Kolping-Denkmal (Köln).
DAS KOLPING-DENKMAL ZU KÖLN
UND SEIN SCHÖPFER JOHANN
BAPTIST SCHREINER.
Von ARTHUR LINDNER, Köln.
Die moderne Überproduktion an Denkmälern
hat unser Interesse für diese Gattung plastischer
Kunstwerke erheblich abgestumpft. Achtlos
hasten wir an den Monumenten, welche sich
uns auf Schritt und Tritt in den Weg stellen,
vorüber, und oft verlieren wir nicht viel dabei.
Einen löblichen Gegensatz zu diesen vielzuvielen
Denkmälern luci a non lucendo möchte man
sie nennen — bietet Schreiners Kolpingstandbild
in Köln, endlich ein Denkmal, bei dem sich mal
was denken läßt.
Der „Gesellenvater“ Adolf Kolping, ein armer
Sohn der Eifel (geb. 1813, gest. 1865), trieb in
seiner Jugend das ehrsame Handwerk des
Schusters. Durch Fleiß und Energie bahnte er
sich dann den Weg zum Studium und zum
geistlichen Berufe. Aber auch als Priester blieb
ihm ein warmes Herz für den Handwerks-
burschenstand, dessen Leiden und Gefahren ihm
aus der eigenen Jugend wohlvertraut waren.
Bemüht seinen ehemaligen Genossen einen Halt
und ein Heim im Kampfe des Lebens zu bieten,
gründete er im Jahre 184g zu Köln den ersten
auf religiös-sittlicher Grundlage basierenden katho-
lischen Gesellenverein unter geistlicher Leitung.
Heute gibt es deren 1100 mit 80000 Mitgliedern,
340 Hospizen und einem Sparkassenvermögen
von mehr als 2l/s Millionen Mark.
In den Anlagen beim Museum Wallraf-
Richartz, nahe dem Portal der Minoritenkirche,
an welcher Kolping tätig war und v/o er auch
bestattet wurde, steht jetzt sein Ehrenmal, ein
Bronzeguß auf granitenem Sockel. Wohl jeder
Vorübergehende schenkt dem Standbilde seine
Beachtung. Dies erzielt der Künstler in ge-
schickter Weise durch die Handlung, welche er
in sein Werk hineinbrachte, ohne, wofür die
Gefahr nahe lag, die monumentale Wirkung zu
gefährden. Es ist die Gruppe zweier Abschied-
nehmenden. Der priesterliche Menschenfreund
entläßt soeben einen reisefertigen Handwerks-
burschen auf die Wanderschaft. Treuherzig und
aufmerksam lauscht der sympathische Jüngling,
den ernsten Mahnworten des väterlichen Be-
raters, welcher liebend besorgt das Haupt gesenkt
hat, während aus den Augen des aufbrechenden
Gesellen eine Welt voll guter Vorsätze blitzt.
Mir fiel vor dem Bildwerke die antike Gruppe
des von der Mutter scheidenden Sohnes im
Museo Boncompagni zu Rom ein, in welcher
der hellenistische Bildhauer Menelaos den Moment
der Trennung ähnlich wahr festgehalten hat.
Wallraf-Denkmal (Köln).
148
DAS KOLPING-DENKMAL ZU KÖLN
UND SEIN SCHÖPFER JOHANN
BAPTIST SCHREINER.
Von ARTHUR LINDNER, Köln.
Die moderne Überproduktion an Denkmälern
hat unser Interesse für diese Gattung plastischer
Kunstwerke erheblich abgestumpft. Achtlos
hasten wir an den Monumenten, welche sich
uns auf Schritt und Tritt in den Weg stellen,
vorüber, und oft verlieren wir nicht viel dabei.
Einen löblichen Gegensatz zu diesen vielzuvielen
Denkmälern luci a non lucendo möchte man
sie nennen — bietet Schreiners Kolpingstandbild
in Köln, endlich ein Denkmal, bei dem sich mal
was denken läßt.
Der „Gesellenvater“ Adolf Kolping, ein armer
Sohn der Eifel (geb. 1813, gest. 1865), trieb in
seiner Jugend das ehrsame Handwerk des
Schusters. Durch Fleiß und Energie bahnte er
sich dann den Weg zum Studium und zum
geistlichen Berufe. Aber auch als Priester blieb
ihm ein warmes Herz für den Handwerks-
burschenstand, dessen Leiden und Gefahren ihm
aus der eigenen Jugend wohlvertraut waren.
Bemüht seinen ehemaligen Genossen einen Halt
und ein Heim im Kampfe des Lebens zu bieten,
gründete er im Jahre 184g zu Köln den ersten
auf religiös-sittlicher Grundlage basierenden katho-
lischen Gesellenverein unter geistlicher Leitung.
Heute gibt es deren 1100 mit 80000 Mitgliedern,
340 Hospizen und einem Sparkassenvermögen
von mehr als 2l/s Millionen Mark.
In den Anlagen beim Museum Wallraf-
Richartz, nahe dem Portal der Minoritenkirche,
an welcher Kolping tätig war und v/o er auch
bestattet wurde, steht jetzt sein Ehrenmal, ein
Bronzeguß auf granitenem Sockel. Wohl jeder
Vorübergehende schenkt dem Standbilde seine
Beachtung. Dies erzielt der Künstler in ge-
schickter Weise durch die Handlung, welche er
in sein Werk hineinbrachte, ohne, wofür die
Gefahr nahe lag, die monumentale Wirkung zu
gefährden. Es ist die Gruppe zweier Abschied-
nehmenden. Der priesterliche Menschenfreund
entläßt soeben einen reisefertigen Handwerks-
burschen auf die Wanderschaft. Treuherzig und
aufmerksam lauscht der sympathische Jüngling,
den ernsten Mahnworten des väterlichen Be-
raters, welcher liebend besorgt das Haupt gesenkt
hat, während aus den Augen des aufbrechenden
Gesellen eine Welt voll guter Vorsätze blitzt.
Mir fiel vor dem Bildwerke die antike Gruppe
des von der Mutter scheidenden Sohnes im
Museo Boncompagni zu Rom ein, in welcher
der hellenistische Bildhauer Menelaos den Moment
der Trennung ähnlich wahr festgehalten hat.
Wallraf-Denkmal (Köln).
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