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Mannheimer Abendzeitung — 1847

DOI Kapitel:
No. 89 - No. 116 (1. April - 30. April)
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439

len wo das Instrument nicht gelegen hatte, reichlichen Bluterguß auf der Ober-
fläche, Baſis und den sämmtlichen Höhlen des Gehirns nachwies. Die Mut-
ter befindet ſich zur Zeit wohl. Berechtigt auch ein einzelner Fall zu keinen
allgemeinen Resultaten, so geht doch so viel mit Bestimmtheit daraus hervor
daß die Aethernarkoſe in diesem Falle die zuvor unmöglich gewesene Entbin-
dung möglich gemacht hat. : ( Hüuallig. 3.)

Von der Isar, 13. April. (Bremer Z.) (Schreiben der befr eun-
deten Höfe.) Wie Sie wissen, wurde kurz nach dem Sturze des Mini-
fteriums Abel eine Collektiv- Note über die gesſchehenen Miniſter-Veränderungen
Hallen befreundeten Höfen übersandt. Indeß sind von allen Seiten die Erwi-
derungen auf dieselbe eingelaufen, Oesterreich allein soll noch im Rückſtande
sein. Der Ton dieser Erwiderungen iſt, wie man. vernimmt, durchgehends,
so weit eben die diplomatische Sprache eine entschiedene Färbung gestattet, ein
für das neue Miniſterium höchſt befriedig ender. Nicht wenig hat die
Entgegnung des römiſchen Stuhles überraſcht, welche wider Erwar-

ten nicht undeutlich ein Wohlg efallen an den eingetretenen Verän-

derungen beurkunden soll. Wenn diese Nachricht, die in gut unterrichte-
ten Kreiſen als Faktum gilt, wirklich wahr iſt (sie hat zu .einigen sehr aben-
teuerlichen Gerüchten pierorts Veranlaſſung gegeben), so können wir uns der
Vermuthung nicht erwehren, daß der bekanntlich eminente Einfluß des höchſt
geſchmeidigen Vertreters einer westlichen Großmacht am römiſchen Hofe . auf
die Haltung dieses Erwiderungsſchreibens mit eingewirkt haben möge. Denn
daß eine gegenseitige Annäherung des baieriſchen und französischen Cabinettes,
ſchon bedingt durch die gegenwärtige Lage der Dinge in Griechenland, in letz-
terer Zeit stattgefunden hat, scheint außer Zweifel. V 4 :

Von der Fulda, 20. April. Es hat sich nunmehr herausgeſtellt, daß
die angeblichen Entdeckungen über geheime Verbindungen und lber
die Verfertiger der seiner Zeit zu Kassel angehefteten Placate, welche ein hier
in Arrest befindlicher und nach Kaſſel gebrachter bietger Recrut machen zu
können vorgegeben hat, bloße Erfindung dieses Menschen gewesen sind.

In Jolge dieses Ergebniſſes sind alle zu Kaſſel Verhafteten sofort wieder auf

freien Fuß gesetzt worden. .! CFr.-J.)
Leipzig, 19. April. In Bukarester Briefen vom 5. und 6. April mit
sehr ausführlichen Berichten über das Bran dunglück in Bukareſt wird
versichert, daß das niedergebrannte Terrain größer ist, als die ganze Stadt
Leipzig einnimmt, und obgleich. der Verluſt jener bedeutenden Handelsstadt ein
außerordentlicher und im Algemeinen ſehr großer iſt, so iſt doch auf der an-
dern Seite auch gewiß, daß die seitherigen Berichte über die Verluſte des be-
theiligten Handelsſtandes nicht unbedeutend übertrieben waren, und daß gerade
der Stadttheil verschont blieb, welcher die Engros-Waarenlager birgt, während
die ganze Nachbarschaft ringsum in Asche gelegt wurde. Das Feuer wurde
vom heftigen Sturme reißend ſchnell verbreitet; die Entstehung ist in Kürze
folgende: Nach altherkömmlicher Sitte wird am erſten Oſterfeiertage von den
vornehmen Leuten mit Flinten und Piſtoien geschoſſen. Ein junger Bojar
ſchoß in der französischen Gaſſe zum Fenster hinaus, entzündete dabei die
Draperie des Fensters und da wie gesagt, der Sturm so heftig war, konnte
man leider des Feuers nicht mehr Herr werden.. Cc(D. A. 39
_ Wereimar, im April. Faſt in allen conſtiutionellen deutschen Staaten iſt
die Frage über das Verhältniß von Fürst und Land zu den Domainen des
Staates einmal Gegenstand lebhafter Erörterungen gewesen. In Weimar wur-

