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Verband der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein [Hrsg.]
Die Rheinlande: Vierteljahrsschr. d. Verbandes der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein — 11.1906

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Heft 1
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Zobel, Victor: Messels Darmstädter Museumsbau
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https://doi.org/10.11588/diglit.26233#0062

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Alfred Messel. Museum in Darmstadt. Südfassade.

Unterlagen haben wohl zuerst zu dem außer-
ordentlich übersichtlichen Plan geführt, der die
Repräsentationsräume vereint nach vorn, das
Galeriegebäude als geschlossenen Bau nach
rückwärts und die übrigen Säle in die Ver-
bindungsbauten verlegt.

Von mindestens derselben Wichtigkeit war
aber bei den eigentümlichen Verhältnissen der
Umgebung die äußere Haltung des Baues. Vor
allem mußte er lebensvoll gegliedert sein. Das
wurde durch die innere Trennung, die den Bau
in der Hauptsache in einen niedrigen vorderen
und einen höheren hinteren Teil schied, an die
Hand gegeben, es kam aber auch anderen künst-
lerischen Rücksichten zugute. Das Schloß mußte
durchaus das beherrschende Bauwerk bleiben;
darum durfte kein massiger Fassadenbau sich
in das Allgemeinbild vordrängen, auch darum
hielt der Architekt den immer noch wuchtigen
Vorderbau niedrig, teilte die Massen, zog den
größeren Galeriebau zurück und ließ ihn mit
seinem Glasdach kulissenartig über das Vorder-
gebäude hervorragen. Das mächtige Kupferdach
des Mittelrisaliten wiederholt eine Dachform des
Schlosses, nähert sich ihm dadurch und gliedert
die ruhige symmetrische Fläche aufs kräftigste,
zugleich das schöne Eingangstor mit seinen
Rampenanlagen auch in den Umrißlinien deut-
lich hervorhebend. Und endlich wird durch

diese Anordnung der verteilten Massen und
Höhen selbst das alte vornehme Jagdhaus nicht
erdrückt, weil seine Firstlinie sich fast eben-
mäßig in der des Museums-Vorderbaues fortsetzt.

Es ist sicher, daß eine andere Anordnung
der Gebäudemassen möglich gewesen wäre, als
diese kühne und ungewohnte. Sie läßt vielleicht
den Vorderbau trotz des kräftigen Daches von
dem eigenen Hintergebäude etwas zu sehr nieder-
drücken, oder die ragende Wand des Galerie-
baues könnte vielleicht als Hintergrund noch
glücklicher gestaltet sein. Sicher ist, daß das
Ganze ein außerordentlich reiches Leben dadurch
bekommen hat und in das freudige Auf und Ab
der Umgebung mit der mannigfachsten Be-
wegung seiner Linien bei voller Wahrung von
Ruhe und Monumentalität sich einordnet.

Nicht günstig war aber die Verteilung der
Massen im Hinblick auf das hoch und ganz in
der Nähe aufragende Theater. Hier mußte ein
Gegengewicht geschaffen werden, das dem
Museumsbau neben einem andern wichtigen
seine Bedeutsamkeit erhielt, ohne wieder diesen
selbst zurückzusetzen. Messel setzte als Eck-
pfeiler einen Turm dorthin, der die Höhenunter-
schiede leicht und zwanglos verbindet, und
brachte dadurch, daß er das Turmdach in den
Formen denen des weißen Turmes annäherte,
einen verwandtschaftlich verbindenden Ton und

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