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Kamenzin, Manuel; Universität Heidelberg [Mitarb.]; Universität Heidelberg [Mitarb.]; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Die Tode der römisch-deutschen Könige und Kaiser (1150-1349) — Mittelalter-Forschungen, Band 64: Ostfildern: Jan Thorbecke Verlag, 2020

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https://doi.org/10.11588/diglit.62605#0357

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356

8. Sonderfälle

richtenden Schreiber vor einen Zwiespalt, den sie nur mit Anstrengungen
überwinden konnten.
Nach seiner Wahl als Nachfolger seines Onkels Konrad III. übte Friedrich I.
fast vier Jahrzehnte seine Herrschaft als König und ab 1155 auch als Kaiser
aus.2071 In insgesamt sechs Italienzügen wandte er sich nach der Kaiserkrönung
einem Papstschisma, dem Versuch, Sizilien zu erobern und den italienischen
Städten zu.2072 In der zweiten Hälfte der Siebziger Jahre geriet er in Konflikt mit
seinem ehemals engen Vertrauten, Heinrich, Herzog von Sachsen und Bayern,
genannt „der Löwe". 1180 wurde Heinrich von den Fürsten als Majestätsver-
brecher verurteilt und alle seine Lehen und Titel wurden eingezogen.2073 Die
Herrschaft Friedrichs I. war eine Hochzeit der ritterlich-höfischen Kultur, was
sich im Mainzer Hoffest von 1184 zeigte: In der Gegenwart von sechs Erzbi-
schöfen, neunzehn Bischöfen, zwei Äbten der Reichsklöster, neun Herzögen, vier
Markgrafen, drei Pfalzgrafen, dem thüringischen Landgrafen und vielen Grafen
und Ministerialen erhielten die Söhne Friedrich und Heinrich die Schwertleite
und wurden somit mündig.2074 Seinen älteren, zweit geborenen Sohn, der eben-
falls Heinrich hieß, hatte der Kaiser seit jungen Jahren zum Nachfolger aufge-
baut. Bereits 1169, im Alter von ungefähr vier Jahren, wurde er zum König
gekrönt. Fortan begleitete er seinen Vater auf seinen Reisen und erhielt Unter-
richt.2075
1187 besiegte Saladin den König von Jerusalem in der Schlacht von Hattin
und nahm Jerusalem ein. Papst Gregor VIII. rief daraufhin zum Kreuzzug auf
und Friedrich L, Richard Löwenherz und Philipp II. von Frankreich schworen,
ins heilige Land zu fahren.2076 Der Kaiser hatte in jungen Jahren bereits am
Kreuzzug seines Onkels Konrad III. teilgenommen.20771189 brach er mit dem bis
dahin wohl größten Heer von Regensburg als erster König auf. Richard I. Lö-
wenherz und Philipp II. von Frankreich folgten später.2078
In den nahezu vierzig Jahren Herrschaftszeit Friedrichs I. veränderten die
mit ihm verknüpften ritterlichen Ideale und Tugendvorstellungen die Historio-
graphie. Der Kaiser wurde als Kämpfer idealisiert, der entweder gerechterweise
seine Herrschaft verteidigte oder als lasterhafter, schlechter Herrscher Unrecht
und Verderben brachte, je nach Position des Chronisten.2079 Dies bedeutet nach
den Erschütterungen des Investiturstreits eine Abwendung von der vorherigen
Tradition. Otto von Freising begründete den Aufstieg seines Neffen Friedrichs I.

2071 Görich, Friedrich, S. 224-253.
2072 Ders., Geld; ders., Ehre, S. 186-302.
2073 Ehlers, Heinrich, S. 317-344; Althoff, Historiographie; Görich, Jäger; Schneidmüller, Welfen,
S. 224-239.
2074 Görich, Friedrich, S. 505-514; Keupp, Hühnerfarm.
2075 Csendes, Heinrich VI., S. 35-45.
2076 Zum Kreuzzug Friedrichs I.: Hiestand, Barbarossa; Bühler, Politik. Mittlerweile veraltet: Eick-
hoff, Friedrich.
2077 Görich, Friedrich, S. 73-87.
2078 Mayer, Geschichte, S. 128 f.
2079 Hierzu Krieg, Herrscherdarstellung; ders., Spiegelungen, ders., Staufer; ders. Spannungsfeld;
Laudage, Rittertum.
 
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