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Verband der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein [Hrsg.]
Die Rheinlande: Vierteljahrsschr. d. Verbandes der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein — 11.1906

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Heft 5
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Schäfer, Wilhelm: Starke Talente: in der Ausstellung des Verbandes der Kunstfreunde zu Köln
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https://doi.org/10.11588/diglit.26233#0225

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J. V. Cissarz. Dünen.

TARKE TALENTE

IN DER AUSSTELLUNG DES VER-
BANDES DER KUNSTFREUNDE ZU KÖLN.

Am 5. Mai wurde in der Flora zu Köln
durch den Protektor des Verbandes der Kunst-
freunde eine deutsche Kunstausstellung eröffnet.
Es ist kaum angängig, sie in dieser Zeitschrift
zu kritisieren, da der Herausgeber zugleich in
der Leitung tätig war. Doch wird in den
folgenden Heften immerhin Bericht über die
Bauten sowie allen bemerkenswerten Inhalt
der Räume erfolgen müssen. Nur eine Frage
soll gleich gestellt und zu beantworten ver-
sucht werden: wie steht es mit den starken
Talenten, denen zuliebe der Verband gegründet
wurde? Wieweit bestimmen sie — die noch
gegen den landläufigen Geschmack des Publi-
kums stehend, hier durch die Autorität des Ver-
bandes der Öffentlichkeit präsentiert werden —
den Charakter der Ausstellung?

Die Antwort wurde dadurch erleichtert, daß
ein sogenannter moderner Saal (Raum 4) so
ziemlich alles vereinigt, was unter den jungen
Malern des Verbandsgebietes Kunst aus eigenen
Mitteln macht. Nun kommt es sehr darauf an,
wie man dies meint: Bohle, W. Altheim, Gerh.
Janssen, Schreuer, Pleuer, Seebach, Dirks sind

gewiß starke Begabungen und durchaus nicht
so anerkannt wie viel schwächere und mit
Beharrlichkeit genannte Künstler. Aber ihre
künstlerischen Mittel entfernen sich doch nicht
so sehr vom Gewohnten, daß sie Gegnerschaft
fänden; sie sind nur durch ihre künstlerische
Haltung noch nicht über einen intimen Kreis
hinaus bekannt geworden. Der Verband hat
nach Möglichkeit versucht, sie durch Kollektiv-
ausstellungen zur breiteren Geltung zu bringen.
Größere Sorgfalt mußte jenen gelten, die schein-
bar außerhalb der modernen Malerei, auf der
Suche oder im Besitz neuer Mittel, schwieriger
gegen den landläufigen Geschmack stehen.
Welcher Art diese neuen Mittel sind, d. h. also
wohin die moderne deutsche Malerei strebt,
darüber herrschen noch merkwürdige Vor-
stellungen. Seitdem wir den Siegeslauf des
Impressionismus erlebt haben, gilt er als die
moderne Malerei an sich; und nur wenigen
fällt es bei, daß dies doch eine rückständige
Sache sein muß, wie Hodler neulich sagte, eine
vierzigjährige Sauce immer wieder von neuem
zu rühren. In Wahrheit sucht die deutsche
Kunst seit Jahren das Entgegengesetzte: nicht
den raschen Eindruck, sondern das Wesent-
liche festzuhalten. Wie eben wieder Hodler
sagte: nicht mit dem vorderen Auge, sondern
mit dem Auge des Gehirns, der Seele die

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