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Verband der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein [Editor]
Die Rheinlande: Vierteljahrsschr. d. Verbandes der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein — 11.1906

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Heft 4
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Heimann, Friedrich Carl: Aus dem alten Köln
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https://doi.org/10.11588/diglit.26233#0190

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Partie an der Hafengasse (Köln).

US DEM ALTEN KÖLN.

Von Stadtbaurat HEIMANN, Köln.

Wo immer von den ältesten deutschen
Städten die Rede ist, wird Köln vor allem ge-
nannt. Reicht doch seine Vergangenheit bis
zu den Tagen des Römerreiches, nimmt es ja
während des Mittelalters in kirchlicher, handels-
politischer und kunstgeschichtlicher Hinsicht
eine hohe, zeitweise sogar die hervorragendste
Stelle unter den Gemeinwesen unseres Vater-
landes ein, deren die Metropole der Rhein-
provinz erst in den Tagen der Glaubens-
spaltung, später während der Kriegswirrsale
des 17. und 18. Jahrhunderts allmählich ver-
lustig ging.

Wohl ragen noch die herrlichen Gottes-
häuser aus romanischer und gotischer Zeit
empor, beredte Zeugen des Frommsinns und
Kunstvermögens unserer Vorfahren! Wer aber
das letztere in gleicher Vollkommenheit auf
dem profanen Gebiet der Baukunst zu finden
glaubt, wird enttäuscht sein. Kaum mehr als
350 Jahre scheiden uns von den Tagen, wo
Antonius Woensam von Worms das unüber-
troffene Flußpanorama Kölns zeichnete; und was
ist heute davon noch übrig? Geschwunden ist
die ganze Befestigung längs des Rheines mit
ihren vielen Tortürmen und den charakteristi-
schen Hausüberbauten, dahin sind zahlreiche
Kirchen, Kapellen, Klöster und Paläste, die,
dem Verfall nahe gekommen, zum größten
Teil bei Beginn der französischen Herrschaft
der Zerstörung anheimfielen. Aber auch das
verflossene Jahrhundert hat gewaltig aufgeräumt
unter dem Alten, vielfach ohne Verständnis
für künstlerischen oder geschichtlichen Wert
der Baudenkmäler, und die gebieterischen Ver-

kehrsforderungen unserer Zeit legen unaufhalt-
sam weitere Breschen in dichtbevölkerte Wohn-
viertel, mit interessanten Straßenbildern und
Gebäudegruppen, die im Äußern wie im Innern
der Beachtung noch wert sind.

Die Wohnstätten im alten Köln nahmen
den Raum der Römerstadt, der angegliederten
Vorstädte Oursburg, Westerich, Niederich und
der Martinsinsel sowie derjenigen Straßenzüge
ein, welche nach den Toren der im 12. Jahr-
hundert errichteten Befestigung führten. Diese
besaß am Fluß eine Länge von mehr als
3 km, und umschloß in einem Halbkreise von
8,5 km Ausdehnung außer den genannten Stadt-
teilen den Grundbesitz der Abteien und Stifte
von St. Martin, Severin, Pantaleon, Mauritius,
Aposteln, Gereon, Ursula und Cunibert, im ganzen
ein Gebiet von 400 ha. Dasselbe bestand zum
größten Teil aus Feld, Obst- und Weingärten,
letztere namentlich in der Umgebung genannter
Kirchen, welche alle sich als kunstgeschicht-
lich wichtige, bedeutsame Leistungen darstellen.
Dementsprechend waren auch die Wohnungen
der Geistlichkeit ausgebildet, mit Kapitelsälen,
Refektorien und Schlaihäusern, malerisch um
die weiten lichten Kreuzgänge gruppiert. Von
diesen Stiftsgebäuden hat sich nichts mehr in
die Gegenwart hinübergerettet; nur eine An-
zahl ornamentaler Einzelheiten in Abbruchs-
resten und eine Reihe erhaltener Abbildungen
gibt Kunde von dem Verluste, den wir in der
Zerstörung solcher Denkmäler zu beklagen
haben. Eine auch nur annähernde Ausbildung,
wie diese Wohnzwecken dienenden Baulich-
keiten besessen, ist den sonstigen frühmittelalter-
lichen Profanbauten Kölns nicht eigen gewesen,
vielmehr hat man sich darunter überaus ein-
fache Anlagen nach Plan und äußerer Ge-
staltung zu denken; nur vereinzelt trat eine

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