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Picart, Bernard
Neueröffneter Musen-Tempel: welcher das allermerkwürdigste, aus den Fabeln der Alten in 60 auserlesenen und schönen Kupfern von Bernard Picart und andern kunstreichen Männern vorstellet ; mit deutlichen Erklärungen und Anmerkungen — Amsterdam u. Leipzig, 1754

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https://doi.org/10.11588/diglit.8922#0175

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XLII. iy


ANDROMEDA.
Andromede monßris suerat devota marin/s:
Hac eadem Perfei nob'üis uxor erat.
Propert. L. x. El. zii
Assiopea 1 hatte (ich nicht gescheuet, vorzugeben, dass sie schö*
ner wäre, als die Nereides1 oder See-Nymphen , welches diese so
sehr verdross, dass sie aus dem Meere ein entsetzliches Unthier kom-
men liesen, wodurch die ganze Kuste mit Jammer und Furcht erfül-
let wurde. In solcher Noth nahmen die Einwohner ihre Zuflucht
zu dem Ammonischen Gotzen-Bilde des Jupiter, welches zugleich ein Orakel war,
und ihnen denBescheid ertheilte, sie solten alle Jahre der grausamen Bestieein jun-
ges Madgen zum hesten geben , damit der Zorn der Gottheiten gestillet wurde.
Diesem kamen sie nach. Da nun schon manch solches Opfer durchs Loos auscrC„
suchet und vor das gemeine Beste dahin geworfen worden , traf es endlich auch
die Andromeda, Tochter der CaiTlopea und des Cepheus , welche sich also ^eno-
thiget sahe, die Schuld ihrer Mutter mit zu büsen. Es schiene zwar, als ob he •h
ier hohen Geburt wegen dem Loosen nicht hatte mit sollen unterworfen seyn- al
leine die Gotter wollen Gehorsam haben. Sie wurde an das Ufer eefistret und an
einem Felsen feste gemachet. Indem nun ihr Gemuth duch die schreckliche Vor-
Itellung des Un-eheuers, deiTen Speise sie werden soll, eine viel entsetzlichere Anast
ausstehet , als der Tod selbst verursachen kan , so läst lieh der Überwindet der
Gorgonen in der Luft sehen , als welcher auf neue Siege ausgeflogen war. Er
kriegt die Andromeda in die Augen und ihre vortrefliche Schönheit nimmt ihn so
sehr ein, dass er fast vergist seine Flügel, damit er lieh in der Luft erhalten soll
zu schwingen. „ Schonste Prinzessin, sagteer, als-er naher zu ihr kam, du hast
„ dergleichen Festel nicht verschuldet: die, womit die Herzen in Liebe zusamme
„ verbunden werden, schicken sich beiTer vor dich. Sage mir doch deinen Nah-
„ men, wo du her seyst, und warum du so in Eiscn getchlagen bist." Erst kon
te Andromeda vor Schaamhafdgkat nicht reden: sondern die Thranen musten nur
ihre Betrubniss an den Tag legen. Dieweil aber Perseus bey ihr um Antwort an-
hielt, so entdeckte sie ihm endlich die Ursache ihres Elendes. Da sie nun noch im
Reden begriffen war, sahe man das bose Thier aus den Meeres-W eilen her vor-
kommen. Andromeda machte bey deiTen Erblickung ein erbärmliches Geschrey.
Ihre Eltern, so bey dieler traurigen Begebenheit gegenwärtig waren , zerflosTen
fast in Thränen, umarmeten ihr Kind und nahmen den lezten Abschied von ihr.
Perseus wurde hierüber so zum Mitleiden beweget, dass er sich anheischio- machte,
die Prinzerlin zu befreyen , welche er aber auch zur Ehe verlangete. Die König-
lichen Eltern nahmen diesen Vorschlag mit Freuden an, und ihn um so viel befter
anzufrischen, versprachen sie , ihr ganzes Reich ihrer Tochter zum Braut-Schatze
mit zugeben. Hierauf stampfete unser Held mit dem Fuse wieder die Erde,
schwun-
yiNMERKUNGEN.
i. Cassiopea.] Sie war eine Gemahlin des Cepheus , Königs 5. 6. 7. und 8. beygebracht.
in Äthiopien, wie Ovidius M und mit ihm die meiften Fabel- 2. Nereides.] Oder, nach anderer Vorgeben, noch schoW
Schreiber vorgeben. Doch ift mit nachzulefen, was wir am En- als die Juno,
de der Erklärung dieser Fabel und in den dahin gehörigen Noten ,

(<) Ovii. Met. 1. +.
 
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