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Römisch-germanisches Korrespondenzblatt: Nachrichten für römisch-germanische Altertumsforschung — 5.1912

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Nr. 6 (Nov. u. Dez)
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Vereine, Museen u. a.
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https://doi.org/10.11588/diglit.25475#0106

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92

des Plancus wesentlich bescheidener vor-
gestellt, doch fallt solch ein Vorurteil nicht
ins Gewicht. Wohl aber drângt sich mir
ein anderes Bedenken gegen des Verfassers
Schlüsse auf. Bestand denn zu der Zeit,
als sich der Augstgau bildete, noch eine
Trennung von Kolonie und Civitas? Für
die Zeit der Gründung und die erste Kaiser
zeit kônnen wir uns die Scheidung zwischen
der rômischen und peregrinen Gemeinde
nicht schroff genug vorsteller. ; aber die
folgende Entwicklung, vor allem im 3. Jahr-
hundert, verwischte die rechtlichen Unter-
schiede, drângte auf eine Verschmelzung
hin. Und wenn sich im Innern Galliens
vielleicht mancherlei Rechtsunterschiede
bis in die Spâtzeit konservierten, so ist
damit in dem Grenzland der Rauriker nicht
zu rechnen. Hier haben ja zu allem Anderen
die Alemannenstürme völlige Umwâlzungen
herbeigeführt. Die Colonia Augusta scheint
das Ende des 3. Jahrhunderts gar nicht über-
dauert zu haben, Jedenfalls stand sie fortan
zurück hinter der neuen Grenzfestung im
nahen Kaiseraugst und hinter der civitas
Basiliensis. Zudem führte auch die neue
Organisation der Militargrenze am Rhein
zu mancherlei Territorialverschiebungen,
da ja weite Landstrecken in militârische
Verwaltung übergehen mussten. So glaube
ich kaum, dass das Territorium der alten
Augusta als ein geschlossenes Gebilde un-
verändert die Wandlungen der Spâtzeit
überdauert hat. Die These, dass der Augst-
gau eben diesem Koloniegebiet entspreche,
scheint mir nicht erwiesen. Ebensow'enig
môchte ich freilich sagen, dass er etwa
gleich dem Gesamtgebiet der Rauriker sei.
So einfach scheint die Lôsung nicht zu
sein. Aber lohnen wird es doch, der Ur-
geschichte des Augstgaues w'eiter nach-

VEREINE MUSEEN u. a.

56.13. Hauptversammlung des südwestdeut-
schen Verbands ftir Altertumsforschung

(gemeinsam mit dem Gesamtverein der
deutschen Geschichts- und Altertumsver-
eine) in Wü rz bu rg vom 10.—12. Spt. 1912.

Dienstag den 10. Sept., vorm. 11 Uhr
Sitzung des Verbandsvorstandes und der
Vereinsvertreter. Geschâftliches.

Nachm. 4Uhr: 1. Anthes, Bericht über
die Tâtigkeit der Verbandsvereine im
abgelaufenen Jahr. Aus der Palaeolithi-
schen ZeitnureinSilex-Fund aus einerSand-
grube bei Holzheim i. Elsass. Neolithik:
DieFragenach derForm des neolith. Wohn-
hauses spielt eine grosse Rolle. Eine Spiral-
keramische Siedlung untersuchte Anthes bei
Gross-Bieberau und eine bandkeramische,
Lehner bei Plaidt a. d. Nette; bei letzterer
beachtenswert Umfassüngsgraben, wie bis-
her nur in der Pfahlbau-Kultur bekannt.
Besonders schône Keramik ergab die Süd-
wetterau, auch Mayen. Einzelfunde aus dem
Bezirk von Trier, Strassburg u. a. gemeldet.

zugehen. Denn wenn mir auch die jetzigen
Ergebnisse zweifelhaft erscheinen, so ist die
Untersuchung selbst fruchtbar und fordernd,
und es wâre schôh, wénn sie auch anderw'ârts
zu verwandten Studien anregen vvürde.

Ein weiteres Kapîtel beschâftigt sich
mit der Frage der Bodenteilung in dem
Territorium der Kolonie. Der Verf. geht
von der Beobachtung aus, dass in den
Haupttâlern des Gebietes die rômischen
Gutshôfe jeweils etwa 2 km von einander
entfernt sind, so dass sich eine Gütergrôsse
von etwa 2 qkm = 4 Centurien ergibt.
Verwandte Feststellungen sind auch sonst,
in der Wetterau und in der Rheinebene,
gemacht worden, und es ist zu hoffen, dass
einmal eine umfassende Statistik der villae
rusticae ein anschauliches Bild von der
Grundbesitzverteilung in unserer Provinz
gibt. Wenn der Verf. sodann erwâgt, ob
die Gutsbezirke in dieser Grôsse etwa bis
auf die ersten Assignationen zurückgehen,
j so ist da natürlich keine Gewissheit zu
erzielen. Dasselbe güt, wie er selbst be-
merkt, von seinen Vermutungen über das
System der Vermessung; ich verweise dazu
auf Bonner Jahrb. 120, 1911 S. 49 Anm. 19.

Das letzte Kapitel 'Ein kaiserlicher Spei-
cher der Getreideverwaltung in Augst’ be-
handelt das Fragment einer Weihinschrift
eines Augusii servus dispensator horreorum.

Mit liebevoller Sorgfalt hat der Verf. die
historischen Probleme der Augusta Raurika
klargelegt und so die kritische Grundlage
für eine zielbeumsste, grosszügige Gelande-
forschung geschaffen. Hoffentlich beschert
uns diese ein anschauliches Bild der Stadt-
anlage, und durch reichere epigraphische
Funde zugleich neue, lebendigere Ztige aus
der Stadtgeschichte.

Frankfurt a.M. Walther Barthel.

A. weist hin auf das Auffällige des hâufigen
Wiederkehrens der 5 Zahl bei steinzeitlichen
Sammelfunden, ohne weitere Folgerungen
daran knüpfen zu wollen. — Bronzezeit.
Grâberfeld bei Kehrich von Lehner unter-
sucht vom Ende der Bronzezeit oder An-
fang der Hallstattzeit. ■— Hallstattzeit:
Nur spârlicheFunde. — Latènezeit: Ring-
wâlle für das Elsass von Gutmann zu-
sammengestellt, 40 im Ganzen. Fiir Würt-
temberg vgl. »Fundberichte aus Schwaben.«
Die Heidenburg bei Senkenheim v'om Hage-
nauer Verein ausgegraben. Auch im Trierer
Bezirk Untersuchungen latènezeitlicher An-
lagen. Der Hülserberg b. Krefeld trâgt eine
Siedelung aus der Zeit unmittelbar vor der
Rômerherrschaft. Ueber Rittershausener
Ringwall s. u. (Brenner), überEinsiedlerVier-
ekschanze s. u. (Goessler). Untersuchungder
Glauburg bei Stockheim begonnen (Anthes):
die eigentliche Hôhenbefestigung wohl in
die Latènezeit hinaufreichend; Anlage schuh-
sohlenfôrmig. Kittelsburg bei der Saalburg
 
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