Biblische Scenen.
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jedes Bild mit Jonas für sich und alle zusammen drückten nur
den einen Gedanken, den beständigen und lauten Protest der
Kirche Roms gegen die Engherzigkeit und Ueberhebung der juden-
christlichen Partei aus: dass nämlich die Heiden so gut wie die
Juden zum Heile berufen und auserwählt seien, eine Lehre, für
welche es allerdings den Juden gegenüber kein schlagenderes Ar-
gument als eben die Geschichte des Jonas gab.
Die vier Scenen, welche wir oben beschrieben haben, nehmen
zuweilen die vier obersten Felder an den Wänden eines Cubicu-
lums ein; manchmal sind deren nur zwei da, die dann einander
gegenübergestellt sind; auch kommt es vor, dass die ganze Ge-
schichte in eine einzige Composition zusammengezogen ist, indem
der Prophet so von dem Fische ausgespieen wird, dass er unmit-
telbar unter das Laubdach mit der Kürbisstaude fällt. i Nur gleicht
der Fisch keinem wirklichen Bewohner des Meeres; er sieht viel-
mehr jenen'Ungeheuern, Seepferden oder Seekühen ähnlich, welche
auch die Heiden gerne als Ornament auf den Wänden ihrer Wohn-
häuser und Grabkammern malten; diese Monstra waren entweder
ein Spiel ihrer Einbildungskraft oder die conventionelle Darstel-
lung des Thieres. in der berühmten Fabel der Andromeda. Auch
die Christen bedienten sich des Ungeheuers auf ihren ältesten Ge-
mälden als reinen Ornamentes, reservirten es aber zuletzt für die
Geschichte des Jonas. Es erscheint hier als abscheulicher Drache,
mit langem, engem Halse, grossem Kopf und hoch emporgereckten
Ohren, zuweilen auch mit Hörnern. Vielleicht hat man ihm, weil
es den Tod darstellen sollte, im Gegensatze zu dem Heiland, dem
wahren IXQYC, diese nichts weniger als ansprechende Gestalt
gegeben.
Daniel erscheint auf den Katakombenbildern gewöhnlich daniei un-
nackt2, zwischen zwei Löwen, indem er die Arme in der Form ter den lö-
des Kreuzes ausstreckt. 3 Seine Geschichte mochte entweder als ^en ^und
ein Typus der Auferstehung4, oder, was uns wahrscheinlicher Knabpn im
dünkt, als eine Quelle des Trostes und der Ermuthigung für die Feuerofen.
1 De Rossi Rom. sott. II. Tav. XIV-
2 Le Blant Inscriptions chretiennes de la Gaule I. 493 kennt ausser den
vier a. a. 0. pi. n. 248, 251, 252, 254 von ihm publicirten nur noch fünf andere
altchristliche Darstellungen, auf denen Daniel bekleidet ist; zudem sind alle
neun viel spätem Datums als die Bilder der Katakomben. Unter den letztem
bietet das oben S. 78 besprochene und abgebildete Fresco aus S. Domitilla
ein Beispiel eines bekleideten Daniel.
3 So auf dem Deckengemälde aus S. Lucina, de Rossi Rom. sott. I.
Tav. X. und auf dem später zu beschreibenden Sarkophag gleich beim Ein-
gang der Lateranhalle.
4 Hieron. in Zach. lib. II. c. IX. 864.
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jedes Bild mit Jonas für sich und alle zusammen drückten nur
den einen Gedanken, den beständigen und lauten Protest der
Kirche Roms gegen die Engherzigkeit und Ueberhebung der juden-
christlichen Partei aus: dass nämlich die Heiden so gut wie die
Juden zum Heile berufen und auserwählt seien, eine Lehre, für
welche es allerdings den Juden gegenüber kein schlagenderes Ar-
gument als eben die Geschichte des Jonas gab.
Die vier Scenen, welche wir oben beschrieben haben, nehmen
zuweilen die vier obersten Felder an den Wänden eines Cubicu-
lums ein; manchmal sind deren nur zwei da, die dann einander
gegenübergestellt sind; auch kommt es vor, dass die ganze Ge-
schichte in eine einzige Composition zusammengezogen ist, indem
der Prophet so von dem Fische ausgespieen wird, dass er unmit-
telbar unter das Laubdach mit der Kürbisstaude fällt. i Nur gleicht
der Fisch keinem wirklichen Bewohner des Meeres; er sieht viel-
mehr jenen'Ungeheuern, Seepferden oder Seekühen ähnlich, welche
auch die Heiden gerne als Ornament auf den Wänden ihrer Wohn-
häuser und Grabkammern malten; diese Monstra waren entweder
ein Spiel ihrer Einbildungskraft oder die conventionelle Darstel-
lung des Thieres. in der berühmten Fabel der Andromeda. Auch
die Christen bedienten sich des Ungeheuers auf ihren ältesten Ge-
mälden als reinen Ornamentes, reservirten es aber zuletzt für die
Geschichte des Jonas. Es erscheint hier als abscheulicher Drache,
mit langem, engem Halse, grossem Kopf und hoch emporgereckten
Ohren, zuweilen auch mit Hörnern. Vielleicht hat man ihm, weil
es den Tod darstellen sollte, im Gegensatze zu dem Heiland, dem
wahren IXQYC, diese nichts weniger als ansprechende Gestalt
gegeben.
Daniel erscheint auf den Katakombenbildern gewöhnlich daniei un-
nackt2, zwischen zwei Löwen, indem er die Arme in der Form ter den lö-
des Kreuzes ausstreckt. 3 Seine Geschichte mochte entweder als ^en ^und
ein Typus der Auferstehung4, oder, was uns wahrscheinlicher Knabpn im
dünkt, als eine Quelle des Trostes und der Ermuthigung für die Feuerofen.
1 De Rossi Rom. sott. II. Tav. XIV-
2 Le Blant Inscriptions chretiennes de la Gaule I. 493 kennt ausser den
vier a. a. 0. pi. n. 248, 251, 252, 254 von ihm publicirten nur noch fünf andere
altchristliche Darstellungen, auf denen Daniel bekleidet ist; zudem sind alle
neun viel spätem Datums als die Bilder der Katakomben. Unter den letztem
bietet das oben S. 78 besprochene und abgebildete Fresco aus S. Domitilla
ein Beispiel eines bekleideten Daniel.
3 So auf dem Deckengemälde aus S. Lucina, de Rossi Rom. sott. I.
Tav. X. und auf dem später zu beschreibenden Sarkophag gleich beim Ein-
gang der Lateranhalle.
4 Hieron. in Zach. lib. II. c. IX. 864.