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als 320—324 fällt. Es darf sonach die Ver-
grabungszeit auf die Jahre zwischen 320 und
8. November 324 festgelegt werden.
Trier. P. Steiner.
■ Schönbuch. ßömischer Töpferofen
an der Schnapseiche. Im Wald des
Schônbuchs finden sich neben einer ganzen
Anzahl von Gebâuderuinen die offen zu Tâge
liegen (100 m nôrdlich der Strasse Detten-
hausen - Plottenhardt), die Heizungsanlage
(Hypokausten) einer rômischen Vilia, der
kleine Mercurtempel im „Sauhag“ bei Neu-
hausen a. F. arich Spuren von rômischer
Tonindustrie. Eine Topferei licgt etwa
50 m südwestlich der Schnapseiche, eines
alten Baumes an der Altdorfer Heusteige.
Jener Platz ist im Messtischblatt Tübingen
fälschlich als „Grhg.“ (d. h. Grabhügel)
eingezeichnet. Schon in den 60cr Jahren
ist an dieser Stelle geschiirft worden und
Prof. Naegele-Tiibingen hat mit Sicherheit
festgestellt, dass es sich um cine rômische
Tôpferei handelte.
Die Lage am Abhang des Goldersbachtals
an einem Zufluss des Baclies, also dicht am
IVasser ist recht günstig, mit schôner Aus-
sicht auf die Alb. Die Stelle war auch vor
der Ausgrabung leicht kenntlich. Rotgebrann-
ter Lehm und eine Unzahl von Scherben an
der Oberflache kennzeichneten sie. Der
grôsste Teil der Anlage scheint sich in die
z. Zt. dort stehende Schonung hineinzuziehen.
Die Ausgrabung fand auf Veranlassung
von Prof. Gôssler in den ersten Juli-Tagen
dieses Jalires auf Kosten der Kônigl. Alter-
tumssammlung statt, unter Leitung dcs Ver-
fassers.
I11 einigen langen Gräben wurde zunachst
versucht, die râumliche Ausdehnung festzu-
stelien. Die Ivulturschicht liegt ausserordent-
licli flach, direkt an der Oberflâche. Oefen
und Hiitten waren somit zerstôrt und konnten
nicht mehr festgestellt werden. Lagen ein-
mal mehrere Quadern mauerartig zusammen,
so zeigte sich hei Aufdeckung einer grôsseren
Flâche sehr schnell, dass die andern dazu
gehôrigen Steine aus dem Verband gerissen
waren oder gar fehlten. Eine tiefe Grube
(1,70 m unter der Oberflâche), deren Lehm-
wânde rot gebrannt waren, und deren Aus-
füllung viel Holzkohle und verschlackte Steine
enthielt, schien den Platz eines Ofens anzu-
deuten, dessenMauern zerfallen waren. Wenn
nun die Oefen selbst auch nicht gefunden
wurden, so ist doch die Existenz einer Tôpferei
hier an dér Schnapseiche ausser jedemZweifel.
Die zahllosen Gefâssbruchstücke in allen
Stadien des Brandes, mit allen môglichen
Fehlern können nur von einer Tôpferei
stammen. In der Lagerung der Scherben,
in den stark auseinandergezogenen Schutt-
aufhaufûngen, dem alten Abfallhaufen, liess
sich aucli noch erkennen, wie hier die ver-
unglückten Stücke eines Ofeneinsatzes, bald
Krüge oder Nâpfe oder Reibschalen, hin-
geschüttet wurden.
Es fand sich nur Gebrauchsware der
ârmeren Leute, der Kolonen und Soldaten:
flache Napfe mit steilem Rand, einhenkligo
Krüge, kesselartige Tôpfe mit dickem gereiftem
Rand; Reibschalen und gewôhnliche Schalen
sind die Haupterzeugnisse der Werkstatt.
Gelegentlich scheinen auch grosse Gefasse,
'Dolien, hergestellt worden zu soin.
So mag diese Werkstatte eines kleinen
Tôpfers die Umgegend bis zu den Kastellen
Cannstatt und Kôngen und vielleicht noch
weiter versorgt haben. . Eine Vergleichung
des bei der Ausgrabung gewonnenen Scher-
benmaterials wird dies zeigen. Die Funde
sind in die K. Altertumssammlung gelangt.
