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Verband der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein [Hrsg.]
Die Rheinlande: Vierteljahrsschr. d. Verbandes der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein — 11.1906

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Heft 1
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Zobel, Victor: Messels Darmstädter Museumsbau
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https://doi.org/10.11588/diglit.26233#0059

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Alfred Messel. Museum in Darmstadt. Gesamtansicht von Süden.

Messels darmstädter

MUSEUMSBAU.

Von VICTOR ZOBEL.

Als man sich vor einigen Jahren entschloß,
wegen der Unzulänglichkeit der Museumsräume
im Darmstädter Residenzschloß einen selb-
ständigen Neubau für die reichen Sammlungen
zu errichten, wurde ein Wettbewerb zur Er-
langung von Entwürfen für ein Museum aus-
geschrieben, das an der Stelle des prächtigen
alten Schuhknechtschen Zeughauses stehen
sollte. Der gewählte Platz war außergewöhn-
lich günstig, wenn auch das Opfer, das mit
der Niederlegung des älteren Baues gebracht
werden mußte, sehr zu bedauern bleibt. Bei
dem Wettbewerb gingen nun ausnahmslos
Fassadenentwürfe ein, die auf die Umgebung
zu wenig Rücksicht nahmen und deren Aus-
führung unmöglich schien, wenn man nicht dem
städtischen Gesamtbilde Gewalt antun wollte.
Großherzog Ernst Ludwig, dem die Pläne zur
Genehmigung Vorlagen, verwarf deshalb kurzer-
hand die bisherigen Anstalten, und auf seinen
Wunsch wurde ein Architekt seiner Wahl,
Alfred Messel, ein geborener Darmstädter, mit
dem Bau des Landesmuseums unmittelbar be-
traut. Der Bau wurde im Jahre 1897 begonnen;

da aber das verhältnismäßig arme Land die hohen
Kosten nur allmählich aufbringen konnte und
auf mehrere Jahre verteilen mußte, schritten die
Arbeiten so langsam vor, daß heute der innere
Ausbau noch nicht ganz vollendet ist, wenn
auch verschiedene Teile der Sammlungen schon
in die neuen Räume übergesiedelt sind.

Messel gehört zu den Architekten, die mit
einem eingehenden Verständnis für den Sinn
und die Formen der Vergangenheit dies über-
kommene kostbare Gut im Dienste einer neuen
Zeit und in durchaus persönlicher, starker Art
verarbeiten. Er ist ihr glänzendster Vertreter
und recht eigentlich ein nachdenksames Bei-
spiel, wie große Freiheit innerhalb selbst-
gezogener Grenzen leben und wie die zusammen-
gefaßte Kraft sieghaft in einer Richtung sich
entfalten kann, wenn sie nicht mit dem Suchen
der Bausteine kostbare Zeit zu verlieren braucht.
Es ist freilich wohl die größere Tat, den neuen
wirkenden Kräften auch die neue, ganz eigene
Form zu finden. Aber abgesehen davon, daß
Messel unendlich wertvolle neue Lösungen im
Ganzen und in Einzelformen gefunden hat,
indem er zum mindesten den Typ des Waren-
hauses als Erster in einem großen Stil festlegte
und indem er für die Verwendung von Metall
und Glas neue Wege ging: es ist, im großen
betrachtet, doch wohl klüger, das Überkommene

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