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Verband der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein [Hrsg.]
Die Rheinlande: Vierteljahrsschr. d. Verbandes der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein — 11.1906

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https://doi.org/10.11588/diglit.26233#0064

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Wir werden um Abdruck folgender Berichtigung er-
sucht:

HOSSFELD:

STADT- UND LANDKIRCHEN.

(Verlag von Wilhelm Ernst & Sohn, Berlin.)

BERICHTIGUNG.

Es ist nicht wahr, dass wir die Klischeepublikation
aus dem bei uns verlegten Werke ,, Stadt- und Land-
kirchen von O. Hossfeld“ nicht erlaubt haben, vielmehr
haben wir der Redaktion der Zeitschrift ,,Die Rheinlande“
auf deren Ersuchen ein Galvano zur Verfügung gestellt,
und dabei erklärt, dass wir eine Abgabe mehrerer Klischees
nicht für tunlich hielten, da die Besprechung sonst leicht den
Charakter einer auszugsweisen Veröffentlichung annehmen
könnte, an der uns, im Interesse des Werkes, nichts gelegen sei.

Berlin, den 30 Dezember 1905.

Wilhelm Ernst & Sohn.

Hierauf haben wir zu entgegnen:

Eine Publikation, wie wir sie beabsichtigt hatten, wäre
nicht Selbstzweck gewesen; sie wäre vielmehr geschehen,
um im weitesten Umfang Behörden, Korporationen, sowie
die einzelnen in Kirchenbausachen maassgebenden Personen
auf die Bestrebungen der in dem Werklein zu Wort
kommenden Architekten hinzuweisen. Um dies unterstützen
zu können, hatten wir den Verlag gebeten, uns fünf bis
sechs Klischees zu überlassen, mit denen wir von der Vor-
züglichkeit dieser Entwürfe ein Bild geben wollten. Statt
der erbetenen Klischees erhielten wir ein einziges Galvano
angeboten, das für unsern Zweck nicht in Frage kam, weil
es unseres Erachtens gerade wie ausgesucht das schwächste
war. So bleiben wir bei der Ansicht, dass uns der Ver-
leger in einer uns unbegreiflichen Engherzigkeit
verhinderte, die in der Broschüre niedergelegten Muster
guter Baurisse nach unsern Kräften und unserm guten
Willen zu empfehlen. Die Redaktion.

'JJNSERE MUSIKBEILAGE.

Theodor Streichers „Dreissig Lieder aus des Knaben
Wunderhorn“, die Fritz Kögel vor zwei Jahren in den
,,Rheinlanden“ als einer der ersten mit Jubel begrüsste, und
deren eines, das Erntelied (Es ist ein Schnitter, der heisst
Tod), damals hier abgedruckt wurde, sind bereits in zweiter
Auflage erschienen und hoffentlich schon vielen unserer
musikalischen Leser vertraut geworden. Inzwischen hat
Streicher folgende Kompositionen veröffentlicht:

Sprüche und Gedichte von Richard Dehmel.

Zwanzig Lieder.

Sechs Lieder aus des Knaben Wunderhorn.

Vier Kriegs- und Soldatenlieder für Solo, Männer-
chor und Blasorchester (oder Klavierbegleitung).

Die beiden letzten Werke bilden eine Art Anhang und
Fortsetzung der Wunderhorn-Lieder; freilich geht das eine
Chorlied, das Kriegslied der Landsknechte gegen Karl V.,
weit über den Liedrahmen hinaus und ist ein imposantes
Werk geworden, die Darstellung der protestantisch-patrio-
tischen Volksbewegung der zwanziger Jahre des 16. Jahr-
hunderts, ein episches Zeitbild von gewaltigem Ernst und
köstlicher Frische, vergleichbar den Jllustrationen zum
Bauernkrieg und zu den Wiedertäufern, die Josef Sattler
uns geschenkt hat.

Daneben aber verlangen die Zwanzig Lieder, mit denen
die vier kleinen Sachen von Dehmel zusammengenommen
werden können, besondere Aufmerksamkeit. Hier hat sich
Streicher in neuen Vorwürfen versucht und die Probe auf
sein Talent gemacht, wieviel und was er sich etwa zumuten
darf. Als Ganzes wirkt dieser Band naturgemäss nicht so
stark wie die Wunderhorn-Lieder; aber es ist eine bedeutende
Gebietserweiterung, und der musikalische Reichtum und die
Wandlungsfähigkeit des Künstlers überrascht. Balladen,
Stimmungsbilder, psychologische Charakterbilder, Hymnen,
Burlesken — ein Allerlei, durch die starke Eigenart Streichers
dennoch zusammengehalten. Ich zähle einzelne dieser

Kompositionen (Lied des jungen Reiters, Winter-Frühling,
Unserm Max Klinger) zu dem Besten, was Streicher über-
haupt gemacht hat.