Einige charakteristische Dubletten hat das
archâologische Institut Tiibingen erhalten.
(Nach dem Bericht von G. Bersu in der
„Schwäb. Kronik“, Sept. 1911. Eine genaue
ausführlichere Mitteilung über die Grabungen
mit Abb. wird in den Fundberichten aus
Schwaben 1911 gegeben werden.)
MISCELLEN.
Fussgestelle für römische Râueherschalen.
7. Wohl in allen Museen Deutschlands, die auf ehemals rômischem Gebiete
stehen, trifft man eigentümliche, aus gewöhnlicher Tôpfererde, ohne besonders
künstlerische Ausführung hergestellte Tonrôhren von der Gestalt eines grossen
Sprachrohres (Abb. 8, 1,2, 3), über deren Zweck man immer noch im Unklaren war.
Es ist mir in jüngster Zeit bei vorgekommenen Funden in Strassburg wiederholt
aufgefallen, dass diese Rôhren die gleiche Technik, die gleiche Ornamentierung,
den gleichen gelblich-weissen, kreidigen Farbüberzug, kurz gesagt, den gleichen
Habitus zeigen, wie die meisten römischen Raucherschalen. So tragen die im
Strassburger Museum befindlichen Stücke Abb. 8, 1 u. 5 die gleichen gestrichelten
Leisten, Wülste und Rander ; dasselbe trifft für Abb. 8. 2, 9 u. Abb. 9,8 zu, wâhrend bei
Abb. 8, 3 u. Abb. 9. 4, 6 die hervortretenden Profilteile onduliert sind. Diese Technik
und Verzierungsweise finden sich bei keinem anderen Produkte der römisehen Tôpferei
wieder, sie sind bloss den fraglichen Tonröhren und Raucherschalen eigen, so dass
diese eine fiir sich geschlossene Gruppe der Keramik bilden. Daraus ergibt sich
der Schluss, dass beide Arten von Gegenstânden in gewisser enger Beziehung zu-
als 320—324 fällt. Es darf sonach die Ver-
grabungszeit auf die Jahre zwischen 320 und
8. November 324 festgelegt werden.
Trier. P. Steiner.
■ Schönbuch. ßömischer Töpferofen
an der Schnapseiche. Im Wald des
Schônbuchs finden sich neben einer ganzen
Anzahl von Gebâuderuinen die offen zu Tâge
liegen (100 m nôrdlich der Strasse Detten-
hausen - Plottenhardt), die Heizungsanlage
(Hypokausten) einer rômischen Vilia, der
kleine Mercurtempel im „Sauhag“ bei Neu-
hausen a. F. arich Spuren von rômischer
Tonindustrie. Eine Topferei licgt etwa
50 m südwestlich der Schnapseiche, eines
alten Baumes an der Altdorfer Heusteige.
Jener Platz ist im Messtischblatt Tübingen
fälschlich als „Grhg.“ (d. h. Grabhügel)
eingezeichnet. Schon in den 60cr Jahren
ist an dieser Stelle geschiirft worden und
Prof. Naegele-Tiibingen hat mit Sicherheit
festgestellt, dass es sich um cine rômische
Tôpferei handelte.
Die Lage am Abhang des Goldersbachtals
an einem Zufluss des Baclies, also dicht am
IVasser ist recht günstig, mit schôner Aus-
sicht auf die Alb. Die Stelle war auch vor
der Ausgrabung leicht kenntlich. Rotgebrann-
ter Lehm und eine Unzahl von Scherben an
der Oberflache kennzeichneten sie. Der
grôsste Teil der Anlage scheint sich in die
z. Zt. dort stehende Schonung hineinzuziehen.
Die Ausgrabung fand auf Veranlassung
von Prof. Gôssler in den ersten Juli-Tagen
dieses Jalires auf Kosten der Kônigl. Alter-
tumssammlung statt, unter Leitung dcs Ver-
fassers.
