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Verband der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein [Hrsg.]
Die Rheinlande: Vierteljahrsschr. d. Verbandes der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein — 11.1906

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Heft 2
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Oertel, Richard: Karl Haider
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https://doi.org/10.11588/diglit.26233#0108

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KARL HAIDER.

Schier unbegreiflich ist, wie man einen
solchen Meister so lange unterschätzen und an
dem großen, tiefgegründeten Reiz seiner Kunst
unberührt vorübergehen konnte. Heute steht es
besser um diese Würdigung. In den letzten
zehn Jahren ist Haiders Kunst nach und nach
zur Anerkennung gekommen; allenthalben zählt
er heute warme Verehrer, die mit wahrer Liebe
an ihm hängen. Wo es nicht ist, liegt es nicht
an ihm, sondern an den Menschen. Denn ich
sagte schon, es bedarf gleichklingender Seelen.
Noch vor fünf Jahren ist es in Dresden Woer-
manns und anderer eifrigster Fürsprache nicht
gelungen, die Kunstkommission zum Ankauf
eines Bildes aus Haiders Kollektivausstellung zu
bestimmen, bis dann im folgenden Jahre die
schöne „Abendlandschaft mit dem heimkehren-
den Ritter“ erworben wurde, und in die Ber-
liner Nationalgalerie ist Haider erst kaum vor
Jahresfrist mit seinem ,,Schliersee“-Bilde ge-
kommen. Von anderen Museen, in denen Haider

seit den letzten Jahren vertreten ist, seien Leipzig
(„Die Mühlsturzhörner am Hintersee“), Elber-
feld („Herbstlandschaft“), Karlsruhe („Frühlings-
gewitter“), Stuttgart, Köln, Magdeburg und Frank-
furt genannt. Die Münchener Pinakothek fügte
dem früher (erst 1891!) erworbenen schon er-
wähnten Genrebilde noch eine Herbstlandschaft
hinzu, der sie aber einen so unglaublichen Platz
anwies, daß man schon eine Tendenz der
Leitung annehmen muß.

So geht es ja langsam vorwärts, aber es
hat lange gedauert, wie immer in Deutschland
bei den großen tiefen Meistern. Solche Künstler,
scheint es, müssen bei uns Geduld haben, und
die, welche sie zu schätzen wissen, auch.

Dem trefflichen Meister aber wünschen
wir, daß er noch lange, lange seine Frische
und Schaffensfreudigkeit bewahren möge, und
rufen ihm zum 6. Februar in sein trautes
Heim im schönen Schlierseer Land ein herz-
liches Heil! zu.

Karl Haider. Abendlandschaft.
 
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