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Verband der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein [Editor]
Die Rheinlande: Vierteljahrsschr. d. Verbandes der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein — 11.1906

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Heft 1
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Schönleber, Gustav: Notizen zu meinem Leben
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https://doi.org/10.11588/diglit.26233#0020

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Gustav Schönleber. Mondnacht am Neckar.

Gegenstandes und der Stimmung. Ein gold-
gelbes bis dunkelbraunes Bildchen hab ich zu-
erst selbständig erzeugt nach einer Zeichnung
aus Bebenhausen für die Invalidenverlosung und
war sehr stolz, daß es auf 100 fl. geschätzt wurde.
Im Frühjahr 1871 kam ich ins zerschossene Straß-
burg und leistete danach ein Bild in Öl, das der
Kunstverein in Stuttgart kaufte, es waren natür-
lich mehr nachgefühlte Sachen als selbsterlebte.
Der frühe Erfolg war aber eine große Auf-
munterung, auch meine Kollegen ließen es nicht
an solcher fehlen. Im Juli 1871, kurz vor dem
Truppeneinzug in München, zog ich mit Prof.
Conz südwärts durch Tirol, Sarcatal, Riva,
Verona nach Venedig, dort blieb ich allein bis
Anfang Oktober und malte drauflos und zeichnete
viel, freilich oberflächlich, aber einiges kann sich
doch heut noch sehen lassen, manches ist wohl
ohne Bewußtsein besser geworden, zum Schluß
hatte ich rechten Katzenjammer, aber nach der
Rückkehr wurden meine Studien anerkannt und
gelobt, ich verstand damals nicht viel mit der
Kritik anzufangen und fing an, Bilder zu malen,
unbekümmert was draus werden würde. Das
Selbständigste ist aus jener Zeit ein Bild mit
Fischerbooten, es hängt in der Kunsthalle in
Hamburg, andere gingen gleich an Kunstvereine

und Kunsthändler, so daß ich finanziell mich
für mein Alter als Maler glänzend stellte. Große
Förderung wurde mir auch zuteil durch meinen
Onkel Ad. Gruber in Genua, ich brachte dort
in dem herrlichen alten Garten und Palazzo zum
erstenmal die Zeit von April bis Juli 1872 zu,
in späteren Jahren noch oft, und lernte von da
aus die Riviera kennen. Obgleich ich mehrere
Bilder aus Genua, Nervi mit einigem Glück
und Anerkennung in der Folge malte — eine
schwarze dunkle Gasse bekam sogar die Me-
daille 1873 auf der Wiener Weltausstellung, das
Bild ist im Besitz von Direktor Kilian Steiner
in Stuttgart - so wußte ich doch nichts
anzufangen mit der üblichen italienischen
Schönheit, dem blauen Himmel, nur beim
„schlechten“ Wetter gefielen mir meine Skizzen
besser und interessierte mich die Natur mehr.
Ich müsse nach Holland, hieß es allgemein;
so kam ich im Mai 1873 den Rhein hinunter
dorthin, Dortrecht, Rotterdam, Scheveningen.
Aus dieser Zeit ist mir das Bild des Delftschen
van der Meer im Haag, „Ansicht von Delft“,
in eindrucksvoller Erinnerung, sowie Studien
bei Mesdag. Es war mir alles viel lieber
als Italien. 1873 fing ich auch an zu illu-
strieren für Engelhorns Italien, dann für die

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