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Die vierte Zeichnung auf fol. 142 stellt einen der üblichen grossen Grabsteine
dar mit den Figuren des Ehepaares in Relief und der Inschrift:
Nach einer gleichfalls auf Boissard zurück-
gehenden Zeichnung ist. das Monument ahgehildet
hei Meurisse, Histoire des évesques de Metz p. 13
(wiederholt in Montfaucons Antiquité expliquée suppl.
V pl. 40 n. 5). Scaliger im Index zu Gruter hat
RVESARIYS für ein Cognomen genommen und
Holder (Altkeltischer Sprachschatz s. v.) ist ihm
darin gefolgt, nicht ohne es als απαξ λεγόμενον mit einem Fragezeichen zu versehen.
Aher nach der Stellung der Buchstaben in Boissards Zeichnung muss zwischen IVLIO
und dem Anfange der zweiten Zeile fast eine halbe Zeile fehlen, in der das Avirkliche
Cognomen des Toten gestanden hat. Das râtselhafte am Anfange verstümmelte Wort
in der zw reiten Zeile giht uns den Beruf des Dargestellten, und muss erganzt werden
zu cé]rvesario.
Für das Wort cervesarius kennt der Thesaurus Linguae Latinae nur einen
Beleg, eine Tonschale aus Banassac (Dep. Lozère) mit der Inschrift (C. XIII, 10012, 7):
cervesarüs feliciter. Der Herausgeber Bohn zweifelt sive cle cervesae potoribus sive de
coctoribus cogitandum. Die Metzer Inschrift ist ein unzweifelhafter Beleg für cer-
vesarius = Bierbrauer. Dass das Wort einer Falschung oder Interpolation Boissards seinen
Ursprung verdanken sollte, ist ausgeschlossen. Im XVI. Jahrhundert, wo man cerevisia
schrieb und das Wort im Anschluss an Isidor. orig. XX, 3, 17 ableitete a Cercris vi.
hätte ein Falscher statt dessen einen cerevisarms geschaffen. Der Schluss der Inschrift
enthielt den Xarnen der Frau, welche ihrem Gatten hei Lebzeiten das Monument
gestiftet hat: wie er zu emendieren ist, lâsst sich nicht mit Sicherheit ausmachen.
Hoffentlich bringt noch einmal ein günstiger Zufall das Original des Grabsteines des
hisher einzigen Bierbrauers der gallo-römischen Epoche wieder zu Tage. Môge das
Getrânk, das er vor sechzehn oder siebzehn Jahrhunderten seinen Mitbürgern vorgesetzt
hat, reinlicher und echter gewesen sein, als die Inschriften, die der Antiquar von Besançon
spâter am gleichen Orte zusammengebraut hat!
NEUE FUNDE.
Eckartsbrunn (Amt Engen). Rômische Niederlassung.
63. Schon im Januar 1910 konnte einem Bericht des in der Gegend beschâf-
tigten Gr. Konservators der Baudenkmale entnommen werden, dass in
Eckartsbrunn, A. Engen, alte Mauerreste bekannt seien, deren rômischer
Ursprung sich aus hübschen Fundstücken ergab, die im Februar in ihrem
Bereich ausgegraben wurden. Nach allerlei Abhaltungen fand Ende April
1912 von unserer Seite durch Prof. Dr. Rott und Prâparator Eckert eine
genauere Untersuchung der Trümmerstâtte statt. Sie befindet sich unmittel-
bar südlich vom Dorf auf einer nach Südosten sich in künstlichen Terrassen
abdachenden Anhöhe und wurde nun vôllig freigelegt. Es ergab sich, freilich
meist fast bis auf die Fundamente zerstört, die Anlage einer rômischen
Villa rustica, im Ganzen in der in unseren Gegenden vielfach wieder-
kehrenden Gestalt.
In einem von Südwest nach Nordost gerichteten Rechteck von 32,45 m
Lânge und ca. 24 m Breite (Abb. 35) lag ein von Bauresten umgebener un-
gepflasterter Hof I>. Was von Mauern des letzteren noch übrig war, zeigte
0,80 bis I m Mächtigkeit und liess auf dem nach NO stark abschüssigen Terrain
meist nur noch wenige Steinlagen über dem Fundament erkennen.
