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Verband der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein [Editor]
Die Rheinlande: Vierteljahrsschr. d. Verbandes der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein — 11.1906

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Heft 6
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Rüttenauer, Benno: Aus dem grossen Haufen der Kölner Ausstellung
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https://doi.org/10.11588/diglit.26233#0288

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Rudolf Gudden. Schwestern.

wir uns an das Gebotene und nennen wir an
erster Stelle Ludwig Keller aus Düsseldorf.
Er ist, außer Karl Hofer, der aber kaum mit
ihm zusammengenannt werden kann, der Ein-
zige, der in Köln zeigt — vielleicht eben
der Einzige, der zeigen durfte — daß man
auch in Deutschland das Nackte malerisch zu
behandeln weiß. Und außerdem hat man sein
Bild „Die beiden Schwestern“ fast scham-
haft versteckt. Man hat es sozusagen hinter
die Wand gehängt. Und das konnte unmög-
lich aus künstlerischen Rücksichten geschehen.
Als künstlerische Leistung wahrlich kann sich
das Bild sehen lassen. Es sprüht von Leben
und Wahrheit — und Farbenschönheit. Wie
das Licht auf dem Fleisch zittert, ist meister-
haft. Auch wie das Weiß des Bettes dazu
dienen muß, die Leuchtkraft der Fleischtöne
zu erhöhen, und wie ein schwerer gelber
Seidenstoff dazu verwendet wird, die warme
Helligkeit des Bildes auf den höchsten Punkt
zu steigern, wozu wiederum das dunkle Blau
des andern Stoffes als Kontrast und Folie nicht
fehlen durfte.

Bei diesem Bild besonders mußte ich an'
Paris zurückdenken; ich prüfte mich scharf im
innersten Gewissen und ich glaube es getrost
aussprechen zu dürfen, daß von den unzähligen
Nacktheiten in den dortigen Ausstellungen noch
keine drei dieser deutschen Malerei überlegen
waren. Und ein kleines Bildchen desselben

Künstlers „Mutter und Kind“ ist mindestens
von gleichwertiger Bedeutung.

Dieser Ludwig Keller ist mir in München
noch nicht vorgekommen. Ich kann ihn ja
übersehen haben. Aber es scheint mir doch
im allgemeinen, als ob man in München die
Düsseldorfer, wenigstens soweit sie starke Ta-
lente sind, sich gern vom Hals hielte . . .

Bekannter als Ludwig Keller ist dort Frie-
drich Fehr aus Karlsruhe. Er hat vier Bilder
auf der Ausstellung. Mit seinem „Trinker“
unterscheidet er sich fast nicht von Gerhard
Janssen. Sein „holländischer Tulpenmann“ er-
scheint mir fast wie eine malerische Schrulle.
Die Behandlung eines schönen Motivs aus dem
Schwetzinger Garten fällt fast ganz in Kleckse
auseinander. Nur mit dem schönen Bild „Zur
Laute“ steht er als reichfarbiger Symphoniker
auf der Höhe, auf der ich ihm bis jetzt zu be-
gegnen gewohnt war. Dieses Bild muß man
lieben. So mannigfaltig die Töne, ich möchte
fast sagen die Instrumente sind, die darin mit-
jauchzen, so sicher sind sie zur vollen und
reinen — und reichen Harmonie gestimmt.

Ähnliche Wirkungen möchte wohl, so
scheint mir, Amandus Faure anstreben, nur
daß er mehr auf Einheitlichkeit des Tons hin-
arbeitet. Es ist vielleicht volle Absicht von
ihm, seine Farben — und nicht weniger seine
Formen — in allzugroßer Dunkelheit vollständig
zu ertränken. Die Wirkung ist keine günstige.

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