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Verband der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein [Hrsg.]
Die Rheinlande: Vierteljahrsschr. d. Verbandes der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein — 11.1906

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Heft 6
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Schäfer, Wilhelm: Die Gehäuse der Ausstellung des Verbandes zu Köln
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https://doi.org/10.11588/diglit.26233#0276

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DIE GEHÄUSE DER AUSSTELLUNG.

zusprechen; denn ich halte es nachgerade für
ein Unglück, daß wir von dem „Niedergang
Trübners“ unterhalten werden angesichts von
Frühwerken, deren Qualität uns nur mehr ein-
geht, weil ihre Mittel noch konventionell sind.
Es heißt die Art Trübnerscher Kunst übersehen,
wenn man diese Bildnisse nur nach der Ähn-
lichkeit beurteilen will; gerade die beiden Reiter-
bilder, die auf den ersten Blick als Menschen-
darstellung mehr ansprechen (der Württemberger
und der Badenser), stehen als Malerei durchaus
den andern nach.

Von besonderer Schönheit ist die Rück-
ansicht des Billinggebäudes, worin allerdings
schon ein Verdienst Pankoks liegt, der durch
eine rötliche Tönung der unteren Partie eine
feine Aufteilung in die Masse brachte. Man
hat seine Brunnenanlage als zu mächtig für den
kleinen Hof getadelt; sie ist es nicht, wenn
man sie vom Portal des Pankokbaues betrachtet,
und dieser Blick mußte bei der Anlage ebenso
mit berechnet werden, wie der entgegengesetzte.
Abgesehen davon besitzt die Ausstellung in dem
Brunnen eins ihrer sehenswürdigsten Stücke,
das durchaus nicht nur an dieser Stelle von
deutscher Kunst Zeugnis abzulegen imstande
wäre. Man sucht förmlich nach einem end-
gültigen Stand für dieses Wunderstück, das
sich ebensowohl vor einem modernen Bahnhof
wie an einer gotischen Kathedrale behaupten
würde, weil es, aus sich selbst (nicht im An-

klang an einen Stil) gewachsen, wie ein Werk
der Natur selber wirkt. Freilich gehört das
schöne Bronzegitter dazu, auch sprechen das
Mosaik und die Bronzesäulen des Portals mit,
aber die Stützung der Schalen und die Berech-
nung der locker niederplätschernden Wasser-
säulen ist eine so in sich selbst beruhende,
daß der Brunnen sich überall behaupten wird.
Wie sein Schicksal auch sein wird, ob die
rheinischen Städte einen Wettkampf um ihn
beginnen, ob ein reicher Mann ihn in seinem
Garten aufstellt, das Werk selbst wird bleiben
und nach Jahrhunderten zeugen, daß zu Anfang
des zwanzigsten Jahrhunderts die deutsche
Bildnerei wieder wie zu den Zeiten Vischers
aus sich selber zu vollendeten Schöpfungen
mächtig war.

Alles andere in der Ausbildung des Hofes,
das originelle Mosaik, das lustige Sims an dem
geschweiften Dach wirkt nur wie Begleitung
zu der starken Brunnenmusik. Und auch solche
Dinge wie das Holzwerk in dem mittleren
Saal, oder der prachtvolle Brokat als Wand-
bespannung, oder die kräftige Deckenbildnerei
wirken gegenüber einer solch abgeschlossenen
Schöpfung nur wie gelegentliche Schnitzel und
Abfälle aus der Werkstatt eines Geistes, der uns
Deutsche entzücken müßte, wenn wir nicht in den
Wirrnissen unserer historischen Universalität
befangen den Blick für unsere eigene Art ver-
loren hätten. S.
 
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