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Picart, Bernard
Neueröffneter Musen-Tempel: welcher das allermerkwürdigste, aus den Fabeln der Alten in 60 auserlesenen und schönen Kupfern von Bernard Picart und andern kunstreichen Männern vorstellet ; mit deutlichen Erklärungen und Anmerkungen — Amsterdam u. Leipzig, 1754

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https://doi.org/10.11588/diglit.8922#0181

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XLIV.
DER STREIT

121

DES

BELLEROPHO


WIEDER DIE

C H I M JE R A.
H e s i o d. Theog. vs. 3x5.


Laucus 1 Konig zu Corinth % hatte einen Sohn, Nahmens Hippo-
nous 3, welchem die Gotter beydes Schönheit und Tapferkeit mitge-
theilet hatten. Weil dieser junge Herr das Unglück gehabt hatte, lei-
nen Bruder Bellerus 4 umzubringen, so wurde ihm der Nähme Bel-
lerophon [ gegeben. Da er nun auch dieser That halber nicht langer
zu Corinth bleiben konte , nahm er seine Zussucht an den Hot des Königs Proetus
zu Argos. Antsea 6, die Gemahlin dieses Herrn, entbrante so sehr in Liebe ge^en
diesen Fremdling, dass lie ihm unaufhörlich um Gegenliebe anlag. Da aber Bei-
lerophon in ihr Begehren durchaus nicht willigen wolte , that ihr sothane Verach-
tung so wehe, dass sie aus Rache eine abseheuliche Verleumdung ausdachte und
also zu ihrem Gemahl sprach: „ Mein Herr, ihr musset entweder euren Untergang
„ befürchten, oder dem Bellerophon vom Brode helfen laßen , indem dieser (ich
„ nicht gescheuet, seine Augen auf mich zu werfen , ja mir gar Gewalt anthun
„ wollen.'' Der leichtgläubige Prcetus lies diese Klage so gleich in seinem Gemüthe
Statt finden. Doch wolte er den Prinzen nicht toden , damit er nicht durch einen
Gaii-Freyheits-Bruch sich die Gottliche Rache zuzöge: sondern verbarg seinen
Groll, sandte ihn nach Lycien und gab ihm Briefe 7 mit an seinen Schwieger-Va-
ter, den Konig lobatus, worinne er ihm die vermeinte Beleidigung entdeckte und
ihn ersuchte, er mochte doch diesen Verrather, der ihn so beschimpfen wollen,
aus dem Wege reumen lassen.
Bellerophon reiset also dahin und komt glucklich in Lycien an den Ufern des
Xanthus an. Der Konig empfangt ihn mit aller ersinnlichen Pracht und mit allen
Zeichen einer wahrhaftigen Freude. Neun Tage hinter einander werden die schon-
llen Lustbarkeiten angestellet und Jobatus opferte diese ganze Zeit über alle Tage
einen
ANMER KUNGEN.

1. GlaUcus.] Er war ein Sohn des bekanten Sisyphus»
3. Zu Corinth.] Homerus (a) saget : Konig zu Ephyra,
welches eines ist: denn Corinth hies vor Alters Ephyra.
2. HippoNOÜs.] Oder Hippon oder auch Hipponomus , nach
anderer Scribenten Vorgeben, wiewohl alle diese Nahmen nichts
anders anzeigen , als dass er die Kunst die Pferde zahm zu ma-
chen oder zuzureiten, besonders wohl verstanden.
4. Bellerus.] Oder einen andern vornehmen Corinthischen

Herrn, welcher eben so geheisen.
5. Bellerophon.] Dieser Nähme heist so viel als der Mör-
der des Bellerus.
6. AnTjEa.] Oder nach anderer Vorgeben Stenobaa.
7. Briefe.] Daher man Sprichworts weise Belleropbons-Briese
alle diejenigen nennet, welche etwas wiedriges vor den Überbrin-
ger in lieh halten. Man nennet üe auch sonst wohl Urhs-Briese
wegen der bekanten Geschichte in Heiliger Schrift, 2, Sant. n,'

(„) liitd. 6.

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