Auf der Nordwest-Seite zogen sich in 2 m 60 Abstand von einander zwei
32,45 m lange parallele Mauern hin, welche den Raum C einschlossen. Ein
Eingang war nicht zu entdecken. Der Raum enthielt viel unzweifelhaften
IVLIO :
RVESARIO !,
MEDI VIXT AE j
CONIVC V IV A P
Die vierte Zeichnung auf fol. 142 stellt einen der üblichen grossen Grabsteine
dar mit den Figuren des Ehepaares in Relief und der Inschrift:
Nach einer gleichfalls auf Boissard zurück-
gehenden Zeichnung ist. das Monument ahgehildet
hei Meurisse, Histoire des évesques de Metz p. 13
(wiederholt in Montfaucons Antiquité expliquée suppl.
V pl. 40 n. 5). Scaliger im Index zu Gruter hat
RVESARIYS für ein Cognomen genommen und
Holder (Altkeltischer Sprachschatz s. v.) ist ihm
darin gefolgt, nicht ohne es als απαξ λεγόμενον mit einem Fragezeichen zu versehen.
Aher nach der Stellung der Buchstaben in Boissards Zeichnung muss zwischen IVLIO
und dem Anfange der zweiten Zeile fast eine halbe Zeile fehlen, in der das Avirkliche
Cognomen des Toten gestanden hat. Das râtselhafte am Anfange verstümmelte Wort
in der zw reiten Zeile giht uns den Beruf des Dargestellten, und muss erganzt werden
zu cé]rvesario.
Für das Wort cervesarius kennt der Thesaurus Linguae Latinae nur einen
Beleg, eine Tonschale aus Banassac (Dep. Lozère) mit der Inschrift (C. XIII, 10012, 7):
cervesarüs feliciter. Der Herausgeber Bohn zweifelt sive cle cervesae potoribus sive de
coctoribus cogitandum. Die Metzer Inschrift ist ein unzweifelhafter Beleg für cer-
vesarius = Bierbrauer. Dass das Wort einer Falschung oder Interpolation Boissards seinen
Ursprung verdanken sollte, ist ausgeschlossen. Im XVI. Jahrhundert, wo man cerevisia
schrieb und das Wort im Anschluss an Isidor. orig. XX, 3, 17 ableitete a Cercris vi.
hätte ein Falscher statt dessen einen cerevisarms geschaffen. Der Schluss der Inschrift
enthielt den Xarnen der Frau, welche ihrem Gatten hei Lebzeiten das Monument
gestiftet hat: wie er zu emendieren ist, lâsst sich nicht mit Sicherheit ausmachen.
Hoffentlich bringt noch einmal ein günstiger Zufall das Original des Grabsteines des
hisher einzigen Bierbrauers der gallo-römischen Epoche wieder zu Tage. Môge das
Getrânk, das er vor sechzehn oder siebzehn Jahrhunderten seinen Mitbürgern vorgesetzt
hat, reinlicher und echter gewesen sein, als die Inschriften, die der Antiquar von Besançon
spâter am gleichen Orte zusammengebraut hat!
NEUE FUNDE.
Eckartsbrunn (Amt Engen). Rômische Niederlassung.
63. Schon im Januar 1910 konnte einem Bericht des in der Gegend beschâf-
tigten Gr. Konservators der Baudenkmale entnommen werden, dass in
Eckartsbrunn, A. Engen, alte Mauerreste bekannt seien, deren rômischer
Ursprung sich aus hübschen Fundstücken ergab, die im Februar in ihrem
Bereich ausgegraben wurden. Nach allerlei Abhaltungen fand Ende April
1912 von unserer Seite durch Prof. Dr. Rott und Prâparator Eckert eine
genauere Untersuchung der Trümmerstâtte statt. Sie befindet sich unmittel-
bar südlich vom Dorf auf einer nach Südosten sich in künstlichen Terrassen
abdachenden Anhöhe und wurde nun vôllig freigelegt. Es ergab sich, freilich
meist fast bis auf die Fundamente zerstört, die Anlage einer rômischen
Villa rustica, im Ganzen in der in unseren Gegenden vielfach wieder-
kehrenden Gestalt.
In einem von Südwest nach Nordost gerichteten Rechteck von 32,45 m
Lânge und ca. 24 m Breite (Abb. 35) lag ein von Bauresten umgebener un-
gepflasterter Hof I>. Was von Mauern des letzteren noch übrig war, zeigte
0,80 bis I m Mächtigkeit und liess auf dem nach NO stark abschüssigen Terrain
meist nur noch wenige Steinlagen über dem Fundament erkennen.
Auf der Nordwest-Seite zogen sich in 2 m 60 Abstand von einander zwei
32,45 m lange parallele Mauern hin, welche den Raum C einschlossen. Ein
Eingang war nicht zu entdecken. Der Raum enthielt viel unzweifelhaften
IVLIO :
RVESARIO !,
MEDI VIXT AE j
CONIVC V IV A P