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an einem Grundfehler, der die Qualitât
der Resultate beeintrâchtigt oder geradezu
aufhebt, da er methodischer Art ist. Die
Entscheidung über die wichtige Frag-e,
welche der archâologischen Fundgruppen
im ägäischen Kreise den altesten Griechen
zuzuweisen sind, kann nicht von der Be-
urteilung der jungneolithischen Kulturen
Mittel- und Südosteuropas im Hinblick auf
das Indogermanenproblem abhângen, son-
dern ist einzig und allein auf umgekehr-
tem Wege durch rückwârtige Betrachtung
überhaupt môglich: von den gesicher-
ten „griechischen“ Funden des Ägäums
aus allein ist ein fester Standpunkt für die
ethnische Bestimmung der altern Fundgrup-
pen durch Rückschlüsse zu gewinnen. In
dieser Hinsicht ist man aber immer noch
nicht öber die spâtmykenische Kultur hin-
ausgekommen. Wie sehr müssten sich auch
die Griechen in den Augen aller derjenigen,
die sie aus dem Ägäum wirklich kennen,
in wesentiichen Charakterzügen verândert
haben, wenn ihre Vorfahren Spiralmuster-
reihen aus konzentrischen Kreisgruppen
durch Verschiebung mathematisch hatten
konstruieren müssen, um ihre Gefâsse und
vielleicht auch ihre Kôrper zu verzieren.
Berlin. Hubert Schmidt.
10.M. von Kimakowicz-Winnicki, Spinn- und
Webewerkzeuge. Darstellungen über
früh- und vorgeschichtliche Kultur-,
Kunst- und Vôlkerentwicklung, heraus-
gegeben von Prof. Dr. G. Kosinna. 2. Heft.
Würzburg, Kurt Kabitzsch (A. Stubers
Verlag) 1910. Preis 4,50 M.
An Hand der Spinn- und Webetechnik,
wie sie bei den siebenbürgischen Rumânen
und Sachsen in manchen Gegenden des
Landes heute noch geübt wird, erklârt der
Verfasser die Entwicklung dieser Technik
im vorgeschichtlichen Europa. Er tritt den
bishergültigen Auffassungen vielfach ent-
gegen und zeigt oft mit Glück, dass sie vor
der eingehenden Kritik nicht Stand halten.
Eine Menge von prähistorischen Gerâten
werden in neue Beleuchtung gesetzt, so z.
B. die Tonkegel und Tonpyramiden, Spinn-
wirtel und Tonwinden, Fadensammler etc.
Wenn man in einzelnen Punkten mit dem
Verfasser auch nicht einig gehen sollte, so
wird man ihm doch in allen wichtigeren
Fragen beistimmen und gestehen müssen,
dass durch seine Arbeit die Erklârung der
vorgeschichtlichen Spinn- und Webetechnik
wesentlich gefôrdert worden ist. Wir em-
pfehlen daher die Schrift allen Interessenten
aufs Angelegentlichste.
Zürich. J. Heierli.
ll.Sadée, Emil: Rômer und Germanen.
I. Teil: Wanderungen und Angriffskriege
der Germanen vom Kimbernzug bis zu
Caesars Tod 113—44 v. Chr. 157 S. Mit
16 Abbildungen im Text und 8 Karten.
M. 2,—·. II. Teil: Die Kriege der Rômer
und Germanen zur Zeit des Augustus
und Tiberius 44 v. Chr. bis 17 n. Chr.
221 S. Mit 60 Àbbildungen im Text und
12 Karten. M. 2,—. Berlin-Wilmersdorf.
Hermann Paetel, Verlag G. m. b. H. 1911.
Die vorliegende Arbeit bildet den 37.
und 38. Band der „Sammlung belehrender
Unterhaltungsschrilten für die deutsche
Jugend, begründet und herausgegeben von
Hans Vollmer“ in Hamburg. Der Verfasser
sagt selbst in seinem Vorwort, dass er sich
in erster Linie an heranwachsende Deutsche,
an Schüler und Schülerinnen der oberen
Klassen unserer ■ hôheren Lehranstalten
wendet. Aber er hat darum nicht geglaubt,
davon abséhen zu dürfen, den ganzen Stoff,
sowohl die alten Quellen wie die moderne
Forschung, selbstândig wissenschaftlich
durchzuarbeiten. Eine Probe dieser Studien
gab bereits der Aufsatz im 118. Bonner
Jahrbuch über den Einbruch der Kimbern
ins Etschtal im Jahr 102. Ferner hat der
preussische Minister der geistlichen und
Unterrichtsangelegenheiten dem Verfasser
eine Beihilfe gewâhrt und so den Verlag
instand gesetzt, dem Werke eine Fülle
von Abbildungen, Karten und Planen bei-
zugeben. Aus diesen Gründen schon
haben die beiden Bândchen der Jugend-
bibliothek ein gutes Recht darauf, dass
auch in dieser Fachzeitschrift nachdrück-
Iichst auf sie hingewiesen werde.
