77
die Bänder einer unter seinen Füssen sich hinziehenden grossen Girlande
hâlt. Dabei steht er auf einer Art kleiner Muschel, und in seinem Nacken
sieht man ein Polster, vergleichbar dem Kissen, das auf mittelalterlichen,
ursprünglich auf dem Boden liegenden, Denkmâlern sich unter dem Kopf der
Dargestellten befindet. An die gleiche Bedeutung ist hier natürlich nicht zu
denken. v. Domaszewski meint auf Grund meiner Beschreibung, der Knabe
sei ein Eros und jene scheinbaren Polster seien die Flügel. Der Künstler
müsste dann seine Vorlage allerdings missverstanden haben. Bemerkens-
wert sind noch die erhaltenen Farbspuren: Die Girlande war blaugrün, der
Hintergrund der Verzierung gelb, die Buchstaben rot.
4) Gefunden am 4. Juni 1912 bei der unter nr. 3 angegebenen Gelegen-
heit. Kalkstein. H. 117 cm, Br. 21 cm, Dm. 17 cm. Die Buchstabenform ist
noch ganz der Pinselschrift entlehnt
Der Vater Pr(a)esens hat also hier drei
Kinder im Alter von 8, 6 und 2 Jahren zu-
gleich begraben müssen. Auffallend ist, dass
bei diesen die ti-everische Herkunft so geflissent-
lich hervorgehoben wird. v. Domaszewski
macht auf die Steine CIL. XIII 7412 (aus
Grosskrotzenburg) und 7516a (aus Bingen) auf-
merksam, wo sie ebenfalls hervorgehoben wird,
u. zw. handelt es sich im ersten Fall auch um
Kinder. Es erklârt sich das daraus, dass die
Treveri eine bessere Rechtsstellung besassen,
als die meisten anderen gallischen Stâmme :
Augusta Treverorum war eine colonia latina
(CIL. XIII p. I p. 583 Sp. 2). Neben der blossen
Rose im Giebel, der schlichten Fassung der
Inschrift, der eigentümlichen Buchstabenform,
dem Ausschreiben des sunt am Ende, weist auch die Formel ob pietate(m) auf
die Julische Zeit hin (s Oxé, Westd. Korr.-Blatt XXII S. 139).
Mainz. K ö r b e r.
RESPECTVS
NAT-TRFAN
N O R · VIII
V E R A N 1 V S
N A T · T R E V
A N N O · I I I_I I I
S A M O C N A
NAT-TRF-AN
NOR · II · FILIA
P R E S E N S
PATER FILIS
SVIS POSVIT
O B P I E T A
H S S V N I
Nassenfels (Bez.-Amt Eichstätt, Bayern). Rômische Inschrift.
48.
Im Herbste 1911 wurde bei Untersuchung
eines römischen Grâberfeldes des 2. Jahrhunderts
der auf Abb. 34 abgebildete Grabstein gefunden, er
lag, von seinem ursprünglichen Standorte herabge-
fallen, mit derSchrift nach unten über einem Brand-
grabe, das ausser einer Menge Gefâssscherben eine
Scheibenfibel und einen Fingerring enthielt. Die
an dem Steine oben und unten vorspringenden
Leisten zeigen, dass er einem grôsseren Grabdenk-
mal eingefügt war, dessen Fundament wohl unter
der dicht dahinter liegenden heutigen Nikolaus-
kapelle sich befindet. Bruchstücke eines Monu-
mentes, leider ohne Inschrift oder bildliche Dar-
stellungen, waren in einem daneben liegenden, früh-
mittelalterlichen Plattengrabe verwendet, es fanden
sich mehrere solche innerhalb der rômischen Be-
gräbnisstätte mit Waffen und Gefâssen des 7. Jahr-
hunderts. Die Inschrift lautet :
Abb. 34. Grabstein von Nassenfels
V
die Bänder einer unter seinen Füssen sich hinziehenden grossen Girlande
hâlt. Dabei steht er auf einer Art kleiner Muschel, und in seinem Nacken
sieht man ein Polster, vergleichbar dem Kissen, das auf mittelalterlichen,
ursprünglich auf dem Boden liegenden, Denkmâlern sich unter dem Kopf der
Dargestellten befindet. An die gleiche Bedeutung ist hier natürlich nicht zu
denken. v. Domaszewski meint auf Grund meiner Beschreibung, der Knabe
sei ein Eros und jene scheinbaren Polster seien die Flügel. Der Künstler
müsste dann seine Vorlage allerdings missverstanden haben. Bemerkens-
wert sind noch die erhaltenen Farbspuren: Die Girlande war blaugrün, der
Hintergrund der Verzierung gelb, die Buchstaben rot.
4) Gefunden am 4. Juni 1912 bei der unter nr. 3 angegebenen Gelegen-
heit. Kalkstein. H. 117 cm, Br. 21 cm, Dm. 17 cm. Die Buchstabenform ist
noch ganz der Pinselschrift entlehnt
Der Vater Pr(a)esens hat also hier drei
Kinder im Alter von 8, 6 und 2 Jahren zu-
gleich begraben müssen. Auffallend ist, dass
bei diesen die ti-everische Herkunft so geflissent-
lich hervorgehoben wird. v. Domaszewski
macht auf die Steine CIL. XIII 7412 (aus
Grosskrotzenburg) und 7516a (aus Bingen) auf-
merksam, wo sie ebenfalls hervorgehoben wird,
u. zw. handelt es sich im ersten Fall auch um
Kinder. Es erklârt sich das daraus, dass die
Treveri eine bessere Rechtsstellung besassen,
als die meisten anderen gallischen Stâmme :
Augusta Treverorum war eine colonia latina
(CIL. XIII p. I p. 583 Sp. 2). Neben der blossen
Rose im Giebel, der schlichten Fassung der
Inschrift, der eigentümlichen Buchstabenform,
dem Ausschreiben des sunt am Ende, weist auch die Formel ob pietate(m) auf
die Julische Zeit hin (s Oxé, Westd. Korr.-Blatt XXII S. 139).
Mainz. K ö r b e r.
RESPECTVS
NAT-TRFAN
N O R · VIII
V E R A N 1 V S
N A T · T R E V
A N N O · I I I_I I I
S A M O C N A
NAT-TRF-AN
NOR · II · FILIA
P R E S E N S
PATER FILIS
SVIS POSVIT
O B P I E T A
H S S V N I
Nassenfels (Bez.-Amt Eichstätt, Bayern). Rômische Inschrift.
48.
Im Herbste 1911 wurde bei Untersuchung
eines römischen Grâberfeldes des 2. Jahrhunderts
der auf Abb. 34 abgebildete Grabstein gefunden, er
lag, von seinem ursprünglichen Standorte herabge-
fallen, mit derSchrift nach unten über einem Brand-
grabe, das ausser einer Menge Gefâssscherben eine
Scheibenfibel und einen Fingerring enthielt. Die
an dem Steine oben und unten vorspringenden
Leisten zeigen, dass er einem grôsseren Grabdenk-
mal eingefügt war, dessen Fundament wohl unter
der dicht dahinter liegenden heutigen Nikolaus-
kapelle sich befindet. Bruchstücke eines Monu-
mentes, leider ohne Inschrift oder bildliche Dar-
stellungen, waren in einem daneben liegenden, früh-
mittelalterlichen Plattengrabe verwendet, es fanden
sich mehrere solche innerhalb der rômischen Be-
gräbnisstätte mit Waffen und Gefâssen des 7. Jahr-
hunderts. Die Inschrift lautet :
Abb. 34. Grabstein von Nassenfels
V