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https://doi.org/10.11588/diglit.8922#0194
PHINEUS. 131
hen, welche dem Phineus sein Reich verwustet und dadurch Hungers-Noth verur-
sachet. Sie wurden durch einen Nord-Wind Vertrieben und in das Jonische Meer
geworfen; daher man gcföget, daß sie von den Söhnen des Boreas biss in die In-
seln Strophades versolget worden , welche in diesem Mccres-Striche liesen. Der
Hunger wie auch die Seuche, weiche die Harpyen sollen verursachet haben, schic-
ken sich sehr gut aus die Heufchrecken. Nach Poetifcher Erdichtung follen diese
N Ungeheur gleichsam der Juno ihre Hunde gewefen seyn und zukunstige Dinge
haben vorher sagen können9; dieweil die Land-Plage der Heuschrecken eine Wür-
kung des erzürnten Himmels und ein Vorbothe der Hungers-Noth ift. Da man
dieses Ungeziefer nicht vertilgen kan , man mag dessen auch noch fo viel tod ma-
chen, fo haben fiegefaget, die Harpyen kämen immer wieder, wenn man fie
gleich verjagete. Man fugete auch bey , sie wären Tochter der Erde und des O-
ceanus, weil man die Erzeugung des Gewürmes dem auf der Erde faul geworde-
nen Waffer zuzufchreiben pflegte. Ja felbst die Nahmen , welche man den Har^
pyen giebt, fchicken (ich zu diefer Erklärung. Denn Celceno heift so viel als Dun-
kelheit oder Gewolke; Ocypete, etwas fliegendes; A'älo, Ungewitter; und das
Ebräifche Wort Harbeh oder Harbah , woraus Harpjia entstanden , ift auch so
viel als eine Heufchrecke.
Einige Fabel-Gelehrte geben vor , Phineus habe das Gerichte verlieren und von
den Harpyen fo viel leyden muffen , dieweil er die Geheimniffe der Gotter nicht
verfchwiegen. Wodurch angezeiget wird , dafs dieser Herr , welcher vermuth-
lich auch nach Gewohnheit felbiger Zeiten ein Priefter und Wahrfager mit war,
etwas, so ihm als ein Geheimnifs vertrauet worden, habe weiter auskommen
laffen.
ANMERKUNGEN.
9. Vorher sagen können.] Wovon wir Beweifs sinden in „ dem es Jupiter selbst osFenbahret Hat. Italien ist das Ziel eu-
der Weissägung , die Celeno dem /Eneas und seinen Gesellen „ rer Reife ; opfert ihr nicht deswegen den Winden , damit ihr
tiach dem mit den Harpyen gehaltenen Kampfe that (c). „ So ! glucklich dahin kommen wollet ? Wohlan darin ! ihr werdet
„ ihr Trojaner,so, wolt ihr,da ihr unfer Vieh nach Belieben ab- auch dahin gelangen , ihr werdet in die verlangten Hafen ein-
„ gefchlachtet habet, uns noch dam mit Gewaltthatigkeiten und „ laufen können. Alleine ihr follet um die Stadt, Welche ihr
„ Unsriede belohnen. So wollet ihr uns durch Krieg aus unfern ;, vorhabet zu bauen, die Mauren nicht eher herum führen kon-
„ Väterlichen Reiche verjagen. Alleine höret mir zu , was ich „ nyi, biss ihr durch eine anhaltende Hungers-Noth, zur Strafe
j, Celeno , die vornehmfte unter den Harpyen euch zuvorver- „ für das uns angethane Unrecht, werdet gezwungen werden j
„ kundigen will. Ich habe folches von dem Apollo erfahren , „ fo gar eure Tifche und Taseln anzubeifen.
(*) Vag. Ancid, j.
1
Kk z
XLVIIL DAS
hen, welche dem Phineus sein Reich verwustet und dadurch Hungers-Noth verur-
sachet. Sie wurden durch einen Nord-Wind Vertrieben und in das Jonische Meer
geworfen; daher man gcföget, daß sie von den Söhnen des Boreas biss in die In-
seln Strophades versolget worden , welche in diesem Mccres-Striche liesen. Der
Hunger wie auch die Seuche, weiche die Harpyen sollen verursachet haben, schic-
ken sich sehr gut aus die Heufchrecken. Nach Poetifcher Erdichtung follen diese
N Ungeheur gleichsam der Juno ihre Hunde gewefen seyn und zukunstige Dinge
haben vorher sagen können9; dieweil die Land-Plage der Heuschrecken eine Wür-
kung des erzürnten Himmels und ein Vorbothe der Hungers-Noth ift. Da man
dieses Ungeziefer nicht vertilgen kan , man mag dessen auch noch fo viel tod ma-
chen, fo haben fiegefaget, die Harpyen kämen immer wieder, wenn man fie
gleich verjagete. Man fugete auch bey , sie wären Tochter der Erde und des O-
ceanus, weil man die Erzeugung des Gewürmes dem auf der Erde faul geworde-
nen Waffer zuzufchreiben pflegte. Ja felbst die Nahmen , welche man den Har^
pyen giebt, fchicken (ich zu diefer Erklärung. Denn Celceno heift so viel als Dun-
kelheit oder Gewolke; Ocypete, etwas fliegendes; A'älo, Ungewitter; und das
Ebräifche Wort Harbeh oder Harbah , woraus Harpjia entstanden , ift auch so
viel als eine Heufchrecke.
Einige Fabel-Gelehrte geben vor , Phineus habe das Gerichte verlieren und von
den Harpyen fo viel leyden muffen , dieweil er die Geheimniffe der Gotter nicht
verfchwiegen. Wodurch angezeiget wird , dafs dieser Herr , welcher vermuth-
lich auch nach Gewohnheit felbiger Zeiten ein Priefter und Wahrfager mit war,
etwas, so ihm als ein Geheimnifs vertrauet worden, habe weiter auskommen
laffen.
ANMERKUNGEN.
9. Vorher sagen können.] Wovon wir Beweifs sinden in „ dem es Jupiter selbst osFenbahret Hat. Italien ist das Ziel eu-
der Weissägung , die Celeno dem /Eneas und seinen Gesellen „ rer Reife ; opfert ihr nicht deswegen den Winden , damit ihr
tiach dem mit den Harpyen gehaltenen Kampfe that (c). „ So ! glucklich dahin kommen wollet ? Wohlan darin ! ihr werdet
„ ihr Trojaner,so, wolt ihr,da ihr unfer Vieh nach Belieben ab- auch dahin gelangen , ihr werdet in die verlangten Hafen ein-
„ gefchlachtet habet, uns noch dam mit Gewaltthatigkeiten und „ laufen können. Alleine ihr follet um die Stadt, Welche ihr
„ Unsriede belohnen. So wollet ihr uns durch Krieg aus unfern ;, vorhabet zu bauen, die Mauren nicht eher herum führen kon-
„ Väterlichen Reiche verjagen. Alleine höret mir zu , was ich „ nyi, biss ihr durch eine anhaltende Hungers-Noth, zur Strafe
j, Celeno , die vornehmfte unter den Harpyen euch zuvorver- „ für das uns angethane Unrecht, werdet gezwungen werden j
„ kundigen will. Ich habe folches von dem Apollo erfahren , „ fo gar eure Tifche und Taseln anzubeifen.
(*) Vag. Ancid, j.
1
Kk z
XLVIIL DAS