de dieſes Verhältniß auf dem Landtage in den Jahren 1819 ~ 21 regulirt.
Man vexwarf die Einführung einer beſtimmten Civilliſte, obwohl der Großhev-

zog selbſt sich der Annahme einer solchen nicht abgeneigt zeigte, und zog es
vor, das ganze Kammervermögen, bestehend aus den Regalien, den liegenden
nden und nutzbaren Rechten des Landes und der Krone, dem großherzog-
1 Hauſe zu Beſtreitung seiner Bedürfnisse und seines Hofsiaates zu überweisen
von dem ganzen Regierungs-Aufwande nur diejenigen Verpflichtungen die-
sem Vermögen aufzuerlegen, die entweder aus früheren Stiftungen ihm oblagen,
oder aus dem Domanialbeſitze und dessen Rechten hervorgehen.
_ Hauptsächlich das Streben, dem Fürſten eine vom Volke unabhängige
patriarchaliſche Stellung zu erhalten, wohl auch der Umstand, daß das Grund-
eigenthum damals einen bedeutend geringeren Werth und Ertrag hatte, und
man die Nothwendigkeit eines baldigen Steigens desselben nicht voraus sah,
bewogen hauptsächlich den Landtag, diese für das Fürſtenhaus so günſtige
Verabschiedung zu beantragen und zu genehmigen. Sie iſt seitdem zu einem
förmlichen Landes-Grundgeſeze vom 7. April 1821 erhoben worden. Die
Nachtheile dieser Beſtimmung für das Land traten indesſſen mit jedem Jahre
mehr in die Augen. Die für das Interesse des Landes wohl bedeutendste und
. am meiſten Aufmerksamkeit im Publikum erregende Verhandlung des gegen-
wärtig hier verſammelten Landtages wurde dadurch veranlaßt, daß diese Frage
wieder in Anregung kam. Der Abgeordnete von Wydenbrugk stellte und be-

gründete am 29. März eine Motion, welche dahin ging: der Landtag möge

beim Großherzoge eine Abänderung der erwähnten Verabſchiedung und na-
mienltlich: 1) beantragen, daß eine Vereinigung des Kammervermögens mit
dem landſchaftlichen in der Art eintrete, daß die Einkünfte des erſteren zur
Landeskaſse fließen, dagegen aus derselben eine näher zu bestimmende Civilliſte
für das großherzogliche Haus abgegeben werde; 2) die Vereinigung der bis-
ber getrennten Finanzverwaltung beider Vermögen anzuempfehlen; 3) für den
Fall, daß diesen beiden Wünſcheh die Genehmigung des Landesfürsten verſagt
wecden sollte, zugleich eventuell zu beantragen; daß das Grundvermögen
der Kammer besteuert und außerdem eine angemesſene Summe aus den Reve-
nüen der Kammer an die Landeskaſse abgegeben und für die Bedürfnisse des
Landes verwendet werde. (Schluß folgt.)

London, 17. April. ;
fahrendes Dampfschiff iſt auf offener See verbrannt. 69 Personen wurden
noch gerettetz aber über 200 sollen ihr Leben eingebüßt haben. j

Mm.. Frankreich.
Paris, 19. April.

(Großbritannien.

Dem ,,Journal des Debats“’ wird aus Algier die
Gefangennahme des Häuptlings Bu - Maza gemeldet. Es heißt, Bu - Maza
(der demObriſten von St. Arnauld im Dahra-Gebirge in die Hände fiel) solle
nach Paris geschickt werden. (

i ' Schweiz. :

= Aus dem Wagadtlande, 19. April. Unsere Darſtellung der Ereig-
gniſſe des 7. März in Lausanne, der Unruhen, die daselbſt heroorgerufen wur-
den durch den reaktionären Klubb de l'Espérance (de Lneerne), der Aufhe-
bung dieser Verbindung endlich durch Staatsrathsbeschluß, unsere Darstellung
wies ſchon darauf hin, daß die Regierung nicht hoffen könne, durch so verein-
zelten Schlag die meuteriſchen Absichten der Volksfeinde zu unterdrücken. Der
îKlubb von Lauſanne war nur das Haupt der Verſchwörung und rings über
den Kanton hin hatten seine Nebensektionen ſich verbreitet. Als der Klubb von

und Samſtags jedes Mal Vormittags von 9 bis 12 Uhr ertheilt.

