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Northcote, James Spencer; Brownlow, William R.; De Rossi, Giovanni Battista [Hrsg.]; Kraus, Franz Xaver [Bearb.]
Roma sotterranea: die römischen Katakomben ; eine Darstellung der neuesten Forschungen, mit Zugrundelegung des Werkes von J. Spencer Northcote u. W. R. Brownlow — Freiburg i.Br., 1873

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https://doi.org/10.11588/diglit.12556#0580

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Zwölfte Beilage.

Thore, die zu ebener Erde in den ausgehöhlten Berg hinein
führen, welcher hier eine senkrecht abgeschnittene Wand dar-
stellt. Wir treten zuerst durch das kleinere Thor, 1, welches
gegen 22 Palmen hoch ist, in einen länglich viereckigen Raum
mit fast parallel laufenden Seitenwänden. Er ist gegen 80 Pal-
men lang, 25 Palmen breit und bei unebenem Boden 10—12
Palmen hoch. Die Decke ist, wie alle Räume der Katakomben,
flach gewölbt. Hier befinden wir uns schon unter den Ueber-
bleibseln eines hohen christlichen Alterthums, nämlich in einer
sogenannten Martyrerkirche. Noch ganz deutlich treten ihre bei-
den Haupttheile hervor, nämlich das Sanctuarium oder Presby-
terium für die heiligen Functionen und den Bischof, und die Aula,
Naos oder das Schiff der Kirche, für die fromme Gemeine. Der
dritte Theil der alten Kirche aber, die Pronaos oder Narthex,
nämlich der Raum zunächst dem Eingange, und vom eigentlichen
Schiffe noch durch eine Wand geschieden, fehlte bei den unter-
irdischen Kirchen, weil dieser Raum für die Katechumenen,
Büssenden und Häretiker bestimmt war, welche die unterirdischen
Märtyrerkirchen gar nicht betreten durften. Aber die Abgränzung
der beiden vorhandenen Theile, des Sanctuariums und der Aula,
ist noch deutlich angegeben durch die beiden kurzen, 5V2 Palmen
hohen Pfeiler vor dem Altare , die ohne Zweifel einst bis an die
Decke hinaufreichten, welche sich hier zu drei Bögen wölbt. Ge-
wiss befand sich auch zwischen diesen Pfeilern und neben den-
selben bis zu den Seitenwänden der Kapelle ein Gitter, die soge-
nannten Cancelli, wodurch das Allerheiligste von dem Schiffe der
Kirche vollkommen geschieden war, und von welchem bekannt-
lich die Kanzel ihren Namen erhalten hat. Noch befindet sich
hinter diesen Pfeilern, also im Sanctuarium oder Allerheiligsten,
der alterthümliche Altar von rohem Mauerwerke und nach ältester
Sitte vollkommen freistehend; bei seiner Stellung ist auch ziem-
lich jenes Gesetz beobachtet worden, dass er gegen Osten, sowie
der Haupteingang der Kirche gegen Westen liegen soll. Der
Altar selbst aber, unter welchem ehedem die Gebeine des hier
verehrten Märtyrers ruheten, hat seine alterthümliche Einfachheit
durch eine Menge neuer Verzierungen eingebüsst. Noch im vori-
gen Jahrhundert las man an ihm die Worte Lux und Tax, Licht
und Frieden, und neben einem Kreuze Vincü, es siegt. Hinter
dem Altare steht noch jetzt in der halbrunden Tribüne der alte
Bischofsstuhl. Er ist in den Tufstein der Grotte selbst einge-
hauen und von roher Arbeit. Einen ähnlichen entdeckte man in
den andern neapolitanischen Katakomben unter S. Maria della
Sanitä, wo er jetzt noch in einer Seitenkapelle der obern Kirche
eingemauert steht. Andere mehr finden sich in den römischen
 
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