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Kamenzin, Manuel; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]; Universität Heidelberg [Mitarb.]; Universität Heidelberg [Mitarb.]
Die Tode der römisch-deutschen Könige und Kaiser (1150-1349) — Mittelalter-Forschungen, Band 64: Ostfildern: Jan Thorbecke Verlag, 2020

DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.62605#0101

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6. Tod ohne Gewalteinwirkung

Sizilien.492 Zum Zeitpunkt seines Todes befand sich ein von ihm zusammenge-
stelltes Heer im heiligen Land auf Kreuzzug.493 Der Kaiser selbst war nur kurze
Zeit zuvor einem Attentatsversuch entgangen.494 Sein Tod bedeutete das abrupte
Ende des Kreuzzugs und wurde von Chronisten südlich und nördlich der Alpen
auf unterschiedliche Art mit dem Mordversuch in Verbindung gebracht.
Darüber hinaus schlug sich in der Überlieferung zu seinem Tod ebenfalls das
weitere Schicksal seiner Reiche nieder: Trotz der Wahl seines Sohns zum rö-
misch-deutschen König Ende 1196 und zum König von Sizilien 1198 glückte die
Nachfolge in beiden Reichen zunächst nicht vollkommen. Im Reich entbrannte
der sogenannte Thronstreit zwischen Heinrichs Bruder Philipp und dem Welfen
Otto, in Sizilien regierte zunächst Konstanze, die allerdings auch Ende 1198
verstarb.495 Ihren Sohn hatte sie kurz zuvor in die Vormundschaft des Papsts
übergeben. Doch es folgten Machtkämpfe, in welchen der junge König teilweise
als Geisel gehalten wurde.496 Unter dem Eindruck dieser Entwicklungen ent-
stand die Überlieferung zum Tod Heinrichs VI., der diese Ereignisse in den
Augen der Zeitgenossen ausgelöst hatte.
Vom Tod des Kaisers berichten einige Notizen in der zeitgenössischen His-
toriographie und eine im Reich nördlich der Alpen entstandene Schilderung.497
Es ist darüber hinaus das Fragment eines dem Staufer zugeschriebenen Testa-
ments überliefert. In der Grablege im Dom von Palermo haben sich die Gebeine
des Kaisers erhalten,498 allerdings wurden bislang keine Untersuchungen an
diesen vorgenommen. Die Forschung konzentrierte sich bisher darauf, die
Echtheit des Testaments zu diskutieren und den Tod des Kaisers mit der Er-
krankung im Jahr 1191 in Verbindung zu bringen.499
6.3.1. Die Krankheit Heinrichs VI.
Heinrich VI. steht, wie auch Konrad III., im Ruf, an Malaria erkrankt zu sein.500
Auch in Heinrichs Fall wird die Erkrankung auf einem Kriegszug vermutet:
Während der Staufer sich 1191 von Coelestin III. zum Kaiser weihen ließ, er-
nannten die Normannen in Sizilien Tankred von Lecce zu ihrem König. Hein-
rich VI. erhob jedoch Ansprüche auf das Königreich Sizilien und versuchte diese

492 Siehe hierzu Baaken, Unio sowie Foerster, Romanorum et regni Sicilie imperator.
493 Siehe hierzu Naumann, Kreuzzug.
494 Siehe hierzu S. 107 Anm. 539.
495 Siehe hierzu Baaken, lus, S. 27-33.
496 Der junge Staufer befand sich zunächst in der Gewalt Markwards von Annweiler und nach
dessen Tod in der Hand eines gewissen Wilhelm Capparone, siehe hierzu Stümer, Friedrich II.,
Bd. 1, S. 96-105.
497 Zur Einteilung in Schilderungen und Notizen siehe Kapitel 3. - Einige Quellen sind im Regest
RI IV,3 Nr. 614a zusammengestellt sowie bei Toeche, Heinrich VI., S. 471 Anm. 4. Diese Zu-
sammenstellungen sind um die hier behandelten Quellen zu ergänzen.
498 Zu Palermo siehe Kapitel A 1.1.4.
499 Zum vermeintlichen Testament siehe unten.
500 Kestner, Alpenpässe, S. 718 f.; Leven, Heinrich VI.; Herde, Mortalis pestilentia, S. 46; ders.,
Katastrophe, S. 91-95. Csendes, Heinrich VI., S. 192. Stümer, Friedrich II., Bd. 1, S. 64.
 
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