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Verband der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein [Hrsg.]
Die Rheinlande: Vierteljahrsschr. d. Verbandes der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein — 11.1906

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Heft 6
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Schäfer, Wilhelm: Die Gehäuse der Ausstellung des Verbandes zu Köln
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https://doi.org/10.11588/diglit.26233#0274

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Als Baukünstler scheint Billing etwa zehn
Jahre zu früh geboren; er ist mit seinem großen
Talent zu sehr noch in die damals herrschende
„Stilarchitektur“ (Muthesius prägte das Wort)
hineingewachsen; wenn er sich auch niemals
in jene Abhängigkeit von einer früheren Stilform
begibt wie etwa Messel in seinem Darmstädter
Museumsbau. Dies wird sofort deutlich, wenn
man die Ausbildung seines Hauptsaals mit der
Deckenbildung und dem Holzwerk von Pankok
im Leibl-Trübner-Zimmer vergleicht; er wirkt

ohne weiteres archaistisch,
wobei allerdings nicht ver-
gessen werden darf, daß in
der Originalität seiner Aus-
drucksmittel Pankok unbe-
dingt der eigentümlichste
Schöpfer unter den deut-
schen Baukünstlern ist, in-
sofern auch der modernste
und also völlig frei von
Archaismen. Dagegen ist
Billing ein wahrhafter
Baumeister und im Monu-
mentalen dem berühmteren
Messel nebengeordnet.
Eigentlich nur der Haupt-
saal gab ihm Gelegenheit,
in den ihm gemäßen Dimen-
sionen zu schaffen; und
wenn gerade dieser Saal
durch einen Einbau für die
Trübnerschen Fürstenbilder
beeinträchtigt wurde, so bedauert dies niemand
mehr als der Schreiber dieses Berichtes, der
leider die Veranlassung war. Nur wenige werden
hinter und über dem aufdringlichen Rahmenwerk
auf die schöne Raumbildung achten. Doch hat
der Einbau dem Durchblick in den Pankokschen
Hof eine größere Tiefe gegeben; und wer das
Glück hatte, seine Plattform zur Eröffnung durch
eine glänzende Versammlung belebt zu sehen,
wird ihm nicht so gram sein, wie einer, der
sich ahnungslos vor die Trübnerschen Malereien
gestellt sieht und sich noch
ganz besonders über die
Fürstenbilder ärgert. Weil
ich hierin mißverstanden
werden könnte, will ich
gleich hinzufügen, daß ich
diese Bilder aufs höchste
bewundere, vor allem die
Bilder des Protektors und
des Deutschen Kaisers.
Namentlich das letzte zeigt
den Künstler im souveränen
Besitz einer Malkunst, die
an Kraft nicht ihresgleichen
hat. Wenn dieses Kaiser-
bild nach 20 bis 30 Jahren
sich zu jener wundervollen
Emaille zusammengearbei-
tet hat, die wir heute an
den frühen Trübners rest-
los bewundern, wird eins
der großen Meisterwerke
deutscher Malerei sich auch
denen offenbaren, die heute
noch kopfschütteln. Ich
hoffe später noch einmal
Gelegenheit zu finden,
mich hierüber breiter aus-
 
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