Sculptur. Die Sarkophage der alten Christen.
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Geht der Besucher auf dieser Seite des Museums weiter, so Sarkophag
wird seine Aufmerksamkeit jedenfalls durch einen sehr schön ge- av|foria° °
arbeiteten Sarkophag angezogen, in dessen Mittelfelde zwei mann- miira.
liehe Brustbilder prangen, deren geistvoller und feiner Ausdruck
auf das Yortheilhafteste von dem rohen Charakter der meisten
dieser Sculpturen absticht. Wer die beiden Männer, deren Asche
hier beigesetzt war, gewesen sind, ist unmöglich zu ermitteln;
der Sarg stand früher unter dem Altar in der Tribüne von S. Paolo
fuori le mura, wo er die Eeliquien der unschuldigen Kindlein um-
schloss. Sixtus Y. Hess ihn sammt den Eeliquien in eine von
ihm zu S. Maria Maggiore erbaute Kapelle bringen. Sonst sind
auf demselben noch dargestellt: Maria, wie sie zum Danke für
die Auferweckung ihres Bruders Lazarus die Hand des Herrn
küsst; Petrus, wie er vor seiner Yerleugnung gewarnt wird; Moses,
dem eine aus dem Himmel herabgestreckte Hand das Gesetz dar-
reicht. Eine andere Hand hält den Arm zurück, den Abraham
eben schwingt, um seinen hinter ihm knieenden Sohn Isaak zu
opfern. Das Opfer Isaaks gehört übrigens nicht zu den Sujets,
welche die älteste christliche Kunst darzustellen liebte. Des Fernern
sehen wir hier den Artikel aus dem Glaubensbekenntnisse: be-
kreuziget unter Pontius Pilatus' hier veranschaulicht. Die Magd Pontius
steht mit Wasserbecken und Krug bereit, um die Hände des im- Pllatus
t i -i _ -wascht sei-
scnlussigen Landptiegers zu waschen, der auf seinem verhüllten ne Hände.
Ptichterstuhl sitzend sein Haupt wegwendet, zum Zeichen, wie
schwer es ihm fällt, in die Yerurtheilung des Unschuldigen zu
willigen. Auch bestätigt der Sarkophag unsere Deutung von Petrus.
Moses als einem Yorbilde Petri: denn auf der untern Abtheilung
desselben sehen wir den Apostel in den Händen der Söldner, in-
dem er ruhig auf den Strom hinweist, der über seinem Haupte
aus dem Felsen entspringt; eben da ist Christus — vielleicht auch
Johannes — dargestellt, wie er gleichfalls die Aufmerksamkeit
der Trabanten auf sich zieht, womit entweder auf des Herrn Ge-
fangennehmung in Gethsemani angespielt ist, oder bedeutet wird,
dass Christus bei der Yerfolgung seiner Kirche still leidet. So-
dann erblicken wir Daniel in der Löwengrube und den Propheten
Habakuk, während auf der entgegengesetzten Seite der Heiland
dem Blinden das Gesicht verleiht und Brod und Fische vermehrt.
Das Centrum dieser Darstellungen nimmt eine Gruppe ein, deren
Erklärung die Gelehrten sehr in Yerlegenheit gesetzt hat. Bosio
hält den alten Mann unter dem Baume für Moses, der dem Yolke
das Gesetz überreicht, und das Haupt, das zwischen den Aesten
des Baumes hervortritt, für den Kopf des Zachäus, der den Baum
erstieg, um des Herrn ansichtig zu werden.
Auf der nämlichen Seite der Halle befindet sich ferner ein
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Geht der Besucher auf dieser Seite des Museums weiter, so Sarkophag
wird seine Aufmerksamkeit jedenfalls durch einen sehr schön ge- av|foria° °
arbeiteten Sarkophag angezogen, in dessen Mittelfelde zwei mann- miira.
liehe Brustbilder prangen, deren geistvoller und feiner Ausdruck
auf das Yortheilhafteste von dem rohen Charakter der meisten
dieser Sculpturen absticht. Wer die beiden Männer, deren Asche
hier beigesetzt war, gewesen sind, ist unmöglich zu ermitteln;
der Sarg stand früher unter dem Altar in der Tribüne von S. Paolo
fuori le mura, wo er die Eeliquien der unschuldigen Kindlein um-
schloss. Sixtus Y. Hess ihn sammt den Eeliquien in eine von
ihm zu S. Maria Maggiore erbaute Kapelle bringen. Sonst sind
auf demselben noch dargestellt: Maria, wie sie zum Danke für
die Auferweckung ihres Bruders Lazarus die Hand des Herrn
küsst; Petrus, wie er vor seiner Yerleugnung gewarnt wird; Moses,
dem eine aus dem Himmel herabgestreckte Hand das Gesetz dar-
reicht. Eine andere Hand hält den Arm zurück, den Abraham
eben schwingt, um seinen hinter ihm knieenden Sohn Isaak zu
opfern. Das Opfer Isaaks gehört übrigens nicht zu den Sujets,
welche die älteste christliche Kunst darzustellen liebte. Des Fernern
sehen wir hier den Artikel aus dem Glaubensbekenntnisse: be-
kreuziget unter Pontius Pilatus' hier veranschaulicht. Die Magd Pontius
steht mit Wasserbecken und Krug bereit, um die Hände des im- Pllatus
t i -i _ -wascht sei-
scnlussigen Landptiegers zu waschen, der auf seinem verhüllten ne Hände.
Ptichterstuhl sitzend sein Haupt wegwendet, zum Zeichen, wie
schwer es ihm fällt, in die Yerurtheilung des Unschuldigen zu
willigen. Auch bestätigt der Sarkophag unsere Deutung von Petrus.
Moses als einem Yorbilde Petri: denn auf der untern Abtheilung
desselben sehen wir den Apostel in den Händen der Söldner, in-
dem er ruhig auf den Strom hinweist, der über seinem Haupte
aus dem Felsen entspringt; eben da ist Christus — vielleicht auch
Johannes — dargestellt, wie er gleichfalls die Aufmerksamkeit
der Trabanten auf sich zieht, womit entweder auf des Herrn Ge-
fangennehmung in Gethsemani angespielt ist, oder bedeutet wird,
dass Christus bei der Yerfolgung seiner Kirche still leidet. So-
dann erblicken wir Daniel in der Löwengrube und den Propheten
Habakuk, während auf der entgegengesetzten Seite der Heiland
dem Blinden das Gesicht verleiht und Brod und Fische vermehrt.
Das Centrum dieser Darstellungen nimmt eine Gruppe ein, deren
Erklärung die Gelehrten sehr in Yerlegenheit gesetzt hat. Bosio
hält den alten Mann unter dem Baume für Moses, der dem Yolke
das Gesetz überreicht, und das Haupt, das zwischen den Aesten
des Baumes hervortritt, für den Kopf des Zachäus, der den Baum
erstieg, um des Herrn ansichtig zu werden.
Auf der nämlichen Seite der Halle befindet sich ferner ein