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Kamenzin, Manuel; Universität Heidelberg [Mitarb.]; Universität Heidelberg [Mitarb.]; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Die Tode der römisch-deutschen Könige und Kaiser (1150-1349) — Mittelalter-Forschungen, Band 64: Ostfildern: Jan Thorbecke Verlag, 2020

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https://doi.org/10.11588/diglit.62605#0017

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16

Einleitung

Gedächtnis ins kulturelle Gedächtnis gelangen oder eben nicht.8 Dies gibt ein
Argument zur Hand, mit dem sich der Zeitraum von 80 Jahren nach einem
Ereignis als 'Zeitgenössisch' bezeichnen lässt. Angesichts der schwierigen und
oft ungenauen Datierbarkeit mittelalterlicher Historiographie darf diese Zäsur
allerdings nicht trennscharf, sondern nur mit einer gewissen Flexibilität ver-
wendet werden. Die Einordnung der schriftlichen Überlieferung erfolgt dabei
auf Grundlage der jeweiligen (Editions-)Einleitungen, der Spezialstudien und
gängiger Nachschlagewerke. Hier seien die Weiterführung des Repertorium
Fontium Historiae Medii Aevi als digitales Repertorium „Geschichtsquellen des
deutschen Mittelalters", das „Verfasserlexikon" und die „Encyclopedia of the
Medieval Chronicle" genannt. Detailfragen werden in den jeweiligen Anmer-
kungen erörtert. Des Weiteren schließt die Konzentration auf historiographische
Zeugnisse das zusätzliche, eigenständige Aufarbeiten von Memorialquellen
aufgrund der großen Masse aus. Die Ergebnisse von Forschungsarbeiten hierzu
werden allerdings berücksichtigt. Ebenfalls ausgeklammert werden müssen
sogenannte Wahlanzeigen und (Trauer-)Gedichte.9
Die letzte Einschränkung betrifft den Sprachgebrauch: Die Komplexität
eines Skriptoriums mit mehreren Schreibern, die Diktiertes niederschrieben oder
Geschriebenes kopierten, kann im Fließtext nicht berücksichtigt werden. Zum
einen würde dies den Textfluss über die Maße erschweren, zum andern ist ein
solches Skriptorium nicht bei allen berücksichtigten Quellen vorauszusetzen. Im
Text wird daher immer von der Mindestanzahl von einer Person gesprochen,
somit „der Schreiber/der Chronist" etc. Auf strittige Fälle wird in den Anmer-
kungen eingegangen.
Der Prozess des Sterbens und der Moment des Todes können aus mehreren
Gründen nicht voneinander isoliert betrachtet werden. Dies verbietet sich me-
thodisch, da diese Vorgänge in den Quellen immer zusammenhängend ge-
schildert werden. Sterbevorbereitungen, etwaige Vorzeichen oder die Wahl der
Grablege gewannen erst zum Tod hin an Bedeutung. Daher werden die hier
untersuchten Königstode in ihrer Überlieferung geschlossen untersucht, wobei
auf den Wortlaut und die Darstellung in den narrativen Quellen besonders Wert
gelegt wird. Einzig Grablegen und Gebeine werden im Anhang gesondert be-
arbeitet, da diese eine andere Herangehensweise erfordern.

8 Ohne Anspruch auf Vollständigkeit: Assmann, Gedächtnis; Kultur, hg. ders./Hölscher; Schrift,
hg. Assmann/Assmann/Hardmeier.

9 In Wahlanzeigen wird zu Beginn auf den Tod des Vorgängers verwiesen, allerdings ohne die
Nennung von Details oder einer Datierung. Siehe hierzu: Miethke, Wahldekrete. Auch die
Trauergedichte bieten für die vorliegende Untersuchung kaum verwertbare Angaben. Pauschal
muss zum Stellenwert des Todes in mittelalterlicher Dichtung auf Rehm, Todesgedanke und
Rolf, Tod verwiesen werden.
 
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