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Verband der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein [Hrsg.]
Die Rheinlande: Vierteljahrsschr. d. Verbandes der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein — 11.1906

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Heft 6
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Rüttenauer, Benno: Aus dem grossen Haufen der Kölner Ausstellung
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https://doi.org/10.11588/diglit.26233#0277

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(

AUS DEM GROSSEN HAUFEN

DER KÖLNER AUSSTELLUNG.
Von Benno Rüttenauer.

Vor allem die Bitte: meine Überschrift
richtig zu lesen. Besonders nicht etwa zu
lesen: vom großen Haufen. Sehr schmeichelhaft
klingt sie nicht, so oder so; aber was sollte
ich machen? Die „starken Talente“ hat Wil-
helm Schäfer im letzten Heft vorweggenommen,
die „Sonderausstellungen“ sollen, ganz natürlich,
eine Sonderbehandlung erfahren, der „Deutsche
Saal“ ebenfalls; bleibt mir für heute wirklich
nur der „große Haufen“.

Die Aufgabe hat mich zuerst einigermaßen
verdrossen, dann aber habe ich mir gesagt, daß
es wohl sehr angenehm sein mag, das schon
äußerlich abgesonderte Vortreffliche zu würdigen,
daß es aber eigentlich interessanter ist, „aus
dem großen Haufen“ die herauszusuchen und
herauszufinden, die, obwohl sie darunter ver-
teilt sind, ihrem Wesen nach nicht darunter
gehören.

Dieser heiklen Sache habe ich mich nun
aber — das möchte ich so nachdrücklich als
möglich betonen — nicht unterzogen als ein
eidlich und amtlich verpflichteter Sachverstän-
diger, sondern als purer Liebhaber und sozu-
sagen Schlachtenbummler, der nichts als seinem
Vergnügen nachgeht, dem eben dieses Vergnügen

als einzige Richtschnur dient — was er, offen
gestanden, im Reich der Kunst für das allein
Richtige hält — und der alles links und rechts
zur Seite läßt, was ja eben nicht lockt, nicht
reizt, mit einem Wort nicht interessiert, der
aber auch keinerlei Autorität für sich in An-
spruch nimmt, der Irrtümer und sogar grobe
Irrtümer für eine Begleiterscheinung aller
menschlichen Unternehmungen hält und der
jedermann selbstverständlich das Recht zuge-
steht, seine Urteile, auch ohne Zuhilfenahme
eines Kassationshofes, einfach zu kassieren.

Außerdem bitte ich zu bedenken, daß ich
nur zwei Tage in Köln war und nun hier aus
dem Gedächtnis schreibe, wobei der Zufall sich
nicht wenig einmischen wird.

* *

*

Ich kam von Paris nach Köln.

Man wird mir zugeben, daß das kein gleich-
gültiger Umstand ist. Ich hatte in Paris die
jahresüblichen drei Monstre-Ausstellungen und
die berühmtesten Kunsthandlungen besucht und
kam also nicht gerade kunstausgehungert in
der Kölner „Flora“ an; wenn ich dennoch
die dargebotenen Gerichte dort noch recht
„appetitlich“ fand, so ist damit schon nicht
wenig gesagt.

Von den stärksten „Sachen“ soll ja freilich
für heut nicht die Rede sein, aber auch noch
so . . .

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