1.2. Tod (des Königs)
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pertorium „aller schriftlichen und monumentalen Zeugnisse" als Ausgangsba-
sis.63 Daraus sollten „23 Königsbiographien" mit Schwerpunkt auf Tod und
Bestattung erarbeitet werden.64 Leider erfolgten keine weiteren Publikationen
aus dem Projekt. Da es sich dabei um den ersten Versuch einer systematischen
Aufarbeitung des königlichen Todes handelt, ist es jedoch ein wichtiger Be-
zugspunkt. Mit Norbert Ohlers „Sterben und Tod im Mittelalter" und Siegfried
Wollgasts „Tod im späten Mittelalter und in der Frühen Neuzeit" folgten zu-
nächst weitere Synthesen, eine populärer, die andere forschungsorientierter.65
Aus seiner Arbeit an der Edition der Ludwigs-Vita des sogenannten Astro-
nomus veröffentlichte Ernst Tremp 1992 einige Überlegungen zu „Sinn und
Unsinn heutiger Texteditionen".66 Er thematisiert darin die Wurzeln, Intention
und Rezeption der Schilderung von Sterben und Tod Ludwigs I. durch den
Schreiber, was auch den Fragen dieser Untersuchung entspricht.67 Im Folgejahr
wurde unter dem programmatischen Titel „Tod im Mittelalter" ein Sammelband
mit wichtigen Beiträgen veröffentlicht.68 Zentral ist hierbei zum einen der Beitrag
Klaus Schreiners: Er arbeitete heraus, welch große Bedeutung einer apokryphen
Schilderung vom Tod Marias in Bezug auf die mittelalterlichen Vorstellungen
eines guten Todes zukam.69 Ein für diese Untersuchung ebenfalls wichtiger
Aufsatz stammte dabei zum anderen von Hans Martin Schaller mit dem Titel
„Der Kaiser stirbt".70 Schaller gab darin einen Überblick über die Tode von 33
Königen und Kaisern zwischen 911 und 1493. Leider stützte er sich dabei nicht in
allen Fällen auf Quellen, sondern erhob seine Ergebnisse oftmals indirekt über
die Zusammenstellungen aus den Jahrbüchern der deutschen Geschichte, Re-
gesten oder der Forschungsliteratur. Daher unterliefen ihm einige Ungenauig-
keiten. Ungeachtet der Kürze und Fehlerhaftigkeit der Ausführungen handelt es
sich bis heute um die einzige systematische Zusammenstellung, die in der For-
schung daher oft zitiert wird.71
Im Jahr 1996 veröffentlichte der Kunsthistoriker Paul Binski schließlich eine
viel zitierte Überblicksdarstellung zu „Medieval Death".72 Ebenfalls großen
63 Ehlers, Grablege (1989), S. 39.
64 Ebd., S. 40.
65 Ohler, Sterben (1990). Wollgast, Tod (1992).
66 Tremp, Worte (1992).
67 Um die Schilderung zu bezeichnen, nutzt er dabei den Begriff „Sterbeszene" (so bspw. ebd.,
S. 31), siehe hierzu S. 31 Anm. 104.
68 Borst, Exemplarischer Tod (1993) befasst sich mit dem Tod Hermanns des Lahmen, Paravicini,
Sterben (1993) mit dem Tod Ludwigs XL und Haas, Heldentod (1993) mit dem Sterben Heiliger.
Schmidt, Sterben (1993) untersucht den Tod Maximilians L, während Fuchs, Tod (1993) und
Lipburger, De prodigiis (1993) sich dem Tod Friedrichs III. zuwandten.
69 Schreiner, Tod (1993). Siehe hierzu auch Babendererde, Sterben (2006), S. 77 und Huthwelker,
Tod (2009), S. 25.
70 Schaller, Kaiser (1993).
71 Aus germanistischer Perspektive bietet Schäfer, Texte (1995) einen wichtigen Einblick in spät-
mittelalterliche Strömungen. - Im darauffolgenden Jahr publizierte David L. D'Avray seine
Studie „Death and the Prince" (1994) und lenkte damit erstmals Aufmerksamkeit auf Leichen-
predigten zu spätmittelalterlichen Fürsten.