I11 einigen langen Gräben wurde zunachst
versucht, die râumliche Ausdehnung festzu-
stelien. Die Ivulturschicht liegt ausserordent-
licli flach, direkt an der Oberflâche. Oefen
und Hiitten waren somit zerstôrt und konnten
nicht mehr festgestellt werden. Lagen ein-
mal mehrere Quadern mauerartig zusammen,
so zeigte sich hei Aufdeckung einer grôsseren
Flâche sehr schnell, dass die andern dazu
gehôrigen Steine aus dem Verband gerissen
waren oder gar fehlten. Eine tiefe Grube
(1,70 m unter der Oberflâche), deren Lehm-
wânde rot gebrannt waren, und deren Aus-
füllung viel Holzkohle und verschlackte Steine
enthielt, schien den Platz eines Ofens anzu-
deuten, dessenMauern zerfallen waren. Wenn
nun die Oefen selbst auch nicht gefunden
wurden, so ist doch die Existenz einer Tôpferei
hier an dér Schnapseiche ausser jedemZweifel.
Die zahllosen Gefâssbruchstücke in allen
Stadien des Brandes, mit allen môglichen
Fehlern können nur von einer Tôpferei
stammen. In der Lagerung der Scherben,
in den stark auseinandergezogenen Schutt-
aufhaufûngen, dem alten Abfallhaufen, liess
sich aucli noch erkennen, wie hier die ver-
unglückten Stücke eines Ofeneinsatzes, bald
Krüge oder Nâpfe oder Reibschalen, hin-
geschüttet wurden.
Es fand sich nur Gebrauchsware der
ârmeren Leute, der Kolonen und Soldaten:
flache Napfe mit steilem Rand, einhenkligo
Krüge, kesselartige Tôpfe mit dickem gereiftem
Rand; Reibschalen und gewôhnliche Schalen
sind die Haupterzeugnisse der Werkstatt.
Gelegentlich scheinen auch grosse Gefasse,
'Dolien, hergestellt worden zu soin.
So mag diese Werkstatte eines kleinen
Tôpfers die Umgegend bis zu den Kastellen
Cannstatt und Kôngen und vielleicht noch
weiter versorgt haben. . Eine Vergleichung
des bei der Ausgrabung gewonnenen Scher-
benmaterials wird dies zeigen. Die Funde
sind in die K. Altertumssammlung gelangt.
Einige charakteristische Dubletten hat das
archâologische Institut Tiibingen erhalten.
(Nach dem Bericht von G. Bersu in der
„Schwäb. Kronik“, Sept. 1911. Eine genaue
ausführlichere Mitteilung über die Grabungen
mit Abb. wird in den Fundberichten aus
Schwaben 1911 gegeben werden.)
MISCELLEN.
Fussgestelle für römische Râueherschalen.
7. Wohl in allen Museen Deutschlands, die auf ehemals rômischem Gebiete
stehen, trifft man eigentümliche, aus gewöhnlicher Tôpfererde, ohne besonders
künstlerische Ausführung hergestellte Tonrôhren von der Gestalt eines grossen
Sprachrohres (Abb. 8, 1,2, 3), über deren Zweck man immer noch im Unklaren war.
Es ist mir in jüngster Zeit bei vorgekommenen Funden in Strassburg wiederholt
aufgefallen, dass diese Rôhren die gleiche Technik, die gleiche Ornamentierung,
den gleichen gelblich-weissen, kreidigen Farbüberzug, kurz gesagt, den gleichen
Habitus zeigen, wie die meisten römischen Raucherschalen. So tragen die im
Strassburger Museum befindlichen Stücke Abb. 8, 1 u. 5 die gleichen gestrichelten
Leisten, Wülste und Rander ; dasselbe trifft für Abb. 8. 2, 9 u. Abb. 9,8 zu, wâhrend bei
Abb. 8, 3 u. Abb. 9. 4, 6 die hervortretenden Profilteile onduliert sind. Diese Technik
und Verzierungsweise finden sich bei keinem anderen Produkte der römisehen Tôpferei
wieder, sie sind bloss den fraglichen Tonröhren und Raucherschalen eigen, so dass
diese eine fiir sich geschlossene Gruppe der Keramik bilden. Daraus ergibt sich
der Schluss, dass beide Arten von Gegenstânden in gewisser enger Beziehung zu-