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Northcote, James Spencer; Brownlow, William R.; De Rossi, Giovanni Battista [Editor]; Kraus, Franz Xaver [Oth.]
Roma sotterranea: die römischen Katakomben ; eine Darstellung der neuesten Forschungen, mit Zugrundelegung des Werkes von J. Spencer Northcote u. W. R. Brownlow — Freiburg i.Br., 1873

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https://doi.org/10.11588/diglit.12556#0579

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Die Katakomben von Neapel.

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Stadt liegen und erweislich bis zum zweiten Jahrhundert herab-
reichen , bot sich in ruhigerer Zeit zu gottesdienstlichen Versamm-
lungen, und bei Yerfolgungen zu einem Zufluchtsorte dar.

Da aber jetzt die beiden Cömeterien bei S. Yito und S. Se-
vero ganz verschlossen sind, das dritte unter der Kirche S. Maria
della Sanitä durch den fortgesetzten Gebrauch, den die dortigen
Klostergeistlichen davon machen, vieles von seinem ursprünglichen
Charakter verloren hat, so beschränkt sich die weitere Beschrei-
bung der neapolitanischen Katakomben auf die bei der Kirche
S. Gennaro de' Poveri, welche insgemein die Katakomben des
hl. Ianuarius genannt werden, und, so weit man die übrigen
kennt, die ansehnlichsten von allen sind. Der Eingang derselben
befindet sich in einem engen Gartenraume des Hospitals S. Gen-
naro de' Poveri neben der dazu gehörigen Kirche. Sie selbst be-
stehen aus zwei in verschiedener Höhe neben einander liegenden
Stockwerken unterirdischer Gänge, die in den weichen Tufstein,
die vorherrschende Steinart der ganzen Umgegend, gehauen sind.
Beide Stockwerke, von denen das eine etwa 22 Palmen höher
als das andere unter der Erde fortläuft, und welche beide die
gleiche Hauptrichtung nach Südost nehmen, sind wieder aus einer
Menge zum Theil neben einander laufender, zum Theil sich durch-
kreuzender Stollengänge zusammengesetzt. Die einzelnen Gräber
sind auf drei verschiedene Arten angelegt, die sich kurz durch die
Namen Wandgräber, Gräbernischen und Gräberkammern bezeichnen
lassen. Die Wandgräber in den senkrechten Wänden der Gänge be-
finden sich ohne Ebenmaass und Ordnung, über und neben einander,
wie das Bedürfniss es gerade erforderte. Die Gräbernischen zeichnen
sich durch ein regelmässiges Tonnengewölbe aus, die Gräberkam-
mern haben meistentheils eine Breite von sieben Palmen und eine
Höhe und Tiefe von zehn Palmen. Die Decke ist eine horizontale
Fläche oder ein wenig gewölbt. Die einzelnen Gräber sind so
gross, dass sie einen menschlichen Körper sehr bequem aufnehmen
konnten. Die grössten sind acht Palmen lang, zwei Palmen hoch
und zwei Palmen tief. Die kleinsten sind nicht unter zwei Pal-
men lang, mit entsprechender Höhe und Tiefe. Kleine Nischen
für Aschenkrüge oder Columbarien, wie man sie in heidnischen
Gräbern entdeckt, sind hier nirgends anzutreffen. Die vordere
offene Seite der Gräber wurde mit Steinplatten oder Ziegeln ver-
schlossen und mit Kalk vermauert. Daher läuft rings um die
Oeffnung ein Hohlrand , in welchen die Platten eingefügt wurden.
Jetzt sind die Gräber alle geöffnet, und man bemerkt nur hier
und da noch Keste von den Deckeln.

Das untere Stockwerk der neapolitanischen Katakomben hat
zwei Eingänge, durch zwei neben einander liegende gewölbte

Kr aus Roma. 35
 
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