72 Binski, Death (1996).
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pertorium „aller schriftlichen und monumentalen Zeugnisse" als Ausgangsba-
sis.63 Daraus sollten „23 Königsbiographien" mit Schwerpunkt auf Tod und
Bestattung erarbeitet werden.64 Leider erfolgten keine weiteren Publikationen
aus dem Projekt. Da es sich dabei um den ersten Versuch einer systematischen
Aufarbeitung des königlichen Todes handelt, ist es jedoch ein wichtiger Be-
zugspunkt. Mit Norbert Ohlers „Sterben und Tod im Mittelalter" und Siegfried
Wollgasts „Tod im späten Mittelalter und in der Frühen Neuzeit" folgten zu-
nächst weitere Synthesen, eine populärer, die andere forschungsorientierter.65
Aus seiner Arbeit an der Edition der Ludwigs-Vita des sogenannten Astro-
nomus veröffentlichte Ernst Tremp 1992 einige Überlegungen zu „Sinn und
Unsinn heutiger Texteditionen".66 Er thematisiert darin die Wurzeln, Intention
und Rezeption der Schilderung von Sterben und Tod Ludwigs I. durch den
Schreiber, was auch den Fragen dieser Untersuchung entspricht.67 Im Folgejahr
wurde unter dem programmatischen Titel „Tod im Mittelalter" ein Sammelband
mit wichtigen Beiträgen veröffentlicht.68 Zentral ist hierbei zum einen der Beitrag
Klaus Schreiners: Er arbeitete heraus, welch große Bedeutung einer apokryphen
Schilderung vom Tod Marias in Bezug auf die mittelalterlichen Vorstellungen
eines guten Todes zukam.69 Ein für diese Untersuchung ebenfalls wichtiger
Aufsatz stammte dabei zum anderen von Hans Martin Schaller mit dem Titel
„Der Kaiser stirbt".70 Schaller gab darin einen Überblick über die Tode von 33
Königen und Kaisern zwischen 911 und 1493. Leider stützte er sich dabei nicht in
allen Fällen auf Quellen, sondern erhob seine Ergebnisse oftmals indirekt über
die Zusammenstellungen aus den Jahrbüchern der deutschen Geschichte, Re-
gesten oder der Forschungsliteratur. Daher unterliefen ihm einige Ungenauig-
keiten. Ungeachtet der Kürze und Fehlerhaftigkeit der Ausführungen handelt es
sich bis heute um die einzige systematische Zusammenstellung, die in der For-
schung daher oft zitiert wird.71
Im Jahr 1996 veröffentlichte der Kunsthistoriker Paul Binski schließlich eine
viel zitierte Überblicksdarstellung zu „Medieval Death".72 Ebenfalls großen
63 Ehlers, Grablege (1989), S. 39.
64 Ebd., S. 40.
65 Ohler, Sterben (1990). Wollgast, Tod (1992).
66 Tremp, Worte (1992).
67 Um die Schilderung zu bezeichnen, nutzt er dabei den Begriff „Sterbeszene" (so bspw. ebd.,
S. 31), siehe hierzu S. 31 Anm. 104.
68 Borst, Exemplarischer Tod (1993) befasst sich mit dem Tod Hermanns des Lahmen, Paravicini,
Sterben (1993) mit dem Tod Ludwigs XL und Haas, Heldentod (1993) mit dem Sterben Heiliger.
Schmidt, Sterben (1993) untersucht den Tod Maximilians L, während Fuchs, Tod (1993) und
Lipburger, De prodigiis (1993) sich dem Tod Friedrichs III. zuwandten.
69 Schreiner, Tod (1993). Siehe hierzu auch Babendererde, Sterben (2006), S. 77 und Huthwelker,
Tod (2009), S. 25.
70 Schaller, Kaiser (1993).
71 Aus germanistischer Perspektive bietet Schäfer, Texte (1995) einen wichtigen Einblick in spät-
mittelalterliche Strömungen. - Im darauffolgenden Jahr publizierte David L. D'Avray seine
Studie „Death and the Prince" (1994) und lenkte damit erstmals Aufmerksamkeit auf Leichen-
predigten zu spätmittelalterlichen Fürsten.
72 Binski, Death (1996).