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Römisch-germanisches Korrespondenzblatt: Nachrichten für römisch-germanische Altertumsforschung — 5.1912

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Nr. 6 (Nov. u. Dez)
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Hülsen, Christian: Boissard's Metzer Inschriftensammlung und der Grabstein eines römischen Bierbrauers
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https://doi.org/10.11588/diglit.25475#0095

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Römisch-germanisches Korrespondenzblatt

(Fortsetzung des Korr.-Bl. der Westd. Ztschr. f. Oesch. u. Kunst).

Nachrichten für die römisch-germanische Altertumsforschung.

Herausgegeben von Dr. E. Krüger, Musennisdirektor in Trier.

Das Korrespondenzblatt erscheint alle 2 Monate. — Bezugspreis für das Jahr 3 Mark.

Verlagsbuchhandlung von Jacob Lintz in Trier.

Nov. u. Dez. Jahrgang V, 1912. Nr. 6.

Inhalt: 52. Boissards Metzer inschriftensammlung. Von Chr. Hülsen. — 53. Wagner
Bckartsbrunn, Römische Niederlassung. 54. Goessler. Gingen, drei römische
Votivsteine. — 55. Burckhardt-Biedermann, Die Kolonia Augusta Raurica
(Barthel). — 56. 13. Hauptversammlung des südwestdeutschen Altertums-

verbandes (Steiner).

Boissard’s Metzer Inschriftensammlung und der
Grabstein eines römischen Bierbrauers.

Von

Prof. Chr. Huelsen, Florenz.

52. Wer die Ausgabe der Metzer Inschriften im XIII. Bande des Corpus Inscrip-
tionum Lationarum durchmustert, tvird vielleickt erstaunt sein über das Verhältnis der
aus dieser Stadt bekannten echten Monumente zu den fa.lschen und verdächtigen. Von
den 179 als echt aufgenommenen Inschriften (nr. 4288—4466) sind iiber 150 erst
nacli dem Jahre 1800 bekannt geworden; den kaum 30 echten Stücken, die sich
bereits bei den Autoren des 16.—18. Jahrhunderts finden, stelien naliezu 70 Fäl-
schungen a.us Serselben Zeit (nr. 546*—613*) gegenüber. Das ist ein Prozentsatz,
wie er sich sonst fast nur bei italieniscken oder spanischen Städten findet, wo Ligorio,
Resende oder andere dunkele Ehrenmänner eine ausgiebige Fälschertätigkeit betrieben
liaben. Dass der Thesaurns epigraphicus von Metz so stark mit falschen Steinen
durchsetzt ist, kommt in erster Linie auf das Schuldkonto eines Mannes, der sich
auch auf anderen Gebieten als unzuverlässig bewiesen hat, nämlich des Jean Jacques
Boissard von Besançon (1528—1602). Am Ende eines vielbewegten Beiselebens, das
ibn durch fast ganz Europa gefübrt hatte, war Boissard in Metz ansässig geworden
nnd hatte hier seine grossen Abbildungswerke tiber die Altertümer Boms und Italiens
auf Grund seiner handschriftlichen Kollektaneen ausgearbeitet und zum Druck befördert ^)..
Eine Fortsetzung dazu, welçhe namentlich die von ihm in den Donauländern,. in
Lotliringen, Deutschland und Frankreich gesammelten Inschriften enthalten sollte, wollte
er in einem späteren Bande gehen, und liatte bereits an Janus Gruter für seinen (1603
publizierten) Thesaurus eine stattliche Anzalil Metzer Inschriften geliefert; an der
Herausgabe jenérFortsetzung hat ilm der Tod, der im Jahre des Erscheinens des letzten
Bandes seiner „Antiquitates“ erfolgte, verhindert.

Nun ist es längst bekannt, dass in Iloissards auf Rom und Italien bezüglichen
Bänden, neben zahlreichen zum teil selir absurden Fälschuugen eine weit grössere
Anzahl echter und niclit selten von ihm zuerst abgeschriebener Inschriften zu finden
ist * 2). Die Scheidung des Echten und Falschen wird dahei ermöglicht durch die Prüfung

*) Das Werk, welches vom dritten Teile an den Titel führt: Antiguitatum seu in-
scriptionum et epitaphiorum quae in saxis et marmoribus Romanis videntur cum suis signis
et imaginibus exacta descriptio (etwas abweichend Teil i und 2) erschien in sechs Teilen
in Frankfurt a. M. 1597—1602 (zweite Auflage 1627).

2) Den Boissard kurzerhand als ,,frechen Schwindler“ abzutun, mit dem man sich
möglichst wenig zu beschäftigen braucht (P. G. Huebner, Le Statue di Roma, 1912, S. 33)
ist bequem, aber unwissenschaftlich. Eine kurze Erörterung über seine Stiche und
Zeichnungen, abgesehen von den inschriftlichen, wäre im Gegenteil recht wünschenswert.
Über die bei ihm vorkommenden Porträthermen vgl. meine Bemerkungen Röm. Mitteil.
1910, 128 f. 144.
 
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