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https://doi.org/10.11588/diglit.8922#0048
IX.
23
DIE VERWANDELUNG DES
G Y C N U S
IN EINEN SCHWAN,
UND DER
HELIADISCHEN JUNGFRAUEN
IN PAPPELBiEUME.
Namque serunt luclu Cycnum Pha'etonis amati ?
Populeas inter srondes umbramque sororum
Dum canit cjs moeßum Muß solatur amorem,
Canentem molliplumä duxiffe feneBam^
Linquentem terras, cjs sidera voce sequentem-
VlRG. JEne\<\. 10. vs. 185?.
Ndem die Clymena aus dem Grabe ihres Sohnes lieget, den Mar-
morftein , in welchen fein Nähme gegraben ift , mit ihren Thränen
benetzet und solchen mit ihren Armen umfchliefet, gleich als ob fie
ihn dadurch erwarmen wolte , so lauen inzwifchen die Schwestern 1
diefes unglückfeeligen Prinzen nichts als feufzen und heulen von
fich hören. Sie reisen fich die haare aus, verwunden ihre Bruft , und rusen
vergebens den Nahmen des Phaeton, welcher fie nun nicht mehr hören kan.
Vier Monathe waren fo hingegangen , ohne dafs ihr Schmerz abgenommen
hatte, als eines Tages die ältefte unter ihnen , nahmens Phaetufa, da fie fich
niedersetzen wolte , vermerkte, dass ihre knie erftarreten. Daher o schreyet fie
überlaut. Lampetia wolte lausen, ihr beyzuftehen, allein ihre Fiife hatten fchon
unter fich Wurtzel gefasfet. Phoebe , welche durch diefen traurigen Zufall
ganz auiTer (ich felbft kam, will fich die haare aus dem köpse raufen, kriegt
aber dafür Blatter in die Hand. Ihr Unterleib wird zu Baum-Stämmen; ihre
Arme aber werden zu Aeften. Eine Rinde ziehet fich über ihren ganzen Leib
und ladet ihnen nichts frey als den Mund. Damit fchreyen fie noch die Cly-
mena um Hülfe an. Diefe entsetzet fich über diefes Wunderwerk, läuft hinzu
und umarmet eine Tochter nach der andern, sie bemühet fich vergebens , fie
von den Wurzeln loszumachen , womit fie an der Erde seite find: fie zer-
bricht
ANMERKUNGEN.
X. Die Schwestern.] So sollen sie geheisen haben : Phae- Dioxippe und Clymene. Hella Jet aber, wie fie meistens genen-
tusä, Me-rope, Helia , Egle, Lampetia, Phcebe, ^Etheria, net werden, heift so viel als Tochter der Senne.
F 1
23
DIE VERWANDELUNG DES
G Y C N U S
IN EINEN SCHWAN,
UND DER
HELIADISCHEN JUNGFRAUEN
IN PAPPELBiEUME.
Namque serunt luclu Cycnum Pha'etonis amati ?
Populeas inter srondes umbramque sororum
Dum canit cjs moeßum Muß solatur amorem,
Canentem molliplumä duxiffe feneBam^
Linquentem terras, cjs sidera voce sequentem-
VlRG. JEne\<\. 10. vs. 185?.
Ndem die Clymena aus dem Grabe ihres Sohnes lieget, den Mar-
morftein , in welchen fein Nähme gegraben ift , mit ihren Thränen
benetzet und solchen mit ihren Armen umfchliefet, gleich als ob fie
ihn dadurch erwarmen wolte , so lauen inzwifchen die Schwestern 1
diefes unglückfeeligen Prinzen nichts als feufzen und heulen von
fich hören. Sie reisen fich die haare aus, verwunden ihre Bruft , und rusen
vergebens den Nahmen des Phaeton, welcher fie nun nicht mehr hören kan.
Vier Monathe waren fo hingegangen , ohne dafs ihr Schmerz abgenommen
hatte, als eines Tages die ältefte unter ihnen , nahmens Phaetufa, da fie fich
niedersetzen wolte , vermerkte, dass ihre knie erftarreten. Daher o schreyet fie
überlaut. Lampetia wolte lausen, ihr beyzuftehen, allein ihre Fiife hatten fchon
unter fich Wurtzel gefasfet. Phoebe , welche durch diefen traurigen Zufall
ganz auiTer (ich felbft kam, will fich die haare aus dem köpse raufen, kriegt
aber dafür Blatter in die Hand. Ihr Unterleib wird zu Baum-Stämmen; ihre
Arme aber werden zu Aeften. Eine Rinde ziehet fich über ihren ganzen Leib
und ladet ihnen nichts frey als den Mund. Damit fchreyen fie noch die Cly-
mena um Hülfe an. Diefe entsetzet fich über diefes Wunderwerk, läuft hinzu
und umarmet eine Tochter nach der andern, sie bemühet fich vergebens , fie
von den Wurzeln loszumachen , womit fie an der Erde seite find: fie zer-
bricht
ANMERKUNGEN.
X. Die Schwestern.] So sollen sie geheisen haben : Phae- Dioxippe und Clymene. Hella Jet aber, wie fie meistens genen-
tusä, Me-rope, Helia , Egle, Lampetia, Phcebe, ^Etheria, net werden, heift so viel als Tochter der Senne.
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