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Verband der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein [Hrsg.]
Die Rheinlande: Vierteljahrsschr. d. Verbandes der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein — 11.1906

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Heft 2
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Schäfer, Wilhelm: [Zu W. Steinhausens 60. Geburtstag]
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https://doi.org/10.11588/diglit.26233#0077

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3n biefem ÜTonat fonnte unfer Dolf groet Künftler ehren, bic auch
als Ktenfdfen 51t feinen Deftcn jaulen. Kleber Karl falber,
ber Stnfiebler non Sdflierfee, noch XPtlhelm Steinhaufen, bcr
grembling in §ranffurt, aber finb it>m fo mol)l bcfannt, baff if>r
fechgigfter Geburtstag eine allgemeine §eier oeranlaffen fonnte. Deibe
glänzten ntd)t in bem, mas einer Üienge gefallen fann; fie fugten
unablaffig ihren füllen K)eg gur Kunft unb mären einfam ihr £eben
lang. Daft Steinhaufen feit einigen Satfrcn als chriftlicher Klater
geprebigt mtrb, höt bamit nichts gu tun; es liegt nur bie Gefahr
barin, baß ihn fein Dolf auch ferner als Könftler ntdft erfennt.

Die Kunft Steinhaufens fanb fd)on einmal in biefen Klaftern
eingehenbe Klürbigung burdf Klpgobgtnsft im 2. £>eft bes IV. Saht-
gangs (Konember f903). JDetl er im leigten 3at)r burclg Kabteumgen
überrafchenb hernortrat, fclfien es angebracht, bem graphtfd)en
Künftler ein eigenes Dlatt gu mibmen; unb auch öcr Klanbmaler
Steinhaufen oerbient es mohh bah feiner befonbers gebadgt mürbe.
Kun aber mar im §ranffurter Künftigerem fein ganges Klerf gu
felgen; unb metl er fonft — fomctt fid) §eftartifel um ilgn bc-
mühten — gnmcift nur als dgriftltclger Ktaler beachtet, fonft aber
gemiffermaßen auf ein totes Geleife ber Kunft gefdgoben mürbe:
fei es mir oergönnt, noclg einmal non bem gu fpredgen, mas
mtclg in Siebe unb in Demut gu btefem grofsen Künftler gmingt;
obmohl idg metff, baff Diele unb niclgt gum menigften bic Ktaler
ladgeln, menn fie ben Kamen in meinen Sdgriften finben.

3m Stäbel gu §ranffurt hängen gmet Dtlber non feiner ifanb,
bas Bilb feiner §rau mit bem Schmetterling unb eine £anbfdgaft.
Das Bilbnis, eine Sempera, ift oielleidit bas eingige moberne
Stücf bicfer Sammlung, bas olgnc Sdgaben neben ben fgolbeinfopf
mit ber Keife gehängt merben fonnte, ihm gleich in feiner Selbft-
ncrftänblidgfctt unb einfachen Dotlcnbung, nur ftatt feiner glän-
genben -Emaille gart mie in matter Setbe gemebt. Die £anb-
fclgaft aber Igat nidgt ihresgleichen. £eudgtenbcr, im rötlidg an-
gehaudgten Klolfcnfpiel, im jungen Grün feines Saatfelbes non
flarfter §arbe, gibt fie bas Kbbilb einer £anbfdgaft glcidgfam in
ber Keinheit eines Sraumes; burdg nichts ^anbmerflidges be-
fdgmert; nicht beforatio, farbig ober in ber Stimmung übersteigert:
gang in ber Schönheit eines alten Kletfters in fiel} felber felig unb
bennoch in feinem Klang non grün, blammeifj unb rofa moberner
als bas meifte, mas bamit hente feine rohe Kladfe entfdfulbigt.

Solcher £anbfcl)aften, manche hrrrltdfer leudftenb, bie meiften
ftiller nerträumter, hingen in feiner Kusftellung etma ein tmlbes
bjunbert. Knb als ich in ftetgenbem Sntgücfen eine


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11

W. Steinhausen.

Randzeichnung zur „Chronika eines fahrenden Schülers“.

(Verlag Heinrich Keller, Frankfurt a. M.)
 
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