Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Verband der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein [Hrsg.]
Die Rheinlande: Vierteljahrsschr. d. Verbandes der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein — 11.1906

DOI Heft:
Heft 6
DOI Artikel:
Rüttenauer, Benno: Aus dem grossen Haufen der Kölner Ausstellung
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.26233#0290

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
AUS DEM GROSSEN HAUFEN DER KÖLNER AUSSTELLUNG.

Das eine seiner Bilder ist bis zur Unsichtbar-
keit dunkel gehalten und wird dann durch
lange unverhältnismäßig helle Trikot-Beine wie
in zwei Hälften auseinandergeschnitten. Wie
man nur so was machen kann!

In eine ähnlich grüne Nacht wie Faure —
der Ton ist an sich sehr schön — hat auch
Fritz Hafner aus Stuttgart seine „hl. Familie“
eingehüllt; aber er hat zugleich, durch den
Gegenstand motiviert, ein Lichtzentrum ge-
schaffen, von dem aus die Lichtwellen das
Dunkel in feinen Abstufungen durchdringen.
Damit erreicht er die dem Gegenstand ent-
sprechende Wirkung in einem hohen Grad.
„Hl. Nacht“ wäre noch ein besserer Titel für
das Bild, das sowohl in der Auffassung des
Gegenstandes wie in seiner Behandlung eine
Naivität ausspricht, die ganz ungesucht wirkt.

Daneben scheint mir Sohn - Rethel, den
ich in andern seiner Werke schon sehr be-
wundert habe, mit dieser „Auferstehung“ allzu
absichtlich einen Stil anzustreben, dessen Vor-
aussetzungen doch mehr außer ihm als in ihm
liegen mögen, und der, wie er dem Künstler
— oder ich müßte mich sehr irren — in Wahr-
heit innerlich fremd ist, auch uns eben stark
befremdet.

Die Ausstellungen von Hölzel, Landenberg,
Junker sind nicht so, daß darüber, als von

bekannten und in ihrer Eigenart längst definierten
Künstlern, hier etwas Besonderes zu sagen wäre.

Ein schönes Stück hat Claus Meyer in
seinem,,Humanisten“ gestellt. Das Rot des Bildes
ist sehr schön, wenn man der ganzen Malerei
auch vielleicht einige Trockenheit vorwerfen
könnte. Darum ist wirklich ein anderes kleines
Bildchen „Der Spion“ koloristisch und lumi-
nistisch reizvoller, lebendiger, innerlich be-
wegter, wärmer. Ein anderes „Das Bild des
Vaters“ ist mir leider entgangen, und das ist
gewiß danach angetan, intimere Aufschlüsse
über den Künstler zu geben.

Lobend darf auch erwähnt werden die Idylle
„Am alten Herd“ von Henrik Nordenberg und
die „Morgenstunde“ von Heinrich Werner.

Große Kunstwerke in den kleinsten For-
maten, dazu in beträchtlicher Zahl, hat Adolf
Schönnenbeck ausgestellt. An diesen litho-
graphierten Blättern gehe man ja nicht vorüber.
Darin steckt so viel große Form und eine
solche Summe von Zeugnissen für ein eminent
malerisches Sehen, als man in den wenigsten
großen Leinwänden findet. Wer davon photo-
graphische Reproduktionen sieht, wird sich
notwendig große und sehr farbige Bilder vor-
stellen — auch ein Gradmesser.

Und nun Schluß für heute. Das nächste
Mal Einiges über die Sonder-Ausstellungen.

Friedrich Fehr. Zur Laute.
 
Annotationen