Scheffels „Hut im Meer“ will musikalisch dasselbe sein
wie als Gedicht: ein poetischer Scherz. Das Sujet ist be-
scheiden: der Dichter an Bord eines italienischen Markt-
schiffs, und sein weggewehter Hut. Man beachte, wie
sparsam der Komponist ist! Mit einem winzigen Klavier-
motiv kennzeichnet er (Streicher ,,malt“ fast nie) das
Wellenglucken unterm Schiffskiel, und dieselbe Melodie
fliegt in der Mitte des Stücks als Wölkchen über dem
Vesuv; die gestossene Achtelbegleitung dazu aber, die eine
drollig übermütige Stimmung aufbringt, entpuppt sich gegen
den Schluss hin als das Mandolinengeklimper irgend einer
kleinen Volksgruppe an Bord: ein Zug, den der Komponist
aus Eigenstem hinzugetan hat (der Text deutet nichts davon
an) und durch den die Szenerie eine überraschende Plastik
gewinnt. Ich mache auch noch auf den Schrei der Weiber
beim Windstoss aufmerksam („Sant Antonio!“), auf die
schweren Bassakkorde bei der Stelle: „Erfüllte sich, schlug
um und sank“, auf die reizende Linie der Singmelodie:
,,Hoch am Vesuviusgipfel stand
ein Wölklein licht gekraust“

(16 Noten mit Ausnahme einer einzigen nur aus den Tönen
des F-Dur-Dreiklangs bestehend), und endlich auf die Form
des Ganzen —: der strophische Text ist durchkomponiert und
dennoch der Refrain ganz liedmässig beibehalten; ein Kunst-
stück, das doch aussieht, als obs gar nicht anders sein
könnte. — Dem Spieler der Begleitung einen Wink: Kein
Pedal, wo es nicht vorgeschrieben ist! Die Wellenfigur
darf auf keinen Fall verwischt werden. G. K.

OTIZEN.

PROFESSOR HANS THOMA

ist vom Grossherzog von Baden zum Mitglied der Ersten
Kammer ernannt worden. Es ist dies das erste Mal, dass
ein Vertreter der Künste dort Sitz und Stimme erhält, wo
sonst nur die Prinzen des Hofes, der Adel und der Gross-
grundbesitz vertreten waren. Uns interessiert dieser Schritt
des Grossherzogs ebensosehr um der Person Thomas, als
um seiner selbst willen, da der Fürst die erste Gelegenheit
ergriff, die ihm die Verfassungsrevision bot, wieder zu
Traditionen zu greifen, welche vordem Baden zum so-
genannten Musterstaat machten Überall hat diese Ehrung
Thomas Beifall geweckt; sie ist für die Sache der badischen
Kunst und ihrer Förderung von derselben Bedeutung, wie
vor Jahren die Berufung Thomas an die Galerie und die
Kunstakademie in Karlsruhe.

IN MÜNCHEN WIRD NICHT BERUFEN,

sondern wegberufen! So ungefähr kann man die Tatsache
formulieren, dass dort die besten Kräfte, die den Ruhm
und Ruf Münchens als erster deutscher Kunststadt halten
und heben könnten, immer leichten Herzens in die Fremde
gegeben werden. Wem es wohl zu verdanken sein mag,
dass Hugo von Habermann und Jul. Diez, die beide einen
Ruf nach auswärts bekamen, der Stadt erhalten blieben ?
Man darf da wohl sagen: München hat immer noch Glück.
Aber Christian Landenberger, das starke und hervorragende
Mitglied der Sezession, liess man ziehen; Theodor von Gosen,
einen der tüchtigsten Plastiker, verliert man nach Breslau;
er ist dort ordentlicher Lehrer an der Kgl. Kunstschule
geworden; auch Adolf Hölzel ist wegberufen worden. Für
Professor Habermann wurde eine Professur an der Akademie
frei. Aber Scharvogel hat man nicht zu halten vermocht.

NACH DARMSTADT

zur Leitung der Grossherzogi. Hessischen Majolikamanufaktur
wurde J. Scharvogel aus München berufen. Er hat den Ruf
angenommen, und die führenden Münchener Blätter wissen,
warum sie für München den Verlust dieses Mannes be-
dauern, der in der Keramik ein Führer im Geschmack und
ein Pfadfinder war, wie er selten getroffen wird. Die Darm-
städter Künstlerkolonie erhält durch diesen Schritt des Gross-
herzogs Ernst Ludwig einen Zuwachs, um den jede Kunst-
stadt sie beneiden darf.

i

Herausgeber W. Schäfer, Verlag der Rheinlande (v. Fischer & Franke). Druck A. Bagel, Düsseldorf.
 
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