Den Inhalt gibt im wesentlichen schon
der ausführliche, obenstehende Titel an.
Das erste Bändchen erzâhlt von Pytheas
von Marseille, von den Kimbern und Teu-
tonen und von Caesars Kriegen am Rhein;
das zweite stellt die germanischen Ereig-
nisse unter Augustus und Tiberius bis zum
Tode des Arminius dar. Jeder, der nur
einigermassen den Stoff kennt, weiss, dass
das ein plenum opus aleæ ist, bei dem vieles
noch zweifelhaft ist und wohl auch bleiben
wird. Schon der Zweck der Darstellung
verlangt, dass der Verfasser dabei über die
Skepsis von Koepp hinausging; aber er hat
es nirgends unterlassen, das Unsichere von
dem Sicheren zu scheiden und das, was
Hypothese ist, als solche auch zu bezeichnen.
Da er ferner in den Anmerkungen die wich-
tigste Litteratur verzeichnet und knapp
wertet, so hat er uns ein recht brauchbares
Compendium für das in Frage kommende
Forschungsgebiet gegeben. Die Schreibart
ist durchweg fesselnd und lebenswarm;
manche Abschnitte, wie Charakteristiken
der Hauptpersonen, die Szene zwischen
Arminius und seinem Bruder Flavus an der
Weser u. a. verraten ein anerkennenswertes
Geschick geschichtlicher Erzâhlung. Die
Abbildungen, die naturgemâss besonders
das Portrât berücksichtigen und daneben
im zweiten Band eingehend Haltern veran-
schaulichen, werden auch dem mit dem
Stoff mehr vertrauten Forscher sehr will-
an einem Grundfehler, der die Qualitât
der Resultate beeintrâchtigt oder geradezu
aufhebt, da er methodischer Art ist. Die
Entscheidung über die wichtige Frag-e,
welche der archâologischen Fundgruppen
im ägäischen Kreise den altesten Griechen
zuzuweisen sind, kann nicht von der Be-
urteilung der jungneolithischen Kulturen
Mittel- und Südosteuropas im Hinblick auf
das Indogermanenproblem abhângen, son-
dern ist einzig und allein auf umgekehr-
tem Wege durch rückwârtige Betrachtung
überhaupt môglich: von den gesicher-
ten „griechischen“ Funden des Ägäums
aus allein ist ein fester Standpunkt für die
ethnische Bestimmung der altern Fundgrup-
pen durch Rückschlüsse zu gewinnen. In
dieser Hinsicht ist man aber immer noch
nicht öber die spâtmykenische Kultur hin-
ausgekommen. Wie sehr müssten sich auch
die Griechen in den Augen aller derjenigen,
die sie aus dem Ägäum wirklich kennen,
in wesentiichen Charakterzügen verândert
haben, wenn ihre Vorfahren Spiralmuster-
reihen aus konzentrischen Kreisgruppen
durch Verschiebung mathematisch hatten
konstruieren müssen, um ihre Gefâsse und
vielleicht auch ihre Kôrper zu verzieren.
Berlin. Hubert Schmidt.
10.M. von Kimakowicz-Winnicki, Spinn- und
Webewerkzeuge. Darstellungen über
früh- und vorgeschichtliche Kultur-,
Kunst- und Vôlkerentwicklung, heraus-
gegeben von Prof. Dr. G. Kosinna. 2. Heft.
Würzburg, Kurt Kabitzsch (A. Stubers
Verlag) 1910. Preis 4,50 M.
An Hand der Spinn- und Webetechnik,
wie sie bei den siebenbürgischen Rumânen
und Sachsen in manchen Gegenden des
Landes heute noch geübt wird, erklârt der
Verfasser die Entwicklung dieser Technik
im vorgeschichtlichen Europa. Er tritt den
bishergültigen Auffassungen vielfach ent-
gegen und zeigt oft mit Glück, dass sie vor
der eingehenden Kritik nicht Stand halten.
