Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Münchner kunsttechnische Blätter — 2.1905-1906

DOI Heft:
Nr. 8
DOI Artikel:
Das Rentoilieren alter Gemälde
DOI Artikel:
Berger, Ernst: Zur Verständigung in Sachen des sogen. Punischen Wachses [2]
DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.36596#0033

DWork-Logo
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext

München, 8. Januar 1908.

Beilage zur „Werkstatt der Kunst" (E. A. Seemann, Leipzig).
Erscheint 14tägig unter Leitung von Maier Ernst Berger.

H. Jahrg. Nr. 8.

Inhalt: Das RentoHieren alter Gemälde. -— Zur Verständigung in Sachen des sogen. Punischen Wachses. Von E. Berger
(Fortsetzung). — Einiges aus der Chemie der „Metallischen Farben". Von^Chemiker Georg Büchner, München
(Fortsetzung). — Anfragen und Beantwortungen.

Das Rentoiiieren alter Gemälde.
Die Methode, brüchig gewordene Leinwand
aiter Gemälde durch neue zu ersetzen, welche
der Konservator des Amsterdamer Museums, H.
Heydenryk anwendet und auch gelegentlich der
Renovierung der Rembrandt'schen „Nachtwache"
im Ryksmuseum erfolgreich benützt hat, finden
wir beschrieben in einem Artikel „Ueber das
Konservieren von Gemälden" von Dr. J. J. Raaff
(Die Kunst, VI. Jhrg., Juli 1905), wie folgt:
„Das Gemälde wird auf einen Tisch ge-
legt, dessen Oberfläche mit Watte bedeckt ist,
darüber wird Leinen gespannt und das Ganze
mit Papier fest beklebt. Die Berührungsfläche der
Farbschicht muss selbstverständlich sehr weich
sein und dem Druck der Farbenhöhen leicht nach-
geben. Mit der Farbschicht nach unten wird es
also auf den Tisch gelegt und jetzt vom Keil-
rahmen, worauf es befestigt war, befreit. Ein
um einige Zentimenter grösserer Rahmen wird
um den Keilrahmen gelegt und die Leinwand
mit starken Papierbändern auf diesem Rahmen,
dem Spannrahmen, befestigt. An der Farbseite
wird jetzt das Ganze mit kräftigem, aber dünnem
Papier, das den Verschiedenheiten der Farben-
höhen nachgibt, beklebt, damit die Farbschicht
besser aneinander hält und nicht abbröckelt. Dann
wird das Gemälde wieder auf den wattierten Tisch
gelegt und man fängt an, alles was von der alten
Leinwand übrig geblieben ist,^mit Bimstein zu
entfernen, bis endlich nur die vom dünnen Pa-
pier aneinander gehaltene Farbschicht übrig ge-
blieben ist. Nun kann man mit der neuen Lein-
wand heranrücken."
„Ein Topf steht auf einem Feuer, worin ein
Mixtum von Wachs, Harz, Venetianischer Ter-
pentin und Kopaiva-Balsam gekocht wird. Da-
mit wird die Farbschicht von hinten angestrichen

und das Ganze bleibt liegen, bis es kalt geworden
ist. Nun wird die neue Leinwand, ein eigens
für den Zweck gewobenes Leinen von besonderer
Stärke und Dauerhaftigkeit, möglichst glatt auf
einem anderen Spannrahmen befestigt und diese
Leinwand auf den kaltgewordenen Klebstoff an
der Hinterseite des Gemäldes gelegt. Jetzt werden
die Papierbänder, soweit das Gemälde auf den
ersten Spannrahmen geklebt wurde, durchge-
schnitten und die Farbschicht gegen die neue
Leinwand gespannt. Mit kugelförmigen Bügel-
eisen wird dann die Leinwand gegen den Kleb-
stoff, den die Hitze wieder flüssig macht, ge-
presst, von der Mitte nach aussen, um zu gleicher
Zeit alle Luft auszutreiben. Der Erneuerungs-
prozess ist damit beendet. Das dünne Papier,
das die Farbschicht zusammenhält, wird einfach
mit Wasser entfernt. Dann wird das ganze Ge-
mälde vom Spannrahmen abgenommen und auf
dem Keilrahmen befestigt."
Herr Heydenryk bemerkt, dass er der Me-
thode seines Lehrmeisters Hopmann folgt, die
sich bis jetzt sehr gut bewährt habe. Viele Ge-
mälde seien auf diese Weise renoviert worden;
es wäre seine tägliche Arbeit und, so fügt er hin-
zu, ebenso wie ein Chirurg bei einer Operation an
seinen Nerven spürt, ob er einen gewöhnlichen
Patienten oder eine Berühmtheit, einen König,
unterm Seziermesser hat, so ginge es ihm auch.
Zur Verständigung in Sachen des
sogen. Punischen Wachses.
Von E. Berger.
(Fortsetzung.)
Was unter Nitrum im Altertum verstanden wor-
den ist, scheint mit Sicherheit nicht festge-
stellt zu sein. Ich bin weder Philologe noch Che-
miker, um die Argumente für eine oder die andere
 
Annotationen