AUS DEM ALTEN KÖLN.
solche im Schmuck der Architektur bei den
Palästen der adeligen Geschlechter auf.
Der Ausbau der Stadt vollzog sich vom
Ausgang des 12. Jahrhunderts ab schon inner-
halb 60 Jahren, während welcher Zeit auf
kirchlichem wie staatsrechtlichem Gebiet tief
einschneidende Veränderungen Platz griffen,
welche die Erweiterung und Festigung der
Selbständigkeit des Bürgertums gegenüber den
Erzbischöfen erstrebten. Die Kölnische Ver-
fassung, die bis dahin den bäuerlichen Ver-
hältnissen und dem Betrieb der Landwirtschaft
vorwiegend Rechnung getragen hatte, geriet ins
Wanken durch das fortschreitende Aufblühen
von Handel und Gewerbe sowie den steigenden
Einfluß der Kaufleute, welcher sich in der
Bildung von Korporationen zur Wahrung ihrer
Sonderinteressen geltend machte. Aber auch
auf die Bebauung der Stadt wirkten diese Um-
stände sichtlich ein, indem diejenigen Teile
derselben sich vor allem besiedelten, welche
zunächst dem Rheinstrom und den Märkten
lagen, hier dieses verwickelte enge Häusernetz
entstand, das so eigentlich das alte Köln noch
heute genannt werden kann, und aus dessen
Mitte der Prachtbau des Overstolzenhauses in
sichtlichem Gegensatz zu den übrigen Wohn-
stätten emporragt.
Mehrfache Stadtbrände verrichteten ihr Zer-
störungswerk an den Behausungen der Bürger,
sowohl in der romanischen als gotischen Pe-
riode, deren Beginn mit dem Dombau in der
Blick von der Mühlengasse zum Stapelhause (Köln).
ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts anhebt. Der
neue Stil schuf eine Reihe stattlicher Kirchen-
und Profanbauten, von welch letzteren der
Hansasaalbau und der Turm des Rathauses,
der Gürzenich und die Wolkenburg als größere
Werke, sonst aber nur wenige Wohnhäuser
uns überkommen sind. Große Steinkreuzfenster,
die Eckerkerlösung in Höhe des Zinnenkranzes,
sowie die technisch bemerkenswerte wechselnde
Anwendung von Basalt, Trachyt und Tuff sind
charakteristische Merkmale des Äußern; das
Innere besitzt zierliche Gewölbe, Kapellen,
weite Säle mit Holzbalkendecken, und ent-
behrte nicht eines farbenfrischen malerischen
Schmuckes, der in letzter Zeit bei Abbrüchen
vielfach zutage getreten ist, und wertvollen An-
halt für das rein Dekorative der frühen Kölner
Malerschule bietet.
Erst der Renaissance blieb es Vorbehalten,
der Profanbauweise die Wege völlig zu be-
reiten. Allmählich dringt die neue Kunst von den
benachbarten Ländern her ein, bei den kirch-
lichen Bauten an italienische, bei den welt-
lichen mehr an mittelalterliche, heimische Vor-
bilder sich anlehnend, im ganzen Aufbau wie
in den Einzelformen. Unter den letzteren tritt
die eigenartige, einzige Behandlung der inneren
Fensterpfosten in den kompliziertesten Win-
dungen und Durchdringungen einzelner Gliede-
rungen an Basis und Kapitäl besonders hervor.
Die Fenster selbst, schmal und schlank, mit
einem Korbbogen geschlossen, sind dicht anein-
Tempelhaus in der Rheingasse (Köln).
solche im Schmuck der Architektur bei den
Palästen der adeligen Geschlechter auf.
Der Ausbau der Stadt vollzog sich vom
Ausgang des 12. Jahrhunderts ab schon inner-
halb 60 Jahren, während welcher Zeit auf
kirchlichem wie staatsrechtlichem Gebiet tief
einschneidende Veränderungen Platz griffen,
welche die Erweiterung und Festigung der
Selbständigkeit des Bürgertums gegenüber den
Erzbischöfen erstrebten. Die Kölnische Ver-
fassung, die bis dahin den bäuerlichen Ver-
hältnissen und dem Betrieb der Landwirtschaft
vorwiegend Rechnung getragen hatte, geriet ins
Wanken durch das fortschreitende Aufblühen
von Handel und Gewerbe sowie den steigenden
Einfluß der Kaufleute, welcher sich in der
Bildung von Korporationen zur Wahrung ihrer
Sonderinteressen geltend machte. Aber auch
auf die Bebauung der Stadt wirkten diese Um-
stände sichtlich ein, indem diejenigen Teile
derselben sich vor allem besiedelten, welche
zunächst dem Rheinstrom und den Märkten
lagen, hier dieses verwickelte enge Häusernetz
entstand, das so eigentlich das alte Köln noch
heute genannt werden kann, und aus dessen
Mitte der Prachtbau des Overstolzenhauses in
sichtlichem Gegensatz zu den übrigen Wohn-
stätten emporragt.
Mehrfache Stadtbrände verrichteten ihr Zer-
störungswerk an den Behausungen der Bürger,
sowohl in der romanischen als gotischen Pe-
riode, deren Beginn mit dem Dombau in der
Blick von der Mühlengasse zum Stapelhause (Köln).
ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts anhebt. Der
neue Stil schuf eine Reihe stattlicher Kirchen-
und Profanbauten, von welch letzteren der
Hansasaalbau und der Turm des Rathauses,
der Gürzenich und die Wolkenburg als größere
Werke, sonst aber nur wenige Wohnhäuser
uns überkommen sind. Große Steinkreuzfenster,
die Eckerkerlösung in Höhe des Zinnenkranzes,
sowie die technisch bemerkenswerte wechselnde
Anwendung von Basalt, Trachyt und Tuff sind
charakteristische Merkmale des Äußern; das
Innere besitzt zierliche Gewölbe, Kapellen,
weite Säle mit Holzbalkendecken, und ent-
behrte nicht eines farbenfrischen malerischen
Schmuckes, der in letzter Zeit bei Abbrüchen
vielfach zutage getreten ist, und wertvollen An-
halt für das rein Dekorative der frühen Kölner
Malerschule bietet.
Erst der Renaissance blieb es Vorbehalten,
der Profanbauweise die Wege völlig zu be-
reiten. Allmählich dringt die neue Kunst von den
benachbarten Ländern her ein, bei den kirch-
lichen Bauten an italienische, bei den welt-
lichen mehr an mittelalterliche, heimische Vor-
bilder sich anlehnend, im ganzen Aufbau wie
in den Einzelformen. Unter den letzteren tritt
die eigenartige, einzige Behandlung der inneren
Fensterpfosten in den kompliziertesten Win-
dungen und Durchdringungen einzelner Gliede-
rungen an Basis und Kapitäl besonders hervor.
Die Fenster selbst, schmal und schlank, mit
einem Korbbogen geschlossen, sind dicht anein-
Tempelhaus in der Rheingasse (Köln).