Eine Menge von prähistorischen Gerâten
werden in neue Beleuchtung gesetzt, so z.
B. die Tonkegel und Tonpyramiden, Spinn-
wirtel und Tonwinden, Fadensammler etc.
Wenn man in einzelnen Punkten mit dem
Verfasser auch nicht einig gehen sollte, so
wird man ihm doch in allen wichtigeren
Fragen beistimmen und gestehen müssen,
dass durch seine Arbeit die Erklârung der
vorgeschichtlichen Spinn- und Webetechnik
wesentlich gefôrdert worden ist. Wir em-
pfehlen daher die Schrift allen Interessenten
aufs Angelegentlichste.
Zürich. J. Heierli.
ll.Sadée, Emil: Rômer und Germanen.
I. Teil: Wanderungen und Angriffskriege
der Germanen vom Kimbernzug bis zu
Caesars Tod 113—44 v. Chr. 157 S. Mit
16 Abbildungen im Text und 8 Karten.
M. 2,—·. II. Teil: Die Kriege der Rômer
und Germanen zur Zeit des Augustus
und Tiberius 44 v. Chr. bis 17 n. Chr.
221 S. Mit 60 Àbbildungen im Text und
12 Karten. M. 2,—. Berlin-Wilmersdorf.
Hermann Paetel, Verlag G. m. b. H. 1911.
Die vorliegende Arbeit bildet den 37.
und 38. Band der „Sammlung belehrender
Unterhaltungsschrilten für die deutsche
Jugend, begründet und herausgegeben von
Hans Vollmer“ in Hamburg. Der Verfasser
sagt selbst in seinem Vorwort, dass er sich
in erster Linie an heranwachsende Deutsche,
an Schüler und Schülerinnen der oberen
Klassen unserer ■ hôheren Lehranstalten
wendet. Aber er hat darum nicht geglaubt,
davon abséhen zu dürfen, den ganzen Stoff,
sowohl die alten Quellen wie die moderne
Forschung, selbstândig wissenschaftlich
durchzuarbeiten. Eine Probe dieser Studien
gab bereits der Aufsatz im 118. Bonner
Jahrbuch über den Einbruch der Kimbern
ins Etschtal im Jahr 102. Ferner hat der
preussische Minister der geistlichen und
Unterrichtsangelegenheiten dem Verfasser
eine Beihilfe gewâhrt und so den Verlag
instand gesetzt, dem Werke eine Fülle
von Abbildungen, Karten und Planen bei-
zugeben. Aus diesen Gründen schon
haben die beiden Bândchen der Jugend-
bibliothek ein gutes Recht darauf, dass
auch in dieser Fachzeitschrift nachdrück-
Iichst auf sie hingewiesen werde.
Den Inhalt gibt im wesentlichen schon
der ausführliche, obenstehende Titel an.
Das erste Bändchen erzâhlt von Pytheas
von Marseille, von den Kimbern und Teu-
tonen und von Caesars Kriegen am Rhein;
das zweite stellt die germanischen Ereig-
nisse unter Augustus und Tiberius bis zum
Tode des Arminius dar. Jeder, der nur
einigermassen den Stoff kennt, weiss, dass
das ein plenum opus aleæ ist, bei dem vieles
noch zweifelhaft ist und wohl auch bleiben
wird. Schon der Zweck der Darstellung
verlangt, dass der Verfasser dabei über die
Skepsis von Koepp hinausging; aber er hat
es nirgends unterlassen, das Unsichere von
dem Sicheren zu scheiden und das, was
Hypothese ist, als solche auch zu bezeichnen.
Da er ferner in den Anmerkungen die wich-
tigste Litteratur verzeichnet und knapp
wertet, so hat er uns ein recht brauchbares
Compendium für das in Frage kommende
Forschungsgebiet gegeben. Die Schreibart
ist durchweg fesselnd und lebenswarm;
manche Abschnitte, wie Charakteristiken
der Hauptpersonen, die Szene zwischen
Arminius und seinem Bruder Flavus an der
Weser u. a. verraten ein anerkennenswertes
Geschick geschichtlicher Erzâhlung. Die
Abbildungen, die naturgemâss besonders
das Portrât berücksichtigen und daneben
im zweiten Band eingehend Haltern veran-
schaulichen, werden auch dem mit dem
Stoff mehr vertrauten Forscher sehr will-