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Picart, Bernard
Neueröffneter Musen-Tempel: welcher das allermerkwürdigste, aus den Fabeln der Alten in 60 auserlesenen und schönen Kupfern von Bernard Picart und andern kunstreichen Männern vorstellet ; mit deutlichen Erklärungen und Anmerkungen — Amsterdam u. Leipzig, 1754

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https://doi.org/10.11588/diglit.8922#0025

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ODER DIE TITA N EN. 7
tenj und wenn ihnenja einiges Versehen beyzumeisen , so ist es dieses, dass sie
einen Fiirsten angegrissen , der ihnen an Macht weit uberlegen war. Daher kan
man auch keine andere Sitten-Lehre aus dieser Fabel lernen , als was ein Mensch
Zu erwarten habe, welcher lieh an ein kühnes Unternehmen waget, ohne vorher
seine Krasfte untersuchet und alle Schwierigkeiten , so in Weg kommen können,
überleget zu haben. Die vollige Erklärung dieser Fabel ist in den Anmerkungen
Zu sinden.

ANMERKUNGEN.

fticht vor dem Tag kommen lallen (a). Veilleicht hat auch die-
le Fabel keinen andern Grund als den Sinn des Griechischen
Wortes, Chronos, die Zeit, welche nach und nach alles verzeh-
ret (b). Was den vermeinten Stein anlanget, den Saturnus vor
den Jupiter foll gesreslen haben , so ift auch diele Fabel aus der
Zweydeutigkeit desfelbigen Wortes entftanden, oder alseine Fol-
gerung des obigen anzufeilen: wobey auch zu gedenken, daß das
Wort Eben , welches so wohl einen Stein als ein Kind bedeutet,
hierzu Gelegenheit gegeben , und dafs , anftatt fchlecht weg zu
erzehlen, wie Rhea ein anderes Kind vor den Jupiter hingeleget,
Welches dann von dem Saturnus ins Gefängnils gefperret oder
seinen Gottern geopsert worden, man vorgegeben, dafs sie einen
Stein hingeleget, welchen er gefressen
Was uns eben derfelbe Hehodus von dem Saturnus erzehlet,
Wie er feinen Vater Coelus misgehandelt, und dass ihm hernach
von seinem Sohne Jupiter dergleichen wiederfahren, ist nichts an-
ders als eine verblümte Redensart > anzuzeigen , wie Saturnus
seines Vaters Räthe auf seine Seite gebracht, wie er seine meiften
Freunde von ihm abgewendet oder in entfernte Lander zu ent-
weichen gezwungen; das ift nun die tödliche Wunde , davon er
dem Ansehen nach gefprochen und welche man allzugenau nach
den Worten genommen : fintemahl das Hefiodifche Wort
fo wohl einen Rath anzeiget (r) als auch die Geburths-Glieder.

Seine Mutter Titxa , welche mit dem Ccelus nicht alzuwohl zu
srieden war chatte ihm diefes Vornehmen eingegeben ; daher dermir
gedachte berühmte Poet saget, dass die Erde ihm die Sichel in die
Hand gegeben. Dem Saturnus giengs eben fo mit feinem Sohne,
welcher ihm alle Haupter feiner Parthey abipenftig machte und
ihn felbft biss nach Sicilien trieb. Man foll daselbst die Sichel ge-
sunden haben, womit er feinen Vater verfchnitten hat, daher des
Drepanifche Hafen feinen Nahmen bekommen : welche Fabel
sich gründet auf die länglich-runde Figur dieses Hasens, nach
welcher er fall einer Sichel gleichet, die auf Griechisch Drepane (d)
heist. Und wenn man den Saturnus mit einer Sichel in der
Hand abmahlet, fo will man damit fagen, dass dieser Furft offtera
die Zeit bedeutet, oder uns zu verbilden , dass er den Leuten
gelehret habe, wie fie die Erde pflügen und befaen und die Früch-
te einerndten folten.
Übrigens foll, der gemeinsten Meynung nach , Saturnus mit
dem Erz-Vatet Isaac zu einer Zeit gelebet haben.
7. Rhea oder Ops.] Rhea, Ops , Vefla , Cybele, (beyge-
nahmt Dindymene, Feßnuntia , Berecynthia , Magna Mater odes
die Grofe Mutter , Bona Dea oder die Gute Gottin , Fauna,
Fatua, Idaa) find verfchiedene Nahmen einer einzigen Gottheit»
oder auch verfchiedene Gottheiten , welche die Poeten ofstmahls
mit einander vermengen.

(<•) v»> V7- (*) TmsHttdtm rirrnn. i. e. Die Zeit verzehret all«, (t) Siehe le Clerc über des Hesiod. Theog. vs. ilo. (J) t(min, eine Sichel.


III. EN-
 
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