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Kamenzin, Manuel; Universität Heidelberg [Contr.]; Universität Heidelberg [Contr.]; Schneidmüller, Bernd [Bibliogr. antecedent]; Weinfurter, Stefan [Bibliogr. antecedent]
Die Tode der römisch-deutschen Könige und Kaiser (1150-1349) — Mittelalter-Forschungen, Band 64: Ostfildern: Jan Thorbecke Verlag, 2020

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.62605#0432

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A 1.1. Grablegen

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in den Quellen kaum genannt.2493 Zwei zeitgenössische Quellen überliefern, dass
die Angehörigen König Adolfs ihn in Speyer beisetzen wollten, dies sei aller-
dings von König Albrecht nicht gestattet worden.2494 Die Chronik der 95 Herr-
schaften gab darüber hinaus an, die Furcht König Albrechts, der König Adolf
erschlagen habe, habe eine Beisetzung in königlichen Ehren verhindert.2495 Zu
den Bestattungsfeierlichkeiten in Rosenthal sind nur wenige Informationen be-
kannt.2496 Die Familie hat das Kloster scheinbar nicht zu einem Memorialort
ausgestaltet, was als Hinweis gesehen werden kann, dass die Grablege lediglich
als temporär betrachtet wurde.2497 In den Ruinen der Klosterkirche sind keine
Überreste der Grablege erhalten.2498
Das Zisterzienserinnenkloster in Rosenthal war keine Grablege, die eines
römisch-deutschen Königs würdig war, es war schlicht in der Nähe. Da auch
Speyer sich nicht fern des Sterbeorts befindet, muss von einer bewussten Ent-
scheidung gegen eine Bestattung in der Königsgrab lege ausgegangen werden.
König Adolf sollte somit explizit nicht als römisch-deutscher König bestattet
werden. Dies entspricht dem Vorgehen Albrechts, denn nach seiner Auffassung
war Adolf zum Zeitpunkt seines Todes als König abgesetzt gewesen. Aus
Rücksicht auf die Verwandten und Anhänger Adolfs durfte diesem eine christ-
liche Bestattung nicht verwehrt werden, eine Beisetzung in Speyer konnte Al-
brecht angesichts der im Raum stehenden Vorwürfe, die sich aus dem Tod seines
Gegners ergaben, nicht gestatten.2499 Die erste Grablege König Adolfs entfaltete

2493 Ottokar, Steirische Reimchronik, Bd. 2, S. 961 f., V. 72800-72830; Annales Osterhovenses,
ad a. 1292, S. 551; Gesta Adolfi regis, S. 243; Chronica de gestis principum, S. 50; Johann von
Viktring, Liber certarum historiarum, Bd. 1, Rez. B/D/A2, lib. III, cap. 3, S. 356; Österreichische
Chronik der 95 Herrschaften, lib. IV, cap. 375, S. 183; Continuatio Vindobonensis, ad a. 1298,
S. 721; Annales Wormatienses, ad a. 1288, S. 70; Hermanni Altahensis Annales. Continuatio
Ratisbonensis, ad a. 1298, S. 419.

2494 Steirische Reimchronik, S. 961 f., V. 72800-72830; Annales Osterhovenses, ad a. 1292, S. 551.

2495 Österreichische Chronik der 95 Herrschaften, lib. IV, cap. 382, S. 187: Hie ist ze wissen, daz bey
chünig Albrechts Zeiten weilent chünig Adolf mochte nicht begraben werden mit chünichleichen eren
durch die vorchte chünig Albrechts, der in auf dem velde het erslagen.

2496 Meyer, Königs- und Kaiserbegräbnisse, S. 34 f. versucht aus den wenigen Worten unterschied-
licher Quellen ein kohärentes Bild zusammenzusetzen. - Bei Geissel, Schlacht, S. 105 f. Anm. 36c
ist der Text einer nicht mehr erhaltenen Stiftungsurkunde aus dem Rosenthaler Copialbuch
abgedruckt, in der die Brüder Eberhard und Walram von Zweibrücken eine Messe zu Ehren der
Jungfrau Maria stiften, um an den conflitcus apud Rosendale inter Regem Adolphum et Ducem
Austritte zu erinnern. Die Messe sollte am Jahrtag der Schlacht gelesen werden. Ob die beiden
sich „an des Königs Tod mitschuldig gefühlt" haben, wie dies Münch/Burkhart, Adolfus, S. 195 f.
vermuten, ist Spekulation. Siehe hierzu auch Schütte, Gedenken, S. 82 f.

2497 Siehe ebd., S. 84. - Siehe Kapitel A 1.2.3.

2498 Meyer, Königs- und Kaiserbegräbnisse, Abb. 9 übernimmt von Marabini, Denkmale, S. LVIII die
Skizze eines Steinsargs, obwohl er selbst an anderer Stelle vollkommen zutreffen feststellt: „Die
Ausführungen Marabinis [...] basieren nicht auf Quellen" (Meyer, Königs- und Kaiserbegräb-
nisse, S. 34 Anm. 20). Zu den Ausgrabungen im Kloster Rosenthal: Untermann, Ausgrabungen,
S. 248 f.

2499 Zu den Vorwürfen siehe Kapitel 7.2.2. - Meyer, Königs- und Kaiserbegräbnisse, S. 37 spekuliert,
ob mit der Wahl der Grablege nicht eine „Art Demütigung des unterlegenen Rivalen intendiert
war". Meiner Ansicht nach spricht die Vorsicht, mit der Albrecht I. den Tod König Adolfs in dem
 
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