. In B la^^
-einer ländlichen Weite. ~~ W- ' "' "■ B Brtw

in seinem ruhigen Atem 1^ rTESBB mU MB&Tll,Si M

imdci Li Yjr \ I

Truhe unter dem Fenster £^ »-^^ I ^r^r \ I

ihren rechten Platz. I jßF \jr \\

ohne antiquarisch oder
rar zu wirken. Da 11 \ • ui
solchen Lösungen wohl

inhaltlicher. aber LL—-^rfÄ^^HlHB^B
kein formaler Sprung zu ^^^■BsS^^a'Sc^^^Ä^^^^^^^^^^^^*^^^™™^^^^^^^^^^^^"

den übrigen, echt groß- Speisezimmer fbanz messner-\yie>

Unberechtigter Nachdruck aus dem Inhalt dieser Zeitschrift ist untersagt. — Ubersetzungsrecht vorbehalten. — Verantwortl.
Schriftleiter: FELIX LORENZ, Berlin-Wilmersdorf. — Verlag: KUNST WELT-VERL AGSGESELLSCIIAFT m. b. H., Berlin
Kommissionsverlag: STIFTUNGSVERLAG in Potsdam. — Druck: VEREINSDRUCKEREI, G. m. b. IL, Potsdam.
 
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