Ein zwischen Liverpool und Drogheda (Irland)



Lausanne einmal gefallen, erwachte ein um so energiſcheres Leben in seinen

Filialen. Dieselben Mittel, die Maſſen aufzuregen gegen das radfkale Prinzip,
wurden angewandt ſo hier wie dort, dieſelbe Taktik der Verführung, der Droo

hung und der Gewalt, dieselbe Lüge, dieselbe Verleumdung gegen Dikaſterien

und Perſönlichkeiten, dieselbe tiefe Immoralität.

. Dieſelbe tiefe Immoralität. Wohl soll in einer Republik dem Individuum
die Freiheit gegeben sein, seine Fertigkeiten, seine Talente, sein eigenſtes Wesen
auf das Höchſte zu entfalten und Geiſt und Herz auf das Schöuſte zu bilden

und zu adeln. Aber wie es in Wahrheit nur durch die Gesellschaft beſteht, wie
es seine ursprünglichen Anlagen nur innerhalb ihres Kreises weiter und tiefer

geſtalten mag und den eigentlichen Inhalt seiner formellen Freiheit nur aus

der Geſellſchaft entnehmen kann, so darf es dieſe seine Freiheit dem Weſen des

Ganzen nicht entgegensetzen, so muß es dieselbe anwenden innerhalb des Kreiſes
des letzteren. Löst es ſich aber los von dem Gemeinwesen, setzt es demſelben
das Ich wie eine Macht der Macht entgegen, so iſt die Unnatur, iſt der Egois-

mus in die Erscheinung getreten, das Prinzip der Negation, das der Geselle. '

schaft, das dem Staate den Untergang droht.

Dieses Prinzip iſt die leitende Richtschnur der Faktion des Rückſchritts
und ihres höchſten Ausdruckes, der reaktionären Klubbs in dem Waadtlande.
Das demokratische Gemeinwesen, der demokratische Staat iſt hier ein Geſez-

mäßiges, weil durch den Willen des Volkes Geſchaffenes und Anerkanntes. In

ſolcher Anerkennung lag schon, daß fortan ein jeder Bürger des Landes seine
Individualität insofern dem Staate zu unterwerfen habe, als ſich seine Thätig-
keit interhalb des Umfanges und der Gesetze desselben halten müsse und nicht

getrennt von dem Gemeinwesen, nicht außerhalb des Kreises deſſelben uw im..
nicht feindlich entgegengesetzt gehandhabt werden dürfe. Nur in dem Falle, daß
. die Gesellschaft die individuelle Freiheit in ihren rechtmäßigen Grenzen angreift,

mag Reaktion gerechtfertigt erscheinen; aber dieſer Fall kany auf das Waadt.
land nicht angewendet werden. Die Berechtigung des Einzelnen iſt bislang nie
beeinträchtigt worden und auf religiöſem wie auf wiſsſenſchaftlichem, auf politi-

schem wie auf socialem Gebiete iſt die individuelle Freiheit bewahrt. Nicht das
| Gemeinwesen hat sich Eingriffe in das unveräußerliche Beſitzthum des Einzelnen

erlaubt, ſondern die Einzelnen setzen unnatürlich ihr Partikularintereſſe den voll-
gültigsten Ansprüchen der Gesellſchaft auf jedem Punkte des Lebens entgegen

Ihr Streben geht dahin, den religiösen wie wiſsenschaftlichen, den politiſhſen.

wie socialen Beſtand des Gemeinweſens, mithin das Gemeinwesen selbſt, mithin
den gegebenen Staat zu vernichten. j .
Wohl sagen die Reaktionäre: unsere Thätigkeit iſt legale Opposition. Dem

iſt nicht ſo. Die Opposition bewegt sich innerhalb der gezogenen Grenzen des

Staates, will denselben durch die ihm innewohnende Befähigung zur Vervoll-
kommnung heben, verbessern und der Vollendung entgegenführen, aber will ihn
nicht untergraben, will ihn nicht zerſtören. So edle Thätigkeit üben die Reak-
tionäre der Waadt nicht. Vernichtung, absolute Vernichtung der gesetz-
mäßigen reinen Demokratie des Landes ist's, was ſie erſtreben. Keinen Frieden

mit dem Radikalismus, so lange er Staatsgrundsay iſt! hat der Indépendaut
offen gerufen. ~ Die Oppoſition iſt Hochverrath geworden! - Hochver-

rath! denn der Radikalismus iſt das von dem Souverän, von dem Volke an-
erkannte und garantirte Prinzip des Waadtländiſchen Gemeinwesens und auf
seinem Grunde iſt bis in's kleinſte Detail hinein die Baute "des Staates kon- ;
ſtruirt. Die radikale Waadt iſt ein rechtmäßiger, ein von allen Kantonen und /
von allen Mächten anerkannter Staat und wo eine Faktion ſich verſchwört,

ihn zu stürzen, macht sie ſich des Verbrechens der Iése-majesté ſchuldize.

_ Dos ist der einzige Standpunkt, von dem die gegenwärtigen Vorgänge .
im Waadtlande und zumal die Aufhebung der reaktionären Klubbs betrachtet |
werden müſsen. So iſt der Klubb von YPaujanne gefallen, so der von Lutry, so
der von Yverdon; so wird wohl auch den von Vivis, den von Morſee, den
von Nyon dasselbe Schicksal erwarten und gleiches Loos allen entſprechenden
Verbindungen bevorſtehen. Wie aber das Volk die Verschwörer betrachtet, er-

hellt daraus, daß es sich mit den Maßregeln der Regierung nicht zufrieden

gibt und daß es laut und immer lauter fordert, die überwieſenen Mitglieder

| in die Kerker des berühmten Chäteau Chillon im Genfersee zu werfen. Doch
giaubt der Staatsrath der Milde Raum geben zu müssen und meint, daß eben :
seine tragende Nachsicht die Verirrten zur Sinnesänderung bewegen könne. Jeene

Klubbs sind nur als solche zerſtört worden, gegen die einzelnen Betheiligten iſt
kein weiterer Schritt gethan. Aber wenn der Staatsrath ſich irrt? Man weiß,
daß die Reaktion nun und nimmermehr raſtet, daß Geduld ihr als Schwäche .
erscheint - und Barrère hatte Recht, als er sagte, die Freiheit der französi- |
schen Republik sei nicht gesichert, so lange noch ein Ariſtokrat auf ihrem Boden
weile. _ / . j
Laſſe man sich durch den Jammer des Lauſanner Correſpondenten in de
Augsburger Allgemeinen nicht täuſchen. Gibt man zu, daß der Radikalismus
in der Waadt ein Legales ſei, nimmt man Rückſicht auf jenes obige Wort des
Indépendant, das anerkanntermaßen zugleich die Looſung der meuteriſchen
Klubbs iſt, so. kann man der Consequenz, daß der Staatsrath als Bevollmäch-
tigter der Nation in seinem Rechte sei, nicht entgehen.

: HGewerb#sfchule zu Manuheim:.
, [1474]1 Der Unterricht an der Gewerbſchule beginnt Montag den 26. v. M. iin
Lokale des Badner Hofes, und wird, abgesehen von dem sonntäglichen Zeichauungsunter-

richt, für die Schüler des erſten Curſus Montags und Donnerſtags, für die Schüler des
zweiten Curſus Dienftags und Freitags, für die Schüler des dritien Curſus W?ittwochs



AOT

Vorher haben fich sämmtliche Schüler zur Einschreibung
melven, wozu Sonntag Vormittag der 25. d. M. fefſtgesetzt ift.
Q Mannheim, den 22. April 1847.

: Die Großh. Gewerbschul-Jnſpectlon.

Schröder. .

Höhere Bürgerſfchule zu Mannheim. w.

[1475]1 Da die öffentliche Prüfung an der evangelilch - proteftantiſchen Volksschule

erſt im Laufe dieser Woche gehalten wird, \o iſt mit Rückficht auf dieienigen Sehüler, welche

dadurch verhindert waren, ſich bei der am 19. d. M. abgehaltenen Aufnahmspyrüfung ir:

ver höheren Bürgerschule einzufinden, auf Montag den 26. d. M., Nachmittags 4 Uhr
noch eine Aufnahmsprüfung angeordnet worden. , ;

Mannheim, den 22. April 1847. .

f f Die Grofh. Direktion.

Schr öder.

Berichtigung. In Ro. 105, 3te Seite, in dem Artikel Mannheim, vie Con-
firmandenféier betr., soll es tn ver Tten Zeile v. u. „Tage s" ſtatt Jahres beißen.

Hof- und National-Theater zu Mannheim. |
Sonntag den 25. April: „Die Stumme von Portici." Große Oper in
5 Akten von Auber. (Letzte Gaſtrolle:) Pied r o. Hr. Meinhardt vom
Hoftheater zu Wiesbaden.
Der Text der Gesänge iſt Abends an der Kaſſe für 12 kr. zu haben.
Abends 10 Uhr geht der letzte Eiſenbahnzug von hier nach Heidelberg.

im Gewerbſchulgebäude